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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

2.3.3. Universalisierung<br />

Hier setzt dann auch die Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung e<strong>in</strong>, die ganz bewusst traditionellen Bildungskonzepten<br />

gegensteuern muss und negative Globalisierungsfolgen zwar nicht aufheben, aber transparent und damit zum<br />

Unterrichtsgegenstand machen kann. Zentrale Konzepte <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung <strong>in</strong> Phasen <strong>der</strong> Globalisierung und<br />

Universalisierung liegen <strong>in</strong> dem Ziel, rationale Konfliktbewältigung durch die Erzeugung von sozialer und<br />

kommunikativer Kompetenz, kultureller Selbstdistanzierungsfähigkeit und kognitiver Qualifizierung zu ermöglichen.<br />

<strong>Die</strong>s kann aber sicher nicht „ganz allgeme<strong>in</strong>“ mit e<strong>in</strong>er „für Alle gültigen Methode“ geschehen, son<strong>der</strong>n nur<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kompetenten Aufarbeitung kulturellen Wissens und <strong>der</strong> Kenntnisse über Vorstellungs- und Traditions<strong>in</strong>halte,<br />

Gruppenüberzeugungen und identitätsbestimmende Bewusstse<strong>in</strong>s<strong>in</strong>halte und Symbolsysteme. Niem<strong>als</strong> kann<br />

es möglich se<strong>in</strong>, Interkulturelles Lernen am Maßstab e<strong>in</strong>es „Norm<strong>als</strong>chülers“ o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es „Wunschschülers“ zu<br />

orientieren und auszurichten. Ausgangspunkt muss immer die konkrete soziale Situation <strong>der</strong> Lerngruppe bzw. die<br />

konkrete Lernsituation selbst se<strong>in</strong>. Dass dies mit erhöhten For<strong>der</strong>ungen an die Kompetenz <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong>nen und<br />

Lehrer verbunden ist, steht außer Frage. Erhebliche Realisierungsprobleme bestehen dabei vor allem auch <strong>in</strong> den<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Semiperipherien, die gerade erst ihr Schulwesen aufbauen und entwickeln und daher oft mit nur kurz<br />

ausgebildeten Lehrkräften auskommen müssen, ganz abgesehen von den <strong>in</strong>sgesamt wirksamen materiellen und<br />

personellen E<strong>in</strong>schränkungen, unter denen Schule und Ausbildung <strong>in</strong> diesen Län<strong>der</strong>n steht. Daher muss sich <strong>der</strong><br />

Diskurs <strong>in</strong> vielen Län<strong>der</strong>n zunächst auf die wissenschaftlichen Institutionen konzentrieren, um hier Innovationsansätze<br />

konkret zu den Möglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Gesellschaft zu entwickeln und mittelfristig auch<br />

durchzusetzen. Doch wird die Unterrichtsforschung auch dort sehr schnell zeigen, dass die Problemstruktur <strong>in</strong><br />

Bezug auf die Globalisierungs- und Universalisierungsfolgen dort durchaus <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Industrielän<strong>der</strong>n vergleichbar<br />

ist, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dramatik <strong>der</strong> Ersche<strong>in</strong>ungsformen vielleicht sogar noch stärker und drastischer!<br />

Gegen diese auch kulturelle und soziale Universalisierungsbeobachtung wird oft – dem Augensche<strong>in</strong> nach<br />

auch zu Recht – geltend gemacht, dass die Wirkungen im gesellschaftlichen Alltag weniger Strukturen und<br />

Wirkungen <strong>der</strong> Globalisierung und Universalisierung erkennen lassen <strong>als</strong> zunehmende Vere<strong>in</strong>zelung, Entsolidarisierung<br />

und die Entwicklung <strong>der</strong> „Ellenbogengesellschaften“. Doch das muss sozialwissenschaftlich und<br />

sozialpsychologisch ke<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruch se<strong>in</strong>, müsste aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong> differenzierteres und umfassen<strong>der</strong>es theoretisches<br />

Konzept, das sich nicht an vor<strong>der</strong>gründig wi<strong>der</strong>sprüchlich ersche<strong>in</strong>enden E<strong>in</strong>zelbeobachtungen erschöpft,<br />

e<strong>in</strong>gebunden werden. <strong>Die</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>nergesellschaftlichen Beobachtung zu Grunde liegenden „Individualisierungskonzepte“<br />

s<strong>in</strong>d letztlich im Zusammenhang mit den langfristig wirksamen Zivilisationsprozessen zu sehen und zu<br />

erklären. Das heutige theoretische Problem ist es, dass die gesellschaftliche Entwicklung <strong>in</strong> durchaus konsequenter<br />

Weise <strong>in</strong> Realitätswi<strong>der</strong>sprüche h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geführt hat, die materielle und globale Entwicklung und <strong>in</strong>dividuelle und<br />

gruppenbezogene Trends und Bewusstse<strong>in</strong>sverän<strong>der</strong>ungen <strong>als</strong> nicht mehr kongruent erfahrbar werden lassen.<br />

<strong>Die</strong> schon angesprochene Problematik des Staatsbegriffes be<strong>in</strong>haltet die Frage danach, wen Träger <strong>der</strong><br />

Staatsgewalt ist – e<strong>in</strong>e Frage die ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Antwort erfährt. Bis zum Zweiten Weltkrieg galt<br />

völkerrechtlich <strong>als</strong> Staatsdef<strong>in</strong>ition das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Staatsregion mit e<strong>in</strong>deutiger Zuordnung, e<strong>in</strong>es<br />

Staatsvolkes, das Doppelzugehörigkeiten ausschließt („Nation“ 163 ), und e<strong>in</strong>er durchgesetzten Staatsgewalt.<br />

Dass diese Kriterien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte erst spät – seit <strong>der</strong> Aufklärung <strong>in</strong> Mitteleuropa – Geltung<br />

beanspruchten, ist offensichtlich. durch Universalisierungsprozesse, die <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Weltregionen <strong>als</strong> westlichkoloniales<br />

Oktroi empfunden wurden, durchgesetzt werden konnte, stieß es an politische Grenzen, die sich zum<br />

Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg <strong>in</strong> <strong>der</strong> UNO-Charta und <strong>der</strong> Menschenrechtsbewegung ihren Ausdruck<br />

fanden.<br />

2.3.4. Renationalisierung und die Krise des Staates<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> beschriebenen Globalisierungsprozesse ist es bemerkenswert, dass <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Semiperipherien <strong>der</strong> Diskurs um die »Mo<strong>der</strong>nisierung« vor allem geführt wird um das »Leitbild« des Nation<strong>als</strong>taates,<br />

wie er sich <strong>in</strong> Europa im Laufe <strong>der</strong> Neuzeit herausgebildet hat. Staat und Nation werden, durchaus im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> europäischen Geschichte, <strong>als</strong> funktional aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bezogen verstanden. Dem Ziel, <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong><br />

Gesellschaft im »mo<strong>der</strong>nen Staat« folgt das Herrschaftsmittel des Nationalismus.<br />

163<br />

„Nation (vor dem 14. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>in</strong>s Deutsche übernommen, von lat. natio, „Geburt, Herkunft, Volk“) bezeichnet größere<br />

Gruppen o<strong>der</strong> Kollektive von Menschen, denen geme<strong>in</strong>same kulturelle Merkmale wie Sprache, Tradition, Sitten, Gebräuche<br />

o<strong>der</strong> Abstammung zugeschrieben werden. <strong>Die</strong>se sprachlichen und kulturellen Eigenschaften und Merkmale werden<br />

dann <strong>als</strong> <strong>der</strong> nationale Charakter e<strong>in</strong>es Volkes o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Volksgeme<strong>in</strong>schaft ausgemacht. Grundlegend entspricht dies <strong>der</strong><br />

Nation <strong>als</strong> anthropologischem Konzept, welches sich <strong>in</strong> den Begriffen <strong>der</strong> Kulturnation o<strong>der</strong> ethnischen Nation wi<strong>der</strong>spiegelt“<br />

aus: Wikipedia - http://de.wikipedia.org/wiki/Nation. <strong>Die</strong>se Begriffsbestimmung zeigt sehr deutlich die biologistischen<br />

Vorstellungen von <strong>der</strong> Zusammengehörigkeit <strong>der</strong> „Überlebensgruppe“ (Norbert Elias), die sich aus den Vorstellungen<br />

des familialen Zusammenhalts entwickelt haben, aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transformation zur Staatsgesellschaft <strong>in</strong> rassistische Erklärungskonzepte<br />

mündeten.<br />

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