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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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6. „Post Scriptum“: E<strong>in</strong>ige notwendige persönliche Nachbemerkungen<br />

Unterricht wird zunehmend <strong>als</strong> technizistische Methode <strong>der</strong> Inhaltsvermittlung und – <strong>als</strong> Rest <strong>der</strong><br />

früheren zentralen und umfassenden Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung: <strong>der</strong> Entwicklung von Sozialkompetenz<br />

– <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>ierung <strong>der</strong> Schülergeneration im Stile des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts verstanden. Schulpolitik<br />

und Schulleitungen wollen e<strong>in</strong>e affirmative „Anpassungspädagogik“, <strong>in</strong> <strong>der</strong> abzähl- und<br />

abfragbare Kenntniskataloge das Maß des schulischen Erfolgs ausmachen /thematisieren.<br />

Infolgedessen geht die vorliegende Studie davon aus, dass das „Unzeitgemäße“, den aktuellen Aufgeregtheiten<br />

<strong>der</strong> Schulpolitik nicht Folgende, auch das sich nicht an <strong>der</strong> PISA-Studie messen zu lassende,<br />

immer und verstärkt das Notwendige und damit das eigentlich Aktuelle ist. Wie unangemessen e<strong>in</strong>e<br />

Schul- und Bildungspolitik wie die <strong>der</strong>zeit betriebene ist, zeigt sich u.a. daran, dass damit die aktuelle<br />

gesellschaftliche Grundfor<strong>der</strong>ung auf komplexes Lesevermögen (PISA, Kompetenzstufe V 709 ) <strong>als</strong> auch<br />

die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen 710 wie Kritikfähigkeit und Vernetztes Denken missachtet<br />

wird. Von daher gibt es eigentlich ke<strong>in</strong>e Gründe, am Konzept e<strong>in</strong>er Diskursdidaktik ungeachtet aller<br />

<strong>der</strong>zeitigen bildungspolitischen Fehlsteuerungen nicht festzuhalten.<br />

Wir sehen es daher nicht <strong>als</strong> nutzlos an –nun das Ergebnis dieser Studie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Aspekten verkürzend zusammenzufassen<br />

–,<br />

dass die Bedeutung <strong>der</strong> Didaktik gestärkt werden muss,<br />

dass an die Stelle e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulpraxis verbreiteten normativen e<strong>in</strong>e offene, diskursive Didaktik treten<br />

muss,<br />

dass die Unterrichtssituation nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>als</strong> methodisches Problem relevant ist, son<strong>der</strong>n dass sie Ausgangspunkt<br />

jedes Unterrichts und je<strong>der</strong> curricularen und didaktischen Entscheidung se<strong>in</strong> muss,<br />

dass Curricula nicht nach „öffentlichen Geme<strong>in</strong>plätzen“ verordnet, son<strong>der</strong>n aus didaktischen Diskursen entwickelt<br />

werden müssen,<br />

dass an die Stelle von Richtl<strong>in</strong>ien und Stoffplänen die permanente Curriculum-Revision treten muss, die ganz<br />

bewusst die Schulpraxis e<strong>in</strong>bezieht und sie zum Ausgangspunkt macht.<br />

<strong>Die</strong>se Ziele, die schon e<strong>in</strong>mal be<strong>in</strong>ahe konsensfähig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion um die Schulreform waren 711 , s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

vorliegenden Arbeit exemplarisch am Beispiel <strong>der</strong> <strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> und ihrer Rezeption <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

deutschen Öffentlichkeit vertieft, erweitert, legitimiert und differenziert worden.<br />

Für den Verfasser ist es nicht leicht, angesichts <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten bildungspolitischen Trends e<strong>in</strong>en Erfolg<br />

se<strong>in</strong>er Arbeit abzuschätzen und vorher zu sehen, die – ohne dass dies anfangs vorher gesehen und geplant gewesen<br />

wäre – <strong>als</strong> Gegenthese zur aktuellen schulpolitischen Entwicklung gelesen werden kann.<br />

Da <strong>der</strong> Verfasser <strong>als</strong> langjähriger Schulpraktiker letztlich nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfeld elitärer Gleichges<strong>in</strong>nter<br />

isoliert werden möchte, verstärken sich nach Abschluss se<strong>in</strong>er Studie se<strong>in</strong> Pessimismus und se<strong>in</strong>e Enttäuschung über<br />

die schulpolitische und gesellschaftliche Entwicklung (nicht nur) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland zutiefst.<br />

Dabei wird nicht übersehen, dass auch die Universität und die akademische Forschung und Ausbildung den<br />

gleichen strukturellen Limitierungen wie die Schule unterworfen werden, bei denen so genannte „Evaluierungen“<br />

und „Rank<strong>in</strong>gs“ letztlich den f<strong>in</strong>anziellen Restriktionen und <strong>der</strong> Ausson<strong>der</strong>ung „unerwünschter Lehr<strong>in</strong>halte“, die<br />

dem ökonomistischen Leitbil<strong>der</strong>n heutiger Politik wi<strong>der</strong>sprechen und emanzipative und kritische Perspektiven offen<br />

halten wollen, dienen.<br />

So wird diese Studie mit e<strong>in</strong>er gehörigen Portion Zorn und Trotz vorgelegt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hoffnung, dass gerade das<br />

Unzeitgemäße und Wi<strong>der</strong>ständige 712 – gemessen an <strong>der</strong> heutigen Realität <strong>der</strong> Schule – wahrgenommen wird. Es<br />

bleibt aber die Hoffnung, dass e<strong>in</strong>e Kritik langfristig wie<strong>der</strong>um zu neuen Ansätzen und Perspektiven führen kann.<br />

709<br />

710<br />

711<br />

712<br />

siehe PISA 2000 – Zusammenfassung zentraler Befunde, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berl<strong>in</strong> 2001, S. 7<br />

vgl. Schmidt-Wulffen, W.: Schlüsselqualifikationen. Bildung für das Leben o<strong>der</strong> im <strong>Die</strong>nste <strong>der</strong> Wirtschaft? Interviews<br />

mit Experten für Arbeitsmarkt- und Personalentwicklung. In: Praxis Geographie, 4/1998, S. 14-19<br />

zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Reformkommissionen zur Reform <strong>der</strong> Sekundarstufe II <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen, <strong>in</strong> den 70er Jahren,<br />

denen <strong>der</strong> Verfasser wesentliche Anregungen und kritische Perspektiven verdankt.<br />

Vgl. Voigt, Gerhard, 2001: Wi<strong>der</strong>ständigkeit <strong>als</strong> Gültigkeitsproblem <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung. Krisen und Konfliktfel<strong>der</strong><br />

zwischen Universalisierungsanspruch und Nationfixierung. In: Claußen, Bernhard / Donner, Wolfgang / Voigt, Gerhard,<br />

Hrsg., 2001: Krise <strong>der</strong> Politik – Politische Bildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise? Diskurse im Kontext von Globalisierung und Ost-West-<br />

Perspektiven. Materialien aus <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen <strong>der</strong> Akademie für Wirtschaft, Politik und Kultur Mecklenburg-Vorpommern<br />

und dem Verband <strong>der</strong> Politiklehrenden. Demokratie und Aufklärung: Kritische Sozialwissenschaften<br />

und Politische Bildung im Diskurs – Materialien –, Band 1. Galda + Wilch Verlag. Glienicke/Berl<strong>in</strong> /<br />

Cambridge/Massachusetts: 207-234.<br />

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