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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

„Schlüsselprobleme“ gehen auf e<strong>in</strong> Konzept von Klafki zurück, <strong>der</strong> sich damit absetzen wollte von traditionellen<br />

„Lernzielen“ und „Inhaltskatalogen“, um die didaktische Umsetzung <strong>in</strong> die Schulen selbst zu verlagern.<br />

Formal s<strong>in</strong>d „Schlüsselprobleme“ noch immer „gültig“, aber durch die strikte <strong>in</strong>haltliche Reglementierung<br />

entleert worden zu nicht mehr gestaltungsfähigen Worthülsen... Hier sollen aber die positiven<br />

Potentiale <strong>der</strong> „Schlüsselprobleme“ wie<strong>der</strong> betont und <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung gebracht werden.<br />

1.4.2. Das Konzept <strong>der</strong> Schlüsselprobleme<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Schlüsselprobleme ist e<strong>in</strong> bezeichnen<strong>der</strong> Versuch didaktischer Theoriebildung, <strong>der</strong> die mangelnde<br />

Eignung e<strong>in</strong>er »Vermittlungswissenschaft«, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel eher <strong>als</strong> »Vermittlungshandwerk« zu bezeichnen ist,<br />

erweist. Beson<strong>der</strong>s deutlich wird das, wenn Schlüsselprobleme <strong>als</strong> »normale Vorgaben« <strong>in</strong> Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien<br />

auftauchen und nicht deutlich wird, wie sich diese »Schlüsselprobleme« von traditionellen Themen- und<br />

Inhaltsvorgaben unterscheiden.<br />

Das geht <strong>in</strong> Anspruch und Ausdruck noch deutlich h<strong>in</strong>ter Klafki zurück, ist aber im Vergleich mit älteren,<br />

bewusst auf jegliche <strong>in</strong>haltlicher Legitimation verzichtende Richtl<strong>in</strong>ien und Stoffpläne 100 durchaus e<strong>in</strong> Fortschritt, 101<br />

mit dem die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer s<strong>in</strong>nvolle Unterrichtskonzeptionen entwickeln und begründen<br />

können. Unter günstigen Umständen können auf dieser Basis auch wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> den Schulen und Kollegien<br />

pädagogischen-didaktische o<strong>der</strong> curriculare Gespräche geführt werden, Überlegungen angestellt o<strong>der</strong> gar Innovationen<br />

an den Schulen selbst <strong>in</strong>itiiert o<strong>der</strong> provoziert werden.<br />

Aus <strong>der</strong> eigenen Unterrichtspraxis heraus motivierte und persönlich gefärbte Anmerkungen werden bewusst<br />

here<strong>in</strong>genommen, um den missleitenden E<strong>in</strong>druck abzuwehren, dass wissenschaftlich-didaktischer Diskurs und<br />

Fortschritt sich tatsächlich und zw<strong>in</strong>gend <strong>in</strong> Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Schulpraxis auswirken. Neben dem fachlichen Diskurs<br />

ist dazu zunächst auch politische Me<strong>in</strong>ungs- und Willensbildung und direkte <strong>in</strong>stitutionelle E<strong>in</strong>flussnahme auf die<br />

Schulorganisation, auf die Lehrerausbildung sowie die Lehrerfort- und -weiterbildung notwendig.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Schlüsselprobleme ist daher e<strong>in</strong> praxisorientiertes Theorem, das noch nicht <strong>in</strong> Anspruch<br />

nehmen kann, e<strong>in</strong>e Theorie <strong>der</strong> (Politik-)Didaktik zu repräsentieren o<strong>der</strong> zu <strong>in</strong>itiieren. <strong>Die</strong>ses Theorem steht an <strong>der</strong><br />

Grenze zwischen theoretisch notwendiger Reflexion und Praxislegitimation und ist <strong>der</strong> didaktischen Problematisierung<br />

von Realitätsbereichen zuzuordnen, die <strong>in</strong> unterschiedlichen Problemebenen unterrichtsrelevant werden.<br />

Ansätze, den <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung <strong>in</strong> übergeordnete Problemebenen e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>mal von <strong>der</strong><br />

Struktur <strong>der</strong> Konfliktgenese zum an<strong>der</strong>en von <strong>der</strong> regional disparaten Ausprägung des Konfliktgeschehens ausgehen,<br />

wobei übergreifende E<strong>in</strong>ordnungsmuster gefunden werden können, zeigen <strong>als</strong> Grundstruktur die pr<strong>in</strong>zipielle<br />

Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit <strong>der</strong> Entwicklung, die nicht kont<strong>in</strong>gent, son<strong>der</strong>n strukturell und immanent begründet ist.<br />

In diesem Rahmen ist e<strong>in</strong>e an den Überlebensperspektiven orientierte didaktische Strukturierung <strong>der</strong><br />

<strong>Politischen</strong> Bildung möglich. Exkursorisch kann im Zusammenhang mit diesem Gedanken noch auf das aktuelle<br />

Ungenügen traditioneller Ansätze <strong>der</strong> Konfliktdidaktik verwiesen werden. Zwar waren diese, unseren Intentionen<br />

durchaus vergleichbar, auf das Aufbrechen staatsaffirmativer Politikkonzepte ebenso ausgerichtet wie auf die Orientierung<br />

an den Erfahrungswelten <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, doch blieb das didaktische Konzept selbst zu starr<br />

und punktuell. E<strong>in</strong>e relativ willkürliche – letztlich <strong>als</strong>o lehrerzentrierte – Auswahl aktueller politischer Konflikte –<br />

und wenn solche im thematischen Rahmen des Unterrichts gerade e<strong>in</strong>mal nicht verfügbar waren, auch des Angebots<br />

virtueller, spielerischer Konfliktmodelle – führte zu e<strong>in</strong>em standardisierten, dialogischen Unterrichtsverlauf, <strong>in</strong> dem<br />

– wenn <strong>der</strong> Unterricht <strong>als</strong> gelungen angesehen werden sollte –, natürlich die fortschrittlich, gute Seite (d.h. die<br />

Vore<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong> bzw. des Lehrers) »siegte«. Hier wird deutlich, dass <strong>der</strong> klassischen Konfliktdidaktik<br />

bei allen ihren unbestreitbaren Verdiensten, den Politikunterricht <strong>in</strong>novativ anzustoßen, das Kriterium und die<br />

Methode fehlte, <strong>in</strong>dividuelle und gesellschaftliche Relevanz- und Wirksamkeitskriterien zu entwickeln, die wir <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

100<br />

56<br />

den politischen Mehrheitsverhältnissen <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen nicht angenommen und veröffentlicht wurde. <strong>Die</strong> GEW Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

hat den Kursentwurf dann 1978 veröffentlicht. Seither hat er sich vielfach <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtspraxis bewährt und<br />

wurde <strong>in</strong> den Schulen <strong>in</strong>dividuell modifiziert und aktualisiert. E<strong>in</strong>e aktualisierte Neupublikation steht aber noch aus, würde<br />

aber den genannten Grundtexten weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e zentrale Funktion e<strong>in</strong>räumen.<br />

Es mag e<strong>in</strong>e bezeichnende Tatsache se<strong>in</strong>, dass den Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien-Kommissionen beim nie<strong>der</strong>sächsischen Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

<strong>in</strong> den 70er Jahren ausdrücklich untersagt wurde, <strong>in</strong> ihren Entwürfen Begründungen für <strong>in</strong>haltliche Setzungen<br />

o<strong>der</strong> Literaturverweise für didaktische Entscheidungen e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. <strong>Die</strong>se Anweisungen wurden den Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien-<br />

Kommissionen <strong>in</strong> <strong>Die</strong>nstgesprächen mitgeteilt und werden hier aus <strong>der</strong> persönlichen Er<strong>in</strong>nerung des Verfassers e<strong>in</strong>gebracht.<br />

101<br />

<strong>Die</strong> Legitimation von Inhalten wird im Rechtsverständnis nicht argumentativ im öffentlichen Diskurs son<strong>der</strong>n <strong>als</strong> politische<br />

Willensbildung durch die Verabschiedung <strong>in</strong> den Landtagen erfüllt. Dass dies e<strong>in</strong>em diskursiven didaktischen Konzept<br />

grundlegend wi<strong>der</strong>spricht, ist offensichtlich; es trägt zur Entfremdung zwischen wissenschaftlicher Didaktik und<br />

Schulpolitik, d.h. aber auch zur Schulwirklichkeit bei. Lei<strong>der</strong> gehen neuere Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien-Entwürfe wie die für das<br />

grundlegend erneuerte Fach »Werte und Normen« <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen schon wie<strong>der</strong> vom Konzept <strong>der</strong> Schlüsselprobleme ab<br />

und behelfen sich mit e<strong>in</strong>er vorläufigen Begrifflichkeit wie »Leitprobleme des Faches« o<strong>der</strong> gehen sogar noch e<strong>in</strong>en<br />

Schritt weiter zurück zu re<strong>in</strong>en Stoff- und Unterrichtsstundentafeln wie <strong>in</strong> den Entwürfen für die Real-, Haupt- und Son<strong>der</strong>schulen.

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