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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

Schülerbedürfnisse, Alltagsorientierung, medienkritischer Zugang verbieten lehrer- und schulbuchorientierte<br />

Unterrichtsstile und verweisen auf die vielfältigen Möglichkeiten des Projektunterrichts. Es ist nicht die Aufgabe<br />

dieser H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>en Fachvortrag, didaktische Folgerungen <strong>in</strong> aller Breite zu erörtern; dies wird an an<strong>der</strong>er<br />

Stelle zum Thema <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> erfolgen. So sei bezugnehmend auf das Thema „Dritte Welt“<br />

nur e<strong>in</strong>e These zur Diskussion gestellt:<br />

<strong>Die</strong> mangelnde unmittelbare Betroffenheit durch das Thema »Dritte Welt« und die vielfältigen gesellschaftlich<br />

bed<strong>in</strong>gten Motivationsbarrieren verbieten e<strong>in</strong>e unterrichtliche Umsetzung nach üblichem Muster, konzentriert auf<br />

Lehrervortrag, Schulbuch und begleitende Medien; projektorientierte, selbständige, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tendenz <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Arbeitsformen s<strong>in</strong>d unverzichtbar; nur durch e<strong>in</strong>e dem Schüler erkennbare Handlungsperspektive können die<br />

Motivationsschranken überwunden werden. Das geht nur, wenn das Thema mit allen se<strong>in</strong>en Bezügen und Parallelen<br />

<strong>in</strong> den Alltag des Schülers e<strong>in</strong>bezogen wird.<br />

3.4.5. Curriculare Konsequenzen<br />

<strong>Die</strong> Betrachtung <strong>der</strong> affektiven Dispositionen des Schülers, se<strong>in</strong>er Motive, sich auch »Dritte-Welt«-Themen<br />

zuzuwenden o<strong>der</strong> sie abzulehnen, se<strong>in</strong>e Vorurteile gegenüber Auslän<strong>der</strong>n und M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten, se<strong>in</strong>e eurozentrischen<br />

Beurteilungsperspektiven, die auf se<strong>in</strong> Selbstverständnis zurückwirken, hat gezeigt, wie schwierig es ist, e<strong>in</strong>en<br />

schülerorientierten didaktischen Ansatz für den Unterricht über die »Dritte Welt« zu f<strong>in</strong>den. Traditionelle Motivationsstrategien<br />

greifen zu kurz. Doch stößt diese didaktische Perspektive an praktische Grenzen: <strong>Die</strong> komplexe<br />

affektive Verankerung des Themas kann zwar im Rahmen von längerfristigen Projekten umgesetzt werden, bei <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Unterrichtse<strong>in</strong>heit dürften die organisatorischen, vor allem zeitlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> schülerzentrierten Didaktik, die über e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Wissensvermittlung<br />

h<strong>in</strong>ausgeht, erheblich erschweren.<br />

Hier greifen nun die im Referatthema angesprochenen curricularen Perspektiven. »Dritte-Welt«-Themen<br />

können und dürfen nicht <strong>als</strong> isolierte Unterrichtsgegenstände behandelt werden, son<strong>der</strong>n müssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> übergreifendes<br />

Curriculum e<strong>in</strong>gebunden werden. Solange <strong>der</strong> eigentlich erfor<strong>der</strong>liche fächerübergreifende Anspruch des<br />

Themas aus verschiedenen Gründen kaum realisiert werden dürfte, muss versucht werden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geographischen<br />

Curriculum die »Dritte-Welt«-Themen so mit Themen aus <strong>der</strong> eigenen Umwelt es Schülers zu verknüpfen, dass<br />

s<strong>in</strong>nvolle Transfermöglichkeiten hergestellt werden. <strong>Die</strong> Situation <strong>der</strong> Familie, die Lebensverhältnisse und<br />

ökonomische Verortung wirft e<strong>in</strong> Licht auf vergleichbare Situationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> »Dritten Welt«; wirtschaftliche<br />

Entwicklungen hier wie dort provozieren die Frage nach vorhandenen Dependenzen. Der Schüler muss erfahren<br />

können, dass das e<strong>in</strong>e Thema ohne das an<strong>der</strong>e nicht zu verstehen ist; dass Urteilsmaßstäbe für unsere eigene<br />

Situation an <strong>der</strong> fremden Kultur zu überprüfen und Vorurteile durch den die eurozentrische Perspektive überw<strong>in</strong>denden<br />

Vergleich abzubauen s<strong>in</strong>d. Er muss die Lernsituationen <strong>der</strong> eigenen Gesellschaft wahrnehmen können: Kontakte<br />

zu Auslän<strong>der</strong>n – Arbeitsmigranten, Asylanten, Auslän<strong>der</strong> mit temporären Aufenthalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD –, Kontakte und<br />

Gespräche mit deutschen Experten, die im Ausland tätig waren, unmittelbares Verfolgen <strong>der</strong> Waren-,<br />

<strong>Die</strong>nstleistungs- und Kommunikationsströme mit dem »Dritte-Welt«-Tourismus, Aufsuchen politischer und<br />

karitativer Organisationen, die sich mit <strong>der</strong> »Dritten Welt« ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen, Besuch von Museen und Sammlungen<br />

und Gespräche über den Wandel <strong>in</strong> ihrer Konzeption (z.B. das Bremer Überseemuseum o<strong>der</strong> die<br />

Sammlungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Dahlem); <strong>in</strong> Ausnahmefällen lassen sich vielleicht <strong>als</strong> Abschluss <strong>der</strong> Arbeit zu »Dritte-<br />

Welt«-Themen auch Studienreisen z.B. <strong>in</strong> den Nahen Osten o<strong>der</strong> nach Nordafrika organisieren?<br />

Als Unterrichtshilfe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit eurozentrischen Perspektiven sei vor allem noch auf die<br />

Schule <strong>der</strong> französischen Sozio-Ethnographie h<strong>in</strong>gewiesen, die mit Michel Leiris (»<strong>Die</strong> eigene und die fremde<br />

Kultur«) und Albert Memmi (»Der Kolonisierte und <strong>der</strong> Kolonisator«) fasz<strong>in</strong>ierende Werke, die <strong>als</strong> Unterrichtsquellen<br />

geeignet s<strong>in</strong>d, anzubieten hat. Auf die übergreifende friedenspädagogische E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des Themas »Dritte<br />

Welt« wurde schon weiter oben h<strong>in</strong>gewiesen. Hier eröffnen sich, <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Friedensbewegung <strong>in</strong><br />

Deutschland entsprechend, neue, zusätzliche Motivationspotentiale und affektive Zuwendungen, die sehr positiv zur<br />

Unterrichtsgestaltung beitragen können. Der hohe Stellenwert des Themas »Dritte Welt« <strong>in</strong>nerhalb friedensdidaktischer<br />

Konzeptionen zeigt sich, um nur zwei Literaturh<strong>in</strong>weise zu geben, bei Gronemeyer und den von <strong>der</strong> GEW<br />

vorgelegten Tagungsergebnissen zur ›Situation <strong>der</strong> politischen Bildung <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen‹.<br />

3.4.6. Zusammenfassung<br />

Abschließend seien die Ergebnisse <strong>der</strong> Überlegungen noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Diskussionsthesen zusammengefasst:<br />

1. <strong>Die</strong> traditionelle Geographiedidaktik gibt ke<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Legitimation zur Behandlung des Themas »Dritte<br />

Welt«; sie verliert die Schüler <strong>als</strong> Zielgruppe aus dem Auge.<br />

2. Traditionelle Motivierungsstrategien greifen zu kurz und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>haltlich unangemessen.<br />

3. Das Bild <strong>der</strong> »Dritten Welt« ist Bestandteil <strong>der</strong> eigenen politischen Kultur und damit urteils- und verhaltensrelevant.<br />

4. Aufgabe <strong>der</strong> Schule ist es, zur Überw<strong>in</strong>dung von Euro- und Ethnozentrismus beizutragen, <strong>der</strong> vor allem durch<br />

se<strong>in</strong>e affektive Komponente (Motivationsbarriere) bedeutsam ist.<br />

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