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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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3. <strong>Die</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong><br />

stattgefunden hatte, die die »westlichen Selbstverständlichkeiten« des mo<strong>der</strong>nen Nation<strong>als</strong>taates und des staatlichen<br />

Konzeptes des »<strong>Politischen</strong>« grundsätzlich <strong>in</strong> Frage stellen konnte.<br />

Mit dem Erfolg <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> begann die »Neue Weltordnung« und zwar zunächst nicht<br />

mit, son<strong>der</strong>n gegen die USA. Politisch-gesellschaftliche Prozesse wurden sowohl <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> wie <strong>in</strong> den westlichen<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong>itiiert, die 1978/79 noch nicht absehbar waren geschweige denn vorausgesehen wurden. Erst <strong>als</strong> <strong>der</strong><br />

immer gefährlicher werdende Konflikt zwischen <strong>Iran</strong> und den USA 1980, vor allem <strong>in</strong> unserem Referenzmonat<br />

April 1980, dessen exemplarische Untersuchung jetzt erfolgen soll, globale Kontroversen hervorrief und auch<br />

Nachdenklichkeit evozierte, wurde die grundlegende Verän<strong>der</strong>ung deutlich. Zwei Ereignisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltpolitik<br />

haben jedoch die positive Umsetzung <strong>der</strong> Erfahrungen aus diesem fundamentalen weltpolitischen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t o<strong>der</strong><br />

zum<strong>in</strong>dest relativiert. Beide Ereignisse s<strong>in</strong>d vor allem mit <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> USA verbunden, die weltpolitisch<br />

tatsächlich bis heute e<strong>in</strong>e zum<strong>in</strong>dest fragwürdige Rolle spielen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en wurde <strong>der</strong> »Erste Golfkrieg« zwischen Iraq und <strong>Iran</strong>, <strong>der</strong> sich politisch an Bagatellkonflikten<br />

entzündete, vor allem durch die politisch-militärische Stärkung des Iraq durch die USA, <strong>der</strong> trotz se<strong>in</strong>er bisherigen<br />

politischen B<strong>in</strong>dung an die Sowjetunion zum neuen Machtstützpunkt <strong>der</strong> USA im Nahen Osten und zum<br />

Vormachtkonkurrenten gegen <strong>Iran</strong> ausgebaut werden sollte. Saddam Husse<strong>in</strong> ist <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong> »Geschöpf« <strong>der</strong> USA.<br />

Aber auch hier fehlte den USA letztlich e<strong>in</strong>e differenzierte und angemessene politische Realitätssicht, wie <strong>der</strong><br />

»Zweite Golfkrieg« um die Annektion Kuweits durch Iraq zeigte. Letztlich verloren die USA durch unangemessene<br />

politische Perspektiven alle politischen Verbündeten im Nahen Osten und auch Israel geht heute trotz se<strong>in</strong>er<br />

Abhängigkeiten immer mehr auf Distanz zu <strong>der</strong> Hegemonialmacht. Das zweite globale Ereignis, das Ende des Ost-<br />

West-Konfliktes, bestätigte nun die USA <strong>in</strong> ihrem Weltbild, alle<strong>in</strong>ige Führungsmacht zu se<strong>in</strong> und die Weltkonflikte<br />

alle<strong>in</strong>e aus <strong>der</strong> eigen Perspektive heraus wahrnehmen und beurteilen zu können. <strong>Die</strong> Lehren aus dem Konflikt mit<br />

<strong>Iran</strong> und aus <strong>der</strong> gesellschaftlichen Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> wurden <strong>als</strong>o nicht gezogen. 406<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite führte die revolutionäre Integration <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> zu e<strong>in</strong>er neuen Sicht <strong>der</strong> krisenhaften<br />

sozioökonomischen Strukturen und Mo<strong>der</strong>nitätsdefizite. So wurde die <strong>Revolution</strong>, wie<strong>der</strong>um un<strong>in</strong>tendiert, zu e<strong>in</strong>em<br />

wirksamen Anlass e<strong>in</strong>er neuen Mo<strong>der</strong>nisierungsphase <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>, die sich jedoch nicht dem westlichen Mo<strong>der</strong>nitätsdiktat<br />

unterwirft, letztlich <strong>Iran</strong> schrittweise aber den notwendigen universellen Diskursen öffnen muss:<br />

„Hassan Bani-Sadr ist <strong>der</strong> neue Staatspräsident. <strong>Revolution</strong> von oben ist für ihn nicht das Ziel. Politische<br />

Parteien sollen vielmehr den neuen Staat tragen, Parteien, die dem Volk ke<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung aufdrängen, son<strong>der</strong>n<br />

die im Volk verankert s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong>se <strong>in</strong>nere Entwicklung setzt für Bani-Sadr die Unabhängigkeit nach außen<br />

voraus. Mehrfach schon hat er sich gleichermaßen hart gegenüber Amerika und gegenüber Moskau<br />

abgegrenzt. Der amerikanische E<strong>in</strong>fluß <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> dürfte mit <strong>der</strong> Wahl Bani-Sadrs auch künftig gestoppt<br />

bleiben.“ 407<br />

Es handelt sich im Abschnitt 3.3. um den zentralen didaktischen Ansatz dieser Arbeit für die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Thema <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>. Der Versuch, e<strong>in</strong>e diskursive Didaktik zu<br />

begründen, soll hier am konkreten Beispiel entwickelt werden, bei dem folgende Leitl<strong>in</strong>ien konstituierend s<strong>in</strong>d:<br />

Konzentration auf e<strong>in</strong>en abgegrenzten Zeitraum, dessen Exemplarität zu begründen ist,<br />

Konzentration auf e<strong>in</strong>en Medientyp – die Zeitungsberichterstattung –, <strong>der</strong> eigenständige Materialrecherche<br />

ebenso zulässt wie kritische Auswertung,<br />

<br />

<br />

Erarbeitung des Themas im Spannungsfeld öffentlicher Diskurse und kritischer Perspektiven,<br />

Herausarbeitung e<strong>in</strong>es Themenzugangs über zentrale »Schlüsselprobleme«, die e<strong>in</strong>erseits durch eigene<br />

Materialrecherche zu verifizieren, an<strong>der</strong>erseits durch kritische Interpretation zu verallgeme<strong>in</strong>ern s<strong>in</strong>d.<br />

Entwickelt wird dieser Ansatz durch die Medienanalyse <strong>der</strong> Berichte über die <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> im<br />

April 1980 – vgl. <strong>als</strong> Materialbasis das „Verzeichnis mit vorgeschlagenen Unterrichtsmaterialien“ –, aus <strong>der</strong><br />

heraus die „Scharnierfunktion“ dieses Zeitraumes erkannt und begründet werden kann. Beson<strong>der</strong>es Gewicht<br />

ist dabei auf die Korrespondenz <strong>der</strong> Diskursebenen <strong>in</strong>nerhalb von <strong>Iran</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Medienwahrnehmung <strong>in</strong><br />

Deutschland und <strong>in</strong> <strong>der</strong> – wissenschaftlichen wie didaktischen – Reflexion über die damaligen Ereignisse <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gegenwart (am Anfang des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts).<br />

3.3. Das exemplarische Pr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> <strong>der</strong> diskursiven Didaktik:<br />

Der April 1980<br />

<strong>Die</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> zu Grunde liegenden europäischen und<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e deutschen Diskurse haben e<strong>in</strong>e mehrfache Wandlung durchgemacht, die auf <strong>in</strong>nergesellschaftliche<br />

wie auf sich universalisierende <strong>in</strong>ternationale Interdependenzen verweisen. Damit ist auch gesagt,<br />

dass e<strong>in</strong>e didaktische Umsetzung <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> verbundenen historischen,<br />

gesellschaftlichen und politischen Problemzugänge <strong>in</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Wandlungen <strong>der</strong> Diskursschwerpunkte<br />

406<br />

407<br />

Vgl. dazu die Analyse <strong>in</strong>: Gorawantschy, Béatrice , 1993: Der Golfkrieg zwischen <strong>Iran</strong> und Irak 1980 – 1988. E<strong>in</strong>e konflikttheoretische<br />

Analyse. Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Peter Lang Verlag.<br />

1980-01-28 Frankfurter Rundschau (im vorhergehenden Abschnitt <strong>in</strong> an<strong>der</strong>em Kontext schon zitiert).<br />

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