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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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3. <strong>Die</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong><br />

das Problem »Dritte Welt« unabhängig von schulischer Vermittlung e<strong>in</strong> Bewußtse<strong>in</strong>s<strong>in</strong>halt und politischer<br />

Konfliktstoff <strong>in</strong> unserer eigenen Gesellschaft ist, dem sich <strong>der</strong> Schüler nicht entziehen kann und <strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite, <strong>als</strong> Indikator <strong>der</strong> politischen Kultur, Merkmal von politischen Verhaltensmöglichkeiten wie<br />

Vorurteilen ist. <strong>Die</strong>s ist die Grundlage e<strong>in</strong>er politikdidaktischen Umsetzung.“<br />

Und ich möchte hier h<strong>in</strong>zufügen: e<strong>in</strong>er geographiedidaktischen ebenso.<br />

Als Zielkategorien für den Unterricht wurden auf dieser Grundlage genannt:<br />

• Verän<strong>der</strong>ungen im Alltagsverhalten des Schülers,<br />

• Konsumgewohnheiten än<strong>der</strong>n (familiäre Aspekte berücksichtigen!),<br />

• E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>stellung zur Natur und zur Nahrung f<strong>in</strong>den,<br />

• Sensibilität <strong>in</strong> sprachlicher wie verhaltensmüßiger H<strong>in</strong>sicht z.B. beim Umgang mit Auslän<strong>der</strong>n entwickeln,<br />

• Verän<strong>der</strong>ung von Denkweisen und Wahrnehmungen,<br />

• Kritische Haltung gegenüber Informationsvermittlung <strong>in</strong> Medien,<br />

• Wahrnehmung von Interaktionszusammenhängen,<br />

• Kritikfähigkeit entwickeln auch gegenüber dem eigenen gesellschaftlichen System,<br />

• Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Handlungsbereitschaft,<br />

• Fähigkeit zum kollektiven Handeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule entwickeln,<br />

• Fähigkeit, politische Verantwortung zu übernehmen,<br />

• Bereitschaft zur Mitarbeit <strong>in</strong> außerschulischen Gruppen, wie »Dritte-Welt«-Gruppen, Entwicklungs<strong>in</strong>itiativen,<br />

amnesty <strong>in</strong>ternational.<br />

• Zugespitzt wurde dies zu drei grundlegenden For<strong>der</strong>ungen an die Schule, die den <strong>in</strong>nergesellschaftlichen<br />

Aspekt des Themas betonen:<br />

• Schule darf sich nicht nur <strong>als</strong> organisatorischer Rahmen für die Unterrichtsversorgung verstehen, son<strong>der</strong>n<br />

muss <strong>als</strong> gesellschaftliche Organisation bereit se<strong>in</strong>, politische Verantwortung zu übernehmen.<br />

• <strong>Die</strong> Schule muss die Gelegenheit bekommen, selbst politisch aktiv zu werden um sich z.B. an Dritte-Welt-<br />

Aktionen zu beteiligen o<strong>der</strong> solche selbst zu <strong>in</strong>itiieren.<br />

• <strong>Die</strong> Schule muss das Problem <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong><strong>in</strong>tegration <strong>als</strong> ihre ureigenste politische Aufgabe verstehen<br />

und <strong>in</strong> ihrem Bereich zum Abbau von Aggressionen, Vorurteilen und Diskrim<strong>in</strong>ierungen beitragen.<br />

<strong>Die</strong> zweite oben angesprochene Veranstaltung war das Jahrestreffen <strong>der</strong> UNESCO-Schulen vom 28.-30.10.82 <strong>in</strong><br />

Hildesheim. <strong>Die</strong> Schulen setzten sich <strong>als</strong> Projektthema 1982/83 die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Islam. <strong>Die</strong>s trifft<br />

auf unser Interesse gerade bei unserem Thema <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>. In <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> UNESCO<br />

und <strong>der</strong> UNESCO-Projekt-Schulen sollen schulische Projekte <strong>in</strong>itiiert werden, die fächerübergreifend und<br />

öffentlichkeitswirksam – ganz im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> eben genannten For<strong>der</strong>ung und hier sogar mit Unterstützung <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>ister!<br />

– e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales Thema umsetzen sollen. Das genannte Thema Islam ist sowohl Bestandteil des<br />

Themas »Dritte Welt« <strong>als</strong> auch exemplarisch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er didaktischen Problemstruktur für das übergreifende<br />

Themenfeld <strong>der</strong> „Dritte-Welt“-Didaktik.<br />

Es gibt kaum e<strong>in</strong>en Deutschen, so wurde übere<strong>in</strong>stimmend festgestellt, ke<strong>in</strong>en Schüler und ke<strong>in</strong>en Lehrer, <strong>der</strong><br />

nicht bestimmte, oft <strong>in</strong>haltlich diffuse und affektiv besetzte Vorstellungen über den Islam hätte, oft verknüpft mit<br />

Vorurteilen z.T. aggressiver Art über Türken und Araber. <strong>Die</strong> mangelnde Information über die zugrunde liegenden<br />

Sachverhalte wie auch über die psycho-soziale Verankerung <strong>der</strong> Vorurteile und ihre Funktion <strong>in</strong> unserer<br />

Gesellschaft provozieren e<strong>in</strong>e manipulierte Realitätssicht und damit nur sozi<strong>als</strong>chädliche und unangemessene<br />

politische und alltägliche Handlungsperspektiven für den E<strong>in</strong>zelnen. Da sich diese <strong>in</strong>doktr<strong>in</strong>ierte und ideologische<br />

Realitätsverfälschung nicht nur auf den Problemgegenstand selbst (»Islam« o<strong>der</strong> »Dritte Welt«) bezieht, son<strong>der</strong>n mit<br />

e<strong>in</strong>er Fehlbeurteilung <strong>der</strong> eigenen Identität verbunden ist, ist die kritische Aufarbeitung unverzichtbarer Auftrag an<br />

die Schule, d.h. vor allem an den Unterricht <strong>in</strong> den gesellschaftswissenschaftlichen und wertvermittelnden Fächern.<br />

Welche didaktischen Pr<strong>in</strong>zipien lassen sich daraus ableiten?<br />

Bezogen auf den Islam s<strong>in</strong>ngemäß übertragen aber auch auf das Thema »Dritte Welt«, hat auf <strong>der</strong> erwähnten<br />

UNESCO-Tagung <strong>der</strong> nordrhe<strong>in</strong>-westfälische Religionsdidaktiker Udo Tworuschka e<strong>in</strong>ige Thesen formuliert, die<br />

nach Tagungsnotizen <strong>in</strong> Auszügen wie<strong>der</strong>gegeben seien:<br />

1. Grundlage ist die Orientierung am Alltag. <strong>Die</strong> Alltagsgestalt des Islam, über die bei Schülern und Lehrern nur<br />

e<strong>in</strong> diffuses Bild besteht, ist Ansatz <strong>der</strong> Betrachtungen.<br />

2. Filme, Fernsehen und Comics vermitteln vor allem e<strong>in</strong> negatives Bild des Islam. Medienkritisches Arbeiten ist<br />

Voraussetzung.<br />

3. <strong>Die</strong> regionale Reichweite des Islam muss verdeutlicht werden.<br />

4. Quellengrundlage s<strong>in</strong>d vor allem Selbstdarstellungen des Islam. Leitfrage: F<strong>in</strong>det sich <strong>der</strong> Muslim <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Darstellung wie<strong>der</strong>?<br />

5. E<strong>in</strong>e primär kognitive Vermittlung reicht nicht aus. Der Alltag <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelschicksalen weckt Betroffenheit, wenn<br />

er mit den Alltagserfahrungen <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden kann.<br />

<strong>Die</strong>se didaktischen Überlegungen haben weit reichende Konsequenzen für den Unterricht und s<strong>in</strong>d auch<br />

leitbildmäßig Grundlage e<strong>in</strong>er möglichen didaktischen Gestaltung des Themas <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong>.<br />

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