03.06.2014 Aufrufe

Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung<br />

und <strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

Realitäten angemessen politikwissenschaftlich und politikdidaktisch zu bearbeiten und die anstehenden Probleme zu<br />

lösen, geschweige denn, adäquate handlungsleitende Modelle für die Politikberatung und den Politikunterricht<br />

verfügbar zu haben.<br />

In e<strong>in</strong>em mühsamen und kontroversen Prozess müssen diese Defizite heute ausgeglichen und die daraus<br />

resultierenden wissenschaftlichen und didaktischen Desi<strong>der</strong>ate erarbeitet werden. Es mag für diese Situation wissenschaftshistorisch<br />

e<strong>in</strong>e Rolle gespielt haben, dass die E<strong>in</strong>führung des Faches Politikwissenschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />

we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er unstrittigen wissenschaftlichen Notwendigkeit, noch e<strong>in</strong>em str<strong>in</strong>genten Fachkonzept, son<strong>der</strong>n viel<br />

eher e<strong>in</strong>er auf die Lehrerausbildung zielenden politischen Option folgte, was sich <strong>in</strong> den unterschiedlichen Fachbezeichnungen<br />

ebenso spiegelte, wie <strong>in</strong> den mangelnden <strong>in</strong>teruniversitären Kontakten und Forschungsprojekten. Das<br />

Selbstverständnis <strong>der</strong> Politologie war von Anfang strittig und an äußere politische Vorgaben gebunden. Umso<br />

wichtiger ersche<strong>in</strong>t es mir, heute <strong>als</strong> Grundlegung e<strong>in</strong>es politikdidaktischen Paradigmenwechsels <strong>als</strong> Schritt <strong>in</strong><br />

Richtung auf die wachsende Selbstverständlichkeit <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer Didaktikkonzepte Politikdidaktik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

umfassen<strong>der</strong>e Didaktik <strong>der</strong> Sozialwissenschaften zu re<strong>in</strong>tegrieren.<br />

In e<strong>in</strong>igen Bundeslän<strong>der</strong>n hat die Schulpolitik erste, zögerliche und sicher noch nicht h<strong>in</strong>reichende Schritte <strong>in</strong><br />

diese Richtung unternommen, so <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zugrundelegung des Konzeptes <strong>der</strong> »Schlüsselprobleme« <strong>in</strong> den neuen<br />

Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien »Politik« im Land Nie<strong>der</strong>sachsen, wobei <strong>der</strong> damit verbundene Bezeichnungswechsel des Faches<br />

(von »Sozialkunde/Geme<strong>in</strong>schaftskunde« zu »Politik«) e<strong>in</strong>e fachliche Verengung suggeriert, die erfreulicherweise<br />

vom Inhalt nicht bewahrheitet wird. 8<br />

0.2. Überlegungen zur Konzeption <strong>der</strong> Untersuchung<br />

<strong>Die</strong> vorliegende Arbeit versucht den didaktischen Ansatz nicht <strong>als</strong> »Umsetzungs- und Anwendungstechnologie« zu<br />

begreifen, son<strong>der</strong>n <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e eigenständige wissenschaftliche Sicht- und Arbeitsweise, die, aufbauend auf e<strong>in</strong>em<br />

erweiterten Diskursbegriff<br />

sowohl <strong>in</strong>haltliche Zugangsweisen zu den <strong>in</strong>haltlichen gesellschaftlichen Problemen und Themenfel<strong>der</strong>n eröffnet,<br />

<strong>in</strong>dem gesellschaftliche Realität <strong>als</strong> grundsätzlich diskursiv vermittelt verstanden wird und damit nur über<br />

Diskurse zu erschließen ist – was durch die <strong>in</strong>tegrative E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Rezeptionsprozesse im Kern schon<br />

didaktisches Arbeiten ist –,<br />

<strong>als</strong> auch die gesellschaftliche Realität des Rezipienten, und das heißt <strong>in</strong> unserem Falle vor allem Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler <strong>in</strong> schulischen Unterrichtszusammenhängen, <strong>als</strong> <strong>in</strong>tegratives und <strong>in</strong>terdependentes Element <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Realitätserschließung begreift.<br />

E<strong>in</strong> didaktischer Paradigmenwechsel ist daher motiviert und begründet sowohl durch die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

»äußeren« gesellschaftlichen Realitäten, die im traditionellen Verständnis <strong>als</strong> Unterrichtsthemen, Inhalte o<strong>der</strong> Stoffe<br />

wahrgenommen o<strong>der</strong> verstanden werden, <strong>als</strong> auch durch die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Realität des Rezipienten,<br />

d.h. <strong>der</strong> Schule. Beides wird <strong>als</strong> <strong>in</strong>tegrativer und <strong>in</strong>terdependenter Gesamtvorgang zu begreifen und<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu beziehen se<strong>in</strong>.<br />

<strong>Die</strong>ser Paradigmenwandel betrifft daher grundsätzlich sowohl die wissenschaftliche Bearbeitung <strong>der</strong> Themen<br />

– <strong>in</strong> unserem Falle <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> und ihrer Rezeption <strong>in</strong> den deutschen Medien – <strong>als</strong> auch die<br />

didaktischen Zugangsweisen und die pädagogischen Selbstverständnisse.<br />

0.2.1. Leitende Fragestellungen<br />

<strong>Die</strong> übliche Situation des Schulpraktikers gegenüber <strong>der</strong> (Fach-) Didaktik ist, dass <strong>der</strong> meist von außen <strong>in</strong>duzierten<br />

Wahl des Unterrichtsthemas (Schulbuch, Richtl<strong>in</strong>ien, Anstaltslehrpläne), zu <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer und auch<br />

die betroffenen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler nur unwesentlich beigetragen haben, Überlegungen zur didaktischen und<br />

mehr noch methodischen Umsetzung folgen, dass <strong>als</strong>o didaktische Entscheidungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis reduziert werden<br />

auf Umsetzungs-Überlegungen („Abbild-Didaktik“).<br />

Den Fachkonferenzen ist zwar formal e<strong>in</strong>e Diskussionsfunktion betreffend methodischer und didaktischer<br />

Konzeptionen zugeordnet worden. Echte Mitentscheidungskompetenzen, die e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternen Demokratie-Anspruch<br />

nahe kommen könnten, s<strong>in</strong>d faktisch e<strong>in</strong>e Illusion. Mitwirkungsvorstellungen s<strong>in</strong>d lei<strong>der</strong> zur Alibi-Funktion abgewertet<br />

worden. Daraus resultiert auch e<strong>in</strong>e mangelnde Bereitschaft <strong>in</strong> den Kollegien, sich tatsächlich mit <strong>in</strong>haltlich<br />

substanziellen Än<strong>der</strong>ungen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen o<strong>der</strong> ihre praktischen Potentiale überhaupt erst wahrzunehmen.<br />

8<br />

E<strong>in</strong> Grund für diesen Namenswechsel ist sicherlich die schon alte Kritik am Begriff Geme<strong>in</strong>schaftskunde, dem <strong>der</strong> Rekurs<br />

schon aus Zeiten <strong>der</strong> Saarbrücker Rahmenvere<strong>in</strong>barungen über die E<strong>in</strong>führung dieses Faches und <strong>der</strong> anschließenden Phase<br />

<strong>der</strong> Sekundarstufen-II-Reform, die e<strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Situation didaktisch weit voraus eilendes fach<strong>in</strong>tegratives Konzept<br />

für das Gesellschaftswissenschaftliche Aufgabenfeld vorsah, das sich dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulpraxis und Landespolitik nicht<br />

durchsetzen ließ. H<strong>in</strong>zuzufügen ist, dass sich viele Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer im gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld<br />

schwer tun, das Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>es offenen, an Schlüsselproblemen orientierten Unterrichts didaktisch und methodisch umzusetzen.<br />

16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!