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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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3. <strong>Die</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ungen kaum berührten, meist ländlichen Bevölkerungsmehrheit immer größer, bis die Basis für e<strong>in</strong>en<br />

gewaltsamen Umsturz, die <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>, entstanden war.<br />

<strong>Die</strong> Reformen des Reza Schah s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Täuschung<br />

<strong>Die</strong> Anfänge <strong>der</strong> Herrschaftsjahre <strong>der</strong> Pahlawi-Dynastie wurden mit e<strong>in</strong>igen Reformen im Bereich <strong>der</strong> Staats- und<br />

Wirtschaftsverwaltung e<strong>in</strong>geleitet, die letztlich aber kaum reale Verbesserungen für die Bevölkerung bewirkten. Im<br />

Schülerreferat wird das den verwendeten politischen Quellen folgend begründet, dass diese Reformen durchgeführt<br />

worden wären, „um die Gemüter <strong>der</strong> Bevölkerung zu beruhigen. Bei den Reformen handelte es sich um Maßnahmen<br />

zur Täuschung <strong>der</strong> Bevölkerung und nicht etwa um plötzliche E<strong>in</strong>sicht <strong>der</strong> Regierung“.<br />

<strong>Die</strong> soziale und ökonomische Lage <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> verschlechterte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise sehr stark.<br />

Dabei wurde die schon gefährliche Abhängigkeit <strong>der</strong> iranischen Volkswirtschaft und des Staatshaushaltes vom<br />

Außenhandel, d.h. hier, vom Erdölexport deutlich, die sich trotz dieser Krisenerfahrung bis zur <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Iran</strong> immer weiter verstärkte.<br />

<strong>Die</strong> britische Erdölfirma AOPC, Vorläufer<strong>in</strong> <strong>der</strong> BP, die das iranische Erdöl för<strong>der</strong>te, reduzierte <strong>in</strong>nerhalb von<br />

drei aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgenden Jahren die an <strong>Iran</strong> zu zahlende Dividende auf e<strong>in</strong> Drittel, im Jahre 1929 auf 20 %, 1930<br />

auf 15 % und 1931 schließlich auf 5 %. Auf die darauf folgende Entrüstung <strong>der</strong> Bevölkerung sah sich die Regierung<br />

gezwungen, den Vertrag mit <strong>der</strong> AOPC zu kündigen. Der vorhandene Vertrag ließ e<strong>in</strong>e Kündigung jedoch nicht zu.<br />

Man e<strong>in</strong>igte sich schließlich darauf, e<strong>in</strong>en neuen abzuschließen. <strong>Die</strong> iranische Regierung stellte die Tatsache <strong>als</strong><br />

großen Sieg h<strong>in</strong>, obwohl die englische Firma für weitere 60 Jahre ihr Recht auf die für die Erdölför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>Iran</strong><br />

vertraglich festschreiben konnte. Während <strong>der</strong> 20-jährigen Herrschaft Reza Schahs wuchs die Ausbeutungsmenge<br />

des iranischen Erdöls von 55 Mio. auf 960 Mio. Barrel pro Jahr an.<br />

<strong>Die</strong> Wirtschaftskrise <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise führte zu dramatischen E<strong>in</strong>kommensverlusten<br />

bei <strong>der</strong> ohneh<strong>in</strong> noch zahlenmäßig und politisch schwachen Arbeiterschaft. Doch kam es jetzt zu den ersten<br />

Streiks <strong>in</strong> allen Industrieorten. Sie bewirkten zunächst, dass die bisherige Arbeitszeit von durchschnittlich 10-14<br />

Stunden auf 9 Stunden herabgesetzt wurde. Außerdem konnte e<strong>in</strong>e Lohnerhöhung durchgesetzt werden.<br />

Auf diese Streiks reagierte jedoch die Regierung mit neuen Gesetzen, die die Mitgliedschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> kommunistischen<br />

Partei, sowie jegliche Streiks verboten o<strong>der</strong> hart bestraften.<br />

<strong>Die</strong> Šah-Adm<strong>in</strong>istration versuchte nach den bitteren Erfahrungen während <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise e<strong>in</strong>en<br />

größeren politischen Handlungsspielraum zu gew<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong>dem sie sich partiell an Hitler-Deutschland anlehnte,<br />

dessen Regierung beim Šah auch gewisse politische Sympathien fand, die weiter unten noch e<strong>in</strong>mal angesprochen<br />

werden sollen.<br />

Dennoch war <strong>der</strong> politische und militärische E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Westmächte so groß, dass <strong>Iran</strong> den Aufbau e<strong>in</strong>er<br />

Nachschubl<strong>in</strong>ie für Waffen und technische Hilfe für die Sowjetunion durch <strong>Iran</strong> und den Kaukasus nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

konnte. <strong>Die</strong> Konferenz von Tehran, die erste Weichenstellungen für die geme<strong>in</strong>same Politik <strong>der</strong> Westmächte und<br />

<strong>der</strong> Sowjetunion über e<strong>in</strong>e absehbare Nie<strong>der</strong>lage Hitler-Deutschlands h<strong>in</strong>aus und die Behandlung <strong>der</strong> besiegten<br />

Achsenmächte erarbeitete, war auch e<strong>in</strong>e Demonstration <strong>der</strong> Machtverhältnisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>.<br />

Unmittelbar nach Kriegsende wurde Reza Šah auf Druck <strong>der</strong> Westmächte abgesetzt. Se<strong>in</strong> Sohn Mohammad<br />

Reza übernahm den Thron. Reza starb kurze Zeit später im Exil <strong>in</strong> Südafrika.<br />

Mit <strong>der</strong> neuen bipolaren Weltordnung <strong>der</strong> Nachkriegszeit lösten die USA die bisherige Hegemonialmacht<br />

Großbritannien im E<strong>in</strong>fluss auf <strong>Iran</strong> ab. Mohammad Reza Šah wurde zum besten Verbündeten <strong>der</strong> USA im Nahen<br />

Osten, während Großbritannien, d.h. die BP, weiterh<strong>in</strong> die führende ökonomische Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erdölwirtschaft<br />

spielte. 263<br />

<strong>Die</strong> Stützen <strong>der</strong> Macht des Schahs<br />

In den Schülerreferaten wird diesem Aspekt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle e<strong>in</strong>geräumt und vor allem auf die Zeit nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg bezogen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich die Situation bis zur <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> immer weiter zuspitzte.<br />

<strong>Die</strong> Aufmerksamkeit richtet sich dabei vor allem auf die sche<strong>in</strong>bare Omnipräsenz des Šah und se<strong>in</strong>er Familie. Als<br />

Transmissionsriemen dieser Herrschaftsausübung wird die militärische Organisation erkannt, die <strong>als</strong> e<strong>in</strong>zige Institution<br />

im Land zentralistisch und effektiv organisiert ist und <strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht die nicht vorhandene o<strong>der</strong> nur<br />

rudimentär ausgebildete Staatsverwaltung ersetzt.<br />

Wie wir noch sehen werden, übernimmt die Armee dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> »Weißen <strong>Revolution</strong>« unter Šah<br />

Mohammed Reza Aufgaben, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> zivilen Staatsgesellschaft von <strong>der</strong> Verwaltung ausgeübt werden, so die<br />

»Armee des Wissens«, die die Alphabetisierungskampagne durchsetzen soll und auch Lehrkräfte für e<strong>in</strong> neu errichtetes<br />

gymnasiales Bildungswesen rekrutiert. E<strong>in</strong>sätze im Gesundheitswesen, im Aufbau <strong>der</strong> Infrastruktur und im<br />

landwirtschaftlichen Beratungswesen gehören jetzt zu den Aufgaben <strong>der</strong> Armee. Dass damit faktisch zugegeben<br />

wird, dass für die tatsächlich nicht mehr vorhandene äußere Bedrohung <strong>Iran</strong>s die Hochrüstung jedes vernünftige<br />

Maß überschritten hatte, so dass das Militär beschäftigt werden musste, und dass an<strong>der</strong>erseits dadurch sichtbar<br />

wurde, wie wenig und <strong>in</strong>effektiv die zivile Staatsverwaltung ausgebildet war, zeigt die historische Perspektive<br />

deutlich. Dass an<strong>der</strong>erseits das Militär we<strong>der</strong> von se<strong>in</strong>er Qualifikation noch von se<strong>in</strong>er hierarchischen Befehls-<br />

263<br />

Bezeichnend ist, dass die gesamte geologische Kartierung <strong>Iran</strong>s und die Herausgabe <strong>der</strong> auch topographisch recht zuverlässigen<br />

geologischen Kartenwerke (1:250.000 für Südwestiran, 1:2 Mio. für das ganze Land) von <strong>der</strong> BP durchgeführt<br />

wurde.<br />

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