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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

würden –, ist diese Begriff gerade dadurch, dass nicht die Generationenfolge und auch nicht die durchschnittliche<br />

Generationendauer dist<strong>in</strong>ktives Kriterium s<strong>in</strong>d, problematisch: es handelt sich um Altersgruppen, die durch<br />

spezifische gesellschaftliche Lebensbed<strong>in</strong>gungen und biographische Brüche und Deformationen gezeichnet wurden,<br />

es handelt sich um Erfahrungsgruppen.<br />

Neben dieser horizontalen, zeitlichen Stratigraphierung <strong>der</strong> Sozialerfahrungen und biographisch kohärenter<br />

Prägungen tritt zunehmend auch e<strong>in</strong>e vertikale Aufspaltung <strong>der</strong> Erfahrungsumwelten. Traditionell wahrgenommen<br />

wird seit langem <strong>in</strong> den Gesellschaftswissenschaften die unterschiedliche schichtspezifische Lebenserfahrung mit<br />

<strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Bildung unterschiedlicher Orientierungen und Verhaltensweisen. <strong>Die</strong>se Differenzierung <strong>der</strong><br />

Gesellschaft tritt real, ohne bedeutungslos zu werden, etwas <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund gegenüber neuen Fraktionierungen,<br />

bei denen die Schichtzuordnung nicht mehr ausschlaggebend ist. Das ist auch didaktisch von e<strong>in</strong>iger Bedeutung, da<br />

e<strong>in</strong>erseits relativ schlichte Gesellschaftsmodelle auf <strong>der</strong> Basis des Schicht- und Statusbegriffes 123 wenig noch zur<br />

Erhellung <strong>der</strong> realen Konflikte und <strong>der</strong> Sozialerfahrungen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler beitragen, pädagogisch<br />

daher zum<strong>in</strong>dest teilweise obsolet geworden s<strong>in</strong>d, an<strong>der</strong>erseits gerade <strong>als</strong> reale Folge <strong>der</strong> zu erklärenden Prozesse<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Fraktionierung durch Auflösung ehem<strong>als</strong> kohärenter sozialer Schichten, durch<br />

Verelendungsprozesse im Rahmen <strong>der</strong> ehedem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland nicht so gekannten<br />

Massenarbeitslosigkeit, die neue gesellschaftlicher Dichotomien erzeugt hat, die E<strong>in</strong>heitsfolgen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland mit ihren Auswirkungen auf e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>tes gesellschaftliches Bewusstse<strong>in</strong> wie <strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>s auffälliger Weise durch die Heterogenisierung <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>als</strong> Migrationsfolge.<br />

Alle diese Prozesse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule präsent und wirksam, ohne dass <strong>der</strong> übergroße Teil <strong>der</strong> Lehrerschaft<br />

auch nur ansatzweise darauf vorbereitet wäre o<strong>der</strong> gar das notwendige gesellschaftswissenschaftliche<br />

Grundverständnis mitzubr<strong>in</strong>gen, um die eigene Situation kritisch und distanziert zu beobachten und zu verstehen.<br />

<strong>Die</strong> konzeptions- und orientierungslose Hektik, mit <strong>der</strong> die Schulpolitik und mit <strong>der</strong> die Schulkollegien krude<br />

Alltagstheorien über den Wandel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schülerschaft und ebenso untaugliche Lösungskonzepte entwerfen – und<br />

damit scheitern –, zeigt, wie notwendig e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>er didaktischer und pädagogischer Paradigmenwandel heute<br />

ist! Entsteht nicht <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schülerschaft e<strong>in</strong>e neue Erfahrungsgruppe, <strong>der</strong>en Grundbef<strong>in</strong>dlichkeit sich<br />

ausdrücken lässt mit den Kategorien <strong>der</strong> Orientierungslosigkeit, <strong>der</strong> Versagens- und Unsicherheitserlebnisse und <strong>der</strong><br />

Beobachtungsperspektive, dass alle diejenigen, die eigentlich von Amt o<strong>der</strong> Status her die Funktion <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Problemlösung übernehmen müssten, selbst orientierungslos o<strong>der</strong> unfähig zur<br />

Problembewältigung s<strong>in</strong>d?<br />

1.5.2.4. Milieu, Subkultur o<strong>der</strong> Strukturkonzepte?<br />

Soziologisch noch wenig befriedigend ist die eben angedeutete Tatsache, dass sich hier »horizontale« und<br />

»vertikale« Glie<strong>der</strong>ungspr<strong>in</strong>zipien überlagern, <strong>der</strong>en Verhältnis zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nicht h<strong>in</strong>reichend geklärt ist. Um sich<br />

dieses Problems anzunehmen, s<strong>in</strong>d mehrere höher differenzierte Theorieansätze entwickelt worden, die aber <strong>in</strong><br />

unserem Rahmen nicht e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> dargestellt und erörtert werden können. An dieser Stelle sollen nur drei Ansätze<br />

kurz angerissen werde, welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendsoziologie e<strong>in</strong>en größeren E<strong>in</strong>fluss haben und deshalb bevorzugt zu<br />

Erklärung schulischer Problemsituationen herangezogen werden. Alle drei Ansätze, die ich zusammenfassend mit<br />

den zentralen Begriffen »Milieu«, »Subkultur« und »Strukturkonzepte« bezeichnen möchte, e<strong>in</strong>t das Bestreben,<br />

e<strong>in</strong>en höheren Grad an differenzieren<strong>der</strong> Beschreibung zu leisten; gegen die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> »Milieu-« und <strong>der</strong><br />

»Subkulturtheorie« ist schon jetzt die E<strong>in</strong>rede angebracht, dass die Validität <strong>der</strong> Abgrenzung <strong>der</strong> dist<strong>in</strong>kten<br />

Sozialgruppen ebenso ger<strong>in</strong>g ist, wie <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltliche Erklärungswert gegenüber den Prozessen, die die postulierte<br />

gesellschaftliche Glie<strong>der</strong>ung bewirken.<br />

<strong>Die</strong> Milieutheorie hat große Verdienste durch ihre konkretisierende Fragestellung danach, welche sozialen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen und Erfahrungen <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>erseits bestimmter Sozialisationstypen, an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong><br />

Herausbildung kohärenter Gruppen und gruppenbezogener Verhaltensstandards <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft zugeordnet<br />

werden können. Umfassen<strong>der</strong>e, valide Erklärungsmodelle s<strong>in</strong>d jedoch im soziologischen S<strong>in</strong>ne nicht entwickelt<br />

worden, was auch an <strong>der</strong> <strong>in</strong>teressanten aber letztlich nicht auf Erklärungszusammenhänge zielende sozialempirische<br />

Methodik liegt, bei <strong>der</strong> <strong>in</strong> unterschiedlichen statistischen Modellen Kriteriencluster gebildet werden, die sowohl <strong>als</strong><br />

Gruppenkennzeichen wie <strong>als</strong> Gruppenbegrenzungen benutzt werden. Da aber die Kriterienerstellung kaum je<br />

strengen sozialwissenschaftlichen Methoden entspricht und eher heuristisch erfolgt, weichen die Gruppenmodelle je<br />

nach Forschungsgruppe z.T. sehr grundsätzlich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ab und reproduzieren teilweise dem Augensche<strong>in</strong> nach<br />

typisierte Standardvorstellungen von <strong>der</strong> gesellschaftlichen Fraktionierung, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit ohneh<strong>in</strong> latent<br />

präsent s<strong>in</strong>d. Es entsteht e<strong>in</strong> quasi-wissenschaftliches Feuilleton, <strong>in</strong> dem sich das technisch-konservative vom<br />

123<br />

Renate Mayntz: Kritische Bemerkungen zur funktionalistischen Schichtungstheorie. In: D. V. Glass und René König,<br />

Hrsg., Soziale Schichtung und soziale Mobilität. Köln/Opladen 1961. Son<strong>der</strong>heft 5 <strong>der</strong> Kölner Zeitschrift für Soziologie<br />

und Sozialpsychologie, S. 13. – E. K. Scheuch, [unter Mitarbeit von H. J. Daheim]: Sozialprestige und soziale Schichtung.<br />

In: D. V. Glass und René König, Hg., Soziale Schichtung und soziale Mobilität. Köln/Opladen 1961. Son<strong>der</strong>heft 5 <strong>der</strong><br />

Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. S. 91.<br />

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