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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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3. <strong>Die</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong><br />

leitend ersche<strong>in</strong>en; sie wirken so, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rahmenrichtl<strong>in</strong>ienarbeit tatsächlich gebraucht worden s<strong>in</strong>d: <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e<br />

mo<strong>der</strong>ne Form – nachträglicher – <strong>in</strong>haltlich-curricularer Legitimierung von normativen Entscheidungen 417 , die die<br />

offensichtlich gewordene Anfechtbarkeit bisheriger Setzungen vermeiden will, aber dennoch nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

begründenden Diskurs h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gestellt werden konnten – was letztlich ihre weiter bestehende zum<strong>in</strong>dest tendenzielle<br />

Willkürlichkeit belegt.<br />

Es wäre notwendig, die »Schlüsselprobleme« beim Wort zu nehmen, und ihre potentielle Funktion <strong>als</strong><br />

»Schlüssel« für politisches und gesellschaftliches Lernen zu erproben. Alle<strong>in</strong> mit den Aktualitäts- und Relevanz-<br />

Postulaten ist diese Funktion nicht zu ermöglichen, <strong>der</strong> curricularen Dimension <strong>der</strong> »Schlüsselprobleme« muss e<strong>in</strong>e<br />

didaktische Potenz und damit letztlich e<strong>in</strong>e handlungsleitende Orientierungsfunktion für methodische Entscheidungen<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er didaktischen Umsetzung zugeordnet werden.<br />

Da dies alle<strong>in</strong> über semantische Verschiebungen nicht zu realisieren ist, sollte zunächst die an den »Schlüsselproblemen«<br />

orientierte Term<strong>in</strong>ologie <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund treten zu Gunsten konkreterer Näherungen an den<br />

eigentlichen didaktischen Prozess und se<strong>in</strong>e gesellschaftlich-politischen Kontexte.<br />

Gesellschaftliche Diskurse, <strong>in</strong> die auch die Def<strong>in</strong>ition und Bestimmung von »Schlüsselproblemen«<br />

e<strong>in</strong>gebunden ist, s<strong>in</strong>d vielschichtig und reflexiv, <strong>in</strong> hohem Maße auch selbstbezüglich 418 und selbstgenerierend 419 .<br />

<strong>Die</strong> herrschende Medienöffentlichkeit bewirkt dabei oft auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Selbstgenügsamkeit, die die<br />

handlungsleitende Funktion des Diskurses herabsetzt und – zum<strong>in</strong>dest tendenziell – im umgekehrt proportionalen<br />

Verhältnis zu se<strong>in</strong>er regionalen und sozialen Reichweite politisch-gesellschaftliche Partizipationschancen öffnet.<br />

Das Thema <strong>der</strong> grundlegenden didaktischen Konzeption <strong>der</strong> »Schlüsselprobleme« kann <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

nicht <strong>in</strong> aller Ausführlichkeit ausgebreitet und diskutiert werden. Doch s<strong>in</strong>d die gesellschaftlichen<br />

Prozesse, wie die Diskurstheorie 420 , zeigt, nicht e<strong>in</strong>dimensional und sicherlich komplexer, <strong>als</strong> dass sie »e<strong>in</strong>fache<br />

Ergebnisse« zuließen. Drei Fragen müssten <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> erörtert werden:<br />

Resultieren »Schlüsselprobleme« über die <strong>in</strong> den Massenmedien präsenten öffentlichen Diskurse h<strong>in</strong>aus auch<br />

<strong>in</strong> den von den Wissenschaften zu vertretenen kritisch-analytischen Denkansätzen? Mit dieser Frage verb<strong>in</strong>det<br />

sich die Frage nach <strong>der</strong> Öffentlichkeitswirksamkeit <strong>der</strong> Wissenschaft, wenn sie über e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> legitimatorische<br />

Funktionalisierbarkeit h<strong>in</strong>ausgehen soll, und <strong>der</strong> Stellung <strong>der</strong> Wissenschaftler <strong>in</strong> den gesellschaftlichen<br />

Machtbalancen.<br />

S<strong>in</strong>d wissenschaftliche o<strong>der</strong> wissenschaftspropädeutische kritisch-analytische Denkansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, im<br />

Bereich <strong>der</strong> Bildung und Pädagogik synthetisch-handlungsleitende E<strong>in</strong>sichten und Wertungen zu begleiten und<br />

rational zu begründen?<br />

417<br />

418<br />

419<br />

420<br />

<strong>Die</strong>s lässt sich an den wi<strong>der</strong>sprüchlichen Umsetzungen von KMK-Entscheidungen <strong>in</strong> allen Bereichen, vor allem aber <strong>in</strong><br />

den politischen Fächern und im ›Werte‹-Unterricht, zeigen, die ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>en Konsens o<strong>der</strong> auch nur Kompromiss über<br />

das, was Ziel <strong>der</strong> Schule, was Inhalt des zu Lernenden, was zu entwickelnde Fähigkeiten <strong>der</strong> kommenden Generation se<strong>in</strong><br />

sollten, spiegeln, son<strong>der</strong>n die politischen Macht- und Mehrheitsverhältnisse. Insofern s<strong>in</strong>d diese Entscheidungen mit den<br />

gleichen sozialwissenschaftlichen Methoden und Ansätzen zu untersuchen und verständlich zu machen, die wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit auf die Analyse <strong>der</strong> Machtbalancen und ihrer sozialen Repräsentation <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Iran</strong> anzuwenden versuchen. Politisch bed<strong>in</strong>gte Frakturen s<strong>in</strong>d z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> neue Oberstufenverordnung des nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Kultusm<strong>in</strong>isters erkennbar, <strong>in</strong> <strong>der</strong> ca. 60 % unverän<strong>der</strong>ter und politisch irrelevanter Substanz 30 % Verschärfungen,<br />

die die bayrische Handschrift zeigen, (Entliberalisierung <strong>der</strong> Wahlmöglichkeiten, Erschwerung <strong>der</strong> Versetzung <strong>in</strong> die<br />

Kursstufe, dom<strong>in</strong>antes Hauptfachpr<strong>in</strong>zip, das sich auf Deutsch und Mathematik konzentriert) 10 % didaktischer Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

(fächerübergreifende Kurse, wissenschaftspropädeutische Facharbeit etc.), die an ältere nie<strong>der</strong>sächsische Traditionen<br />

anknüpfen, gegenüberstehen. Das e<strong>in</strong>e wird durch das an<strong>der</strong>e erkauft. Dass es aber im Schulalltag harmonisiert und<br />

zur Deckung gebracht werden könnte, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n schon die allgeme<strong>in</strong>en Strukturen und Prüfungsordnungen.<br />

<strong>Die</strong> Aufmerksamkeit, die <strong>in</strong> Nachrichtensendungen und Zeitungsreportagen gerade wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Reporter und<br />

Korrespondenten gewidmet wird, ist e<strong>in</strong> Merkmal dieser selbst-referentiellen Aufmerksamkeit, die nicht zu Unrecht <strong>als</strong> e<strong>in</strong><br />

kulturelles Merkmal <strong>der</strong> »Postmo<strong>der</strong>ne« apostrophiert wird.<br />

Politiker und an<strong>der</strong>e gesellschaftlich o<strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionell an verantwortlicher Stelle Handelnde wollen o<strong>der</strong> müssen sich<br />

unter <strong>der</strong> Annahme, nur <strong>in</strong> dieser Weise effizient handlungsfähig se<strong>in</strong> zu können, immer stärker zu »Medienpersönlichkeiten«<br />

stilisieren und, statt unmittelbar politisch zu handeln, »Berichtanlässe« schaffen von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachsten Form <strong>der</strong> Pressekonferenz<br />

mit aufmerksamkeitsheischenden Provokationen (das so genannte »Sommertheater«, das auch »H<strong>in</strong>terbänklern«<br />

e<strong>in</strong>mal im Jahr die Chance für Medienpräsenz eröffnet, ist e<strong>in</strong> Beispiel dafür), über »Aktionen mit Unterhaltungswert«<br />

(Fallschirmabsprünge, nur <strong>in</strong>nenpolitisch zu verstehende Auslands- und Staatsbesuche, Buchpräsentationen...) bis zur Initiierung<br />

länger dauern<strong>der</strong> »Diskurse«, sei es über Personalfragen (»Kanzlerkandidaten-Kandidatur-Diskussion«) o<strong>der</strong> um<br />

Sachfragen, <strong>der</strong>en tatsächlicher gesellschaftlicher Stellenwert durchaus nicht so e<strong>in</strong>deutig ist, wie es politischerseits <strong>in</strong>auguriert<br />

wird (Euro, »Auslän<strong>der</strong>probleme« o<strong>der</strong> Verbrechensbekämpfung). <strong>Die</strong>se Dom<strong>in</strong>anz von <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund gestellten<br />

»weichen« Politikthemen, <strong>der</strong>en Entscheidungsoffenheit letztlich nicht die grundlegenden Machtbalancen tangiert<br />

o<strong>der</strong> dies nur ungewollt und sekundär bewirkt, ermöglicht, dass die »Weichenstellungen« <strong>der</strong> »harten« Politikthemenbereiche<br />

alle<strong>in</strong>e auf <strong>der</strong> Machtebene stattf<strong>in</strong>den können. Hier ist auf e<strong>in</strong>en weiteren Aspekt dieser »Medienöffentlichkeit« zu<br />

verweisen. Thematische Präsenz und bewusstes Evozieren von »Problemdef<strong>in</strong>itionen« soll für die eigene politische Gruppe<br />

»Me<strong>in</strong>ungsführerschaft«, »Besetzen von Themen« bewirken und damit – <strong>als</strong> Ersatz für den realen Kompetenzerweis – politische<br />

Befähigung symbolisieren.<br />

Vgl. Abschnitt 1.3.1. – Dort auch die Literaturbelege.<br />

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