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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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Das letzte mit <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlich-fachlichen Analyse <strong>als</strong> Voraussetzung <strong>der</strong> unterrichtlichen Umsetzung konzipierte<br />

Kapitel lenkt den Blick auf Probleme („Schlüsselprobleme“), die im Verlauf <strong>der</strong> Projektarbeit <strong>als</strong> Diskursansätze<br />

wie <strong>als</strong> Fragen an die politische und gesellschaftliche Realität aufsche<strong>in</strong>en und am Beispiel – im S<strong>in</strong>ne<br />

von Exemplarität – <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> entwickelt werden. Auf dieser Basis fußt dann auch das<br />

folgende 5. Kapitel mit se<strong>in</strong>en Unterrichtsvorschlägen.<br />

4. Diskurse <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung<br />

im Kontext <strong>der</strong> Ereignisse <strong>in</strong> <strong>Iran</strong><br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Schlüsselprobleme steht das Thema <strong>der</strong> Sozialen Ungleichheit. In unseren<br />

Unterrichtsvorschlägen wird dies ausführlich Berücksichtigt (5.2.3.2. Zweite Unterrichtskonzeption: Län<strong>der</strong>kundlicher<br />

Ansatz, Landeskundliche Dokument, zum Beispiel III: Soziale Ungleichheit). In den adm<strong>in</strong>istrativen<br />

Unterrichtsplänen wird dieses Thema aber oft ausgeblendet. 457 Noch deutlicher wird diese Ablehnung durch<br />

die traditionsorientierte Pädagogik dann, wenn Soziale Ungleichheiten auf Machtprozesse zurückgeführt<br />

werden. 458 Aber genau das soll im Mittelpunkt unserer Unterrichtskonzeption stehen!<br />

4.1. Gesellschaft, Macht und Soziale Ungleichheit<br />

4.1.1. Disparitäten und Ungleichheiten<br />

Ungleich zu se<strong>in</strong> und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt <strong>der</strong> Disparitäten zu leben, ist die Grun<strong>der</strong>fahrung des Menschen und<br />

Ansatzpunkt von Philosophie und Wissenschaft. <strong>Die</strong>se Allgeme<strong>in</strong>bedeutung und Ubiquität des Unterscheidbaren ist<br />

Chance philosophischer Reflexion und Gefahr sozialwissenschaftlicher Näherung, die ihre fachliche und sachliche<br />

Dist<strong>in</strong>ktion und Konkretheit erweisen muss. Es ist daher notwendig, soziale Ungleichheit durch die Verknüpfung mit<br />

an<strong>der</strong>en zentralen Begriffen <strong>der</strong> gesellschaftswissenschaftlichen Reflexion zu spezifizieren und von an<strong>der</strong>en<br />

Disparitätserfahrungen abzusetzen.<br />

Gerade auch im schulischen Bereich sche<strong>in</strong>t dies e<strong>in</strong>e vordr<strong>in</strong>gliche Aufgabe <strong>der</strong> Klärung zu se<strong>in</strong>. In den<br />

älteren didaktischen Kontexten <strong>der</strong> Politikdidaktik besteht e<strong>in</strong>e politisch motivierte Abwehr des Begriffes Soziale<br />

Ungleichheit. Ungleichheiten zwischen Menschen werden vorzugsweise <strong>als</strong> <strong>in</strong>dividuelle Ungleichheiten verstanden,<br />

wobei offensichtlich vor allem biologistische, historische und funktionalistische Erklärungsansätze zu Grunde gelegt<br />

werden, ohne dass das Soziale h<strong>in</strong>reichend und e<strong>in</strong>leuchtend expliziert wird. 459<br />

Wie sehr die sozialwissenschaftliche Spezifikation <strong>der</strong> Ungleichheitserfahrung durch ungeeignete begriffliche<br />

Kontexte verloren gehen kann, zeigt im <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Zusammenhang vor allem das Fach Erdkunde, dessen<br />

neuere Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen ebenfalls auf dem Konzept <strong>der</strong> Schlüsselprobleme aufbauen, den<br />

sozialwissenschaftlichen Begriff <strong>der</strong> Ungleichheit aber durch den Begriff <strong>der</strong> Disparitäten (im Plural!) ersetzen, <strong>der</strong><br />

durch den offenen, nicht dist<strong>in</strong>ktiven Begriff des Raumes <strong>als</strong> »raumwissenschaftliches« Konzept entspezifiziert und<br />

457<br />

458<br />

459<br />

Vgl. das Veröffentlichungsverbot des „Handreichungskurses Soziale Ungleichheit“ durch das Nie<strong>der</strong>sächsische Kultusm<strong>in</strong>isterium:<br />

Wolf, Jürgen / Voigt, Gerhard, 1978: Soziale Ungleichheit. Leistungskurs Soziologie. Nichtveröffentlichter<br />

Handreichungskurs. Materialdienst GEW Landesverband Nie<strong>der</strong>sachsen. Hannover [Als Manuskript gedruckt: Son<strong>der</strong>dienst<br />

12/77].<br />

Bolte, Karl Mart<strong>in</strong>, 19743: Soziale Ungleichheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland. In: Bolte, Karl Mart<strong>in</strong> / Kappe, <strong>Die</strong>ter<br />

/ Neidhard, Friedhelm, 1974: Soziale Ungleichheit. Struktur und Wandel <strong>der</strong> Gesellschaft. Reihe B <strong>der</strong> Beiträge zur Sozialkunde,<br />

Band 4. Opladen 19743 (Leske). – Nettelmann Lothar: Aspekte zur Anwendung des Pr<strong>in</strong>zips <strong>der</strong> Macht im Politikunterricht<br />

- Bisher vernachlässigt: Machttheoretische Ansätze im Politikunterricht – :politik unterricht aktuell, Heft 1-2<br />

/ 2000, S. 14-44. „Globalisierung und Ost-West-Perspektiven“ –<br />

http://www.pu-aktuell.de/pua2000/P100-n3.htm – Gerhard Voigt: Merksätze zu Popitz: Prozesse <strong>der</strong> Machtbildung. H<strong>in</strong>weise<br />

für die Diskussion des Textes im Unterricht. - ibid. S. 53-60 –<br />

http://www.pu-aktuell.de/pua2000/Popitzl.htm<br />

Der Nachweis ist <strong>in</strong> den Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Fächer Geme<strong>in</strong>schaftskunde, Sozialkunde o<strong>der</strong> Gesellschaftslehre <strong>der</strong> 70er<br />

und teilweise noch <strong>der</strong> 80er Jahre gegeben. Erst <strong>in</strong> den 90er Jahren erfolgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bundeslän<strong>der</strong>n wie <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

e<strong>in</strong> Umdenken, so dass – parallel zur E<strong>in</strong>führung des Konzeptes <strong>der</strong> »Schlüsselprobleme« – Soziale Ungleichheit zum<br />

zentralen Ansatz des Faches Politik wird. – Wie deutlich gerade zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> politischen Stagnationszeit Ende <strong>der</strong> 70er<br />

Jahre die Abwehr soziologischer Fragestellungen war, zeigt <strong>der</strong> die politisch brisante und auch im nie<strong>der</strong>sächsischen Landtag<br />

aufgegriffene Entscheidung des neu im Amt e<strong>in</strong>geführten Kultusm<strong>in</strong>isters Remmers, zwei Kurse, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reformkommission<br />

für die Sekundarstufe II entwickelt worden waren, aus politischen Gründen nicht zu veröffentlichen. Das war<br />

e<strong>in</strong>mal <strong>der</strong> Psychologie-Kurs „Psychische Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adoleszenz“, an dem Thomas Ziehe maßgeblich beteiligt war<br />

(Schatteburg/Ziehe 1978) und <strong>der</strong> Soziologie-Leistungskurs zum Thema <strong>der</strong> Sozialen Ungleichheit. Der Kursentwurf „Soziale<br />

Ungleichheit“ (Wolf/Voigt 1977) wurde 1976/77 im Auftrage des Nie<strong>der</strong>sächsischen Kultusm<strong>in</strong>isters im Rahmen <strong>der</strong><br />

Reform <strong>der</strong> gymnasialen Oberstufe <strong>als</strong> Leistungskurs Soziologie entwickelt, nach dem Regierungswechsel <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

und <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> bisherigen Reformkommissionen Anfang 1977 aber nicht mehr veröffentlicht. Im Juli 1977 hat<br />

die GEW Nie<strong>der</strong>sachsen das Manuskript des Kurses, gegen den Versuch des M<strong>in</strong>isteriums, die Publikation generell zu<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, <strong>als</strong> „Son<strong>der</strong>dienst 12/77. Nicht veröffentlichter Kurs für Handreichungskurse <strong>der</strong> Sekundarstufe II“ vorgelegt.<br />

Der Kurs ist <strong>in</strong> großer Auflage verbreitet und hat <strong>in</strong> diversen Weiterentwicklungen se<strong>in</strong>e Tauglichkeit seither <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtspraxis<br />

erwiesen (wenn diese Bemerkung e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Autoren dieses Kurses gestattet ist).<br />

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