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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

Abschließend ist zur Situation des Diskurses über Gesellschaft, Macht und Soziale Ungleichheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politikdidaktik<br />

im S<strong>in</strong>ne des Themas unserer Untersuchung noch e<strong>in</strong>mal festzustellen, dass die ambivalente Struktur des<br />

Diskurses zu e<strong>in</strong>er mehrschichtigen Realitätswahrnehmung führen kann und soll, wobei Selbstbezüglichkeit und<br />

Distanzfähigkeit Leitl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>er rationalen didaktischen und fachlichen Umsetzung se<strong>in</strong> müssen. Gerade diese<br />

gefor<strong>der</strong>te Distanzfähigkeit beim Blick auf die eigenen gesellschaftsstrukturellen Verän<strong>der</strong>ungen setzen die ohneh<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>getretene Verknüpfung des gesellschaftlichen Diskurses über die Soziale Ungleichheit mit den Diskursen über<br />

die Globalisierung neu <strong>in</strong> Wert, <strong>in</strong>dem diese Diskurse den Spannungsrahmen erzeugen, <strong>in</strong>dem globale, regionale<br />

und lokale Disparitäten und Machtbalancen <strong>als</strong> Prozesse verstanden und untersucht werden können.<br />

4.2. Universalisierung und Globalisierung<br />

4.2.1. <strong>Die</strong> Globalisierungshypothese <strong>als</strong> politisches Erklärungskonzept<br />

<strong>Die</strong> Kategorie <strong>der</strong> »Globalisierung« verdeutlicht noch e<strong>in</strong>mal die Interdependenzen <strong>der</strong> fachlichen und <strong>der</strong> didaktischen<br />

Bedeutungsdimension politischer Erklärungskonzepte. Das Begriffs- und Kategorienpaar »Globalisierung«<br />

und »Universalisierung«, das <strong>in</strong>haltlich noch weiter zu differenzieren se<strong>in</strong> wird, stellt ohne Zweifel e<strong>in</strong>en<br />

wesentlichen Bezugspunkt zur Erschließung <strong>der</strong> sozioökonomischen und politischen Prozesse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> und damit <strong>der</strong><br />

Erörterung <strong>der</strong> Verständnismöglichkeiten für die <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> dar.<br />

<strong>Die</strong> fachliche, beson<strong>der</strong>s die politikwissenschaftliche und volkswirtschaftliche E<strong>in</strong>ordnung und Erklärung von<br />

Globalisierungsprozessen ist im Fluss und damit stark umstritten. 509 Dennoch sche<strong>in</strong>t auch mit Blick auf die gesellschaftlichen<br />

Prozesse <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Semiperipherien die Berücksichtigung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkungen von Globalisierungs-<br />

und Universalisierungsprozessen sehr s<strong>in</strong>nvoll, wenn die Dialektik von E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und Abson<strong>der</strong>ung, von<br />

E<strong>in</strong>wirkungen <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Märkte und <strong>der</strong> Suche nach eigenständiger gesellschaftlicher Identität zum<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> Erklärungshypothesen gemacht wird. Fars<strong>in</strong> Banki führt zu diesem Thema <strong>in</strong> bemerkenswerter<br />

Weise aus:<br />

„Bezeichnend ist hierfür deshalb auch <strong>der</strong> durch das häufige Zitieren abgeschwächte Begriff <strong>der</strong> ‚Globalisierung‘.<br />

Doch gerade dieses Schlagwort enthält die Komponenten, die zeigen, dass es sich hier nicht um e<strong>in</strong>en<br />

Wandel, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>e Angleichung an den längst e<strong>in</strong>getretenen Wandel handelt. Es s<strong>in</strong>d dies kurz gesagt,<br />

die Komponente <strong>der</strong> Gleichzeitigkeit (jedes Geschehen wird zur gleichen Zeit von allen auf dem gesamten<br />

Globus erfasst), <strong>der</strong> Migration (die nun nicht mehr die Freizügigkeit <strong>der</strong> Ausübung e<strong>in</strong>es Berufes me<strong>in</strong>t,<br />

son<strong>der</strong>n Aus- wie E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungen hervorruft, was zu e<strong>in</strong>er Weltgesellschaft führt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> alle ‚Bürger e<strong>in</strong>er<br />

Welt‘ s<strong>in</strong>d) 510 sowie die Komponente <strong>der</strong> Polyvalenz, die analog zum Polylog <strong>der</strong> Völker (je<strong>der</strong> hat (s)e<strong>in</strong>e<br />

Geschichte zu erzählen) 511 zu e<strong>in</strong>er Gleichwertigkeit und Gleichgültigkeit führen soll. Bei allen Komponenten<br />

herrscht e<strong>in</strong> reges H<strong>in</strong> und Her, e<strong>in</strong>e Geschäftigkeit, die e<strong>in</strong>en Wandel vortäuscht, wo es sich <strong>in</strong> Wirklichkeit<br />

doch bereits um die letzten Ausläufer <strong>der</strong> Realisierung e<strong>in</strong>es herrschenden Gedankens handelt: <strong>der</strong> europäischen<br />

Technologie. <strong>Die</strong> kurze Erläuterung zum sozialen Wandel soll aufzeigen, dass <strong>der</strong> soziale Wandel,<br />

wie er <strong>in</strong> westlichen Industrielän<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>trat, ke<strong>in</strong> Äquivalent <strong>in</strong> den Agrarlän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Dritten Welt kennt. Es bleibe vorläufig dah<strong>in</strong> gestellt, welche Ausmaße die Anpassung (Assimilation,<br />

Akkulturation) <strong>der</strong> Menschen an die Technologie und ihre Erfor<strong>der</strong>nisse noch annimmt und wie lange die<br />

Menschen sich noch auf diese Weise zum Sklaven <strong>der</strong> Technologie degradieren lassen, statt, wie angeblich ja<br />

immer gefor<strong>der</strong>t und erwünscht, die Technik <strong>als</strong> Hilfsmittel gegen das schwere Joch <strong>der</strong> Arbeit<br />

e<strong>in</strong>zusetzen.“ 512<br />

509<br />

510<br />

511<br />

Das reicht von <strong>der</strong> affirmativen Auffassung, dass <strong>in</strong> Zukunft letztlich alle wesentliche Prozesse nur noch im Rahmen <strong>der</strong><br />

Globalisierungsbed<strong>in</strong>gungen zu verstehen se<strong>in</strong> werden und dass unterhalb dieser Ebene politisch-ökonomische Handlungspotentiale<br />

nur noch schwerlich anzutreffen se<strong>in</strong> werden – sicherlich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressengeleitete Perspektive, wie sie sich bei<br />

Vertretern <strong>der</strong> transnationalen Wirtschaftsunternehmen und <strong>der</strong> global agierenden Banken f<strong>in</strong>det –, bis h<strong>in</strong> zur radikalen<br />

Reaktivierung <strong>der</strong> Globalisierungshypothese bei Afheld, <strong>der</strong> die Globalisierung <strong>als</strong> Diskussion e<strong>in</strong>er »Phantomtheorie«<br />

kennzeichnet.<br />

»Globale Trends 1996. Fakten, Analysen, Prognosen«. Hrsg. von Ingomar Hauchler. Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1995. Kapitel Migration,<br />

S. 121ff. Cf. auch die Def<strong>in</strong>ition <strong>in</strong> »Globale Trends 1998. Fakten Analysen, Prognosen«. Hrsg. Ingomar Hauchler,<br />

Dirk Messner, Franz Nuscheler, Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1999, S. 99: „Der Begriff Migration umfasst alle <strong>in</strong>ternen und grenzüberschreitenden<br />

Wan<strong>der</strong>ungen (FB). <strong>Die</strong> B<strong>in</strong>nenmigration reicht vom e<strong>in</strong>fachen Wohnsitzwechsel zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität über die umfangreichen armuts- und umweltbed<strong>in</strong>gten Land-Stadt-Wan<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> vielen Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

bis h<strong>in</strong> zu Vertreibungen im Zusammenhang mit Staudammprojekten o<strong>der</strong> gewaltsamen Konflikten. Internationale<br />

Migrationsformen reichen von temporären Wan<strong>der</strong>ungen zu Besuchs-, Ausbildungs- o<strong>der</strong> Erwerbszwecken über<br />

dauerhafte Auswan<strong>der</strong>ungen (Arbeitsmigration, Familiennachzug, Remigration von Staatsangehörigen) bis zu Flucht vor<br />

unmittelbarer Bedrohung des Lebens.“ (Anm. 7 Banki.)<br />

Cf. z.B.: „Alle Völker haben ihre Geschichte zu erzählen.“ Christian J. Jäggi / David J. Krieger, 1991: Fundamentalismus.<br />

Zürich: S. 196. (Anm. 8 Banki.)<br />

512<br />

pars pro toto. – Lübbe, Hermann, 1981: Transparente Gesellschaft - Informationsdynamik im Alltag, <strong>in</strong>: Idem. Zwischen<br />

Trend und Tradition. Überfor<strong>der</strong>t uns die Gegenwart? Zürich 1981, S. 39. (Anm. 9 Banki.)<br />

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