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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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5. Fazit und Ausblick: Diskursive Didaktik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ‚gedachten Praxis‘ e<strong>in</strong>es verän<strong>der</strong>ten Politikunterrichts<br />

Das Thema <strong>Iran</strong> muss daher auch unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> „Dritte-Welt-Problematik“, des Nord-Süd-<br />

Konfliktes behandelt werden. In <strong>der</strong> Materi<strong>als</strong>ammlung f<strong>in</strong>den sich Interpretationsanregungen dazu vor allem<br />

<strong>in</strong> den Aufsätzen von Bassam Tibi (M 31) und Schapour Ravasani (M 26), die sich zu e<strong>in</strong>em weltpolitisch<br />

orientierten E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Thema eignen.<br />

Im zwanzigsten Jahrhun<strong>der</strong>t wird die iranische Geschichte vor allem durch die absolutistische Monarchie <strong>der</strong><br />

Pahlawi-Dynastie bestimmt, die e<strong>in</strong>e stark an Weltmarkt<strong>in</strong>teressen orientierte <strong>in</strong>dustrielle Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>leitet, die <strong>Iran</strong> die äußeren Charakteristiken e<strong>in</strong>es sogenannten „Schwellenlandes“ verleiht (Materialien 15<br />

bis 25), aber nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage war, die sozioökonomische Krise breiter Bevölkerungsschichten zu beheben<br />

und den traditionellen Lebensformen und <strong>der</strong> politischen Kultur <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung gerecht zu<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> iranische Monarchie endete 1978 <strong>in</strong> <strong>der</strong> von e<strong>in</strong>er breiten Bevölkerungsmehrheit begrüßten und<br />

getragenen sozialen <strong>Revolution</strong>, zu <strong>der</strong>en Integrationssymbol die Rückkehr zur islamischen Tradition wurde.<br />

<strong>Die</strong> durchaus kontroversen Ansichten darüber, <strong>in</strong>wieweit islamische Werte und Traditionen politisch wirksam<br />

geworden s<strong>in</strong>d und werden können, wie es dem Selbstverständnis <strong>der</strong> „<strong>Islamische</strong>n Republik“ entspricht, o<strong>der</strong><br />

<strong>als</strong> Ausdrucksmittel und Ersche<strong>in</strong>ungsform sozialer Konfliktlagen funktionalisiert werden, ist <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong><br />

Textzusammenstellung M 27 bis M 32 und M 37.<br />

Mit <strong>der</strong> Festlegung des Ergebnisses <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong> auf die Staats- und Gesellschaftsform <strong>der</strong> „<strong>Islamische</strong>n<br />

Republik“ ist natürlich auch e<strong>in</strong>e neue Herrschaftsstruktur etabliert worden, <strong>der</strong>en Machtapparat ke<strong>in</strong>eswegs<br />

den demokratischen und liberalen Zielen und Wünschen e<strong>in</strong>es Teiles vor allem <strong>der</strong> städtischen Protagonisten<br />

<strong>der</strong> <strong>Revolution</strong> entspricht. Auch die Fähigkeit, gesellschaftliche und ökonomische Krisen positiv zu<br />

bewältigen, ist nicht im erwarteten Maße entwickelt worden, so dass auch heute wie<strong>der</strong> blutig unterdrückter<br />

politischer und sozialer Wi<strong>der</strong>stand zu verzeichnen ist (27, 31, 37) und auch ethnische und vor allem religiöse<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> erwarteten und erhofften Emanzipation und rechtlichen Anerkennung entsagen müssen, im<br />

Gegenteil, teilweise brutal unterdrückt werden (Kurden, Zardoshti, Bahai, um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen).<br />

Das heutige Herrschaftssystem ist recht unübersichtlich und von <strong>in</strong>neren Konflikten geprägt. <strong>Die</strong> zukünftige<br />

Entwicklung nach dem Tod <strong>der</strong> überragenden Integrations- und Symbolperson Khome<strong>in</strong>i 1989 ist noch nicht<br />

abzusehen, vor allem, da auch die außenpolitischen Problemlagen und Konflikte sowohl zu den unmittelbaren<br />

Nachbarn („Golfkrieg“ gegen Iraq, Bürgerkrieg <strong>in</strong> Afghanistan, Destabilisierung <strong>in</strong> den islamischen<br />

Südprov<strong>in</strong>zen <strong>der</strong> Sowjetunion) und zu den Weltmächten (Wirtschafts- und Hegemonial<strong>in</strong>teressen) die <strong>in</strong>nere<br />

Entwicklung <strong>Iran</strong>s stark bee<strong>in</strong>flussen (Texte 33 bis 37),<br />

I. <strong>Iran</strong>: Lebensraum, Ressourcen, ländliche Entwicklung -<br />

Daten – Informationen – Geographie mit Karten<br />

Im ersten Materialteil dom<strong>in</strong>ieren faktische Informationen, vor allem Statistiken. Hierbei bieten sich folgende<br />

unterrichtliche Vorgehensweisen an:<br />

Umsetzen von Statistiken <strong>in</strong> Graphen.<br />

o Recherche neuerer Daten aus <strong>Iran</strong> und Ergänzung <strong>der</strong> Graphen.<br />

o Vergleich mit den Daten <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland.<br />

o Vergleich mit an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n des Nahen Ostens wie mit den ökonomischen Großmächten.<br />

o Versuch e<strong>in</strong>er qualifizierenden E<strong>in</strong>ordnung von <strong>Iran</strong>.<br />

Material M 2 bietet mit e<strong>in</strong>em Text von Behnam 655 <strong>in</strong>teressante Begründungen und zeitgeschichtliche<br />

E<strong>in</strong>ordnungen.<br />

Aufgaben und Erläuterungen / Thesen<br />

<br />

<br />

<br />

Wie kommen Statistiken zustande? S<strong>in</strong>d die Daten vergleichbar?<br />

o »Das „statistische Zeitalter“ im heutigen <strong>Iran</strong> erstreckt sich erst über die vergangenen drei Dekaden,<br />

während <strong>der</strong>er sich jedoch e<strong>in</strong> ständiges Bevölkerungswachstum verzeichnen ließ. Obwohl sicherlich<br />

dieses Wachstum erst durch die Entwicklung <strong>der</strong> Datenerfassung statistisch augenfällig werden konnte,<br />

mag es jedoch <strong>als</strong> symptomatisch für die neue Ära genommen werden, die man <strong>als</strong> „demographische<br />

<strong>Revolution</strong> <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>“ bezeichnen könnte.« (Behnam 656 )<br />

Von welchen gesellschaftlichen Vorgängen s<strong>in</strong>d demographische und damit verbundene wirtschaftliche<br />

Entwicklungen abhängig?<br />

o Wie können Statistiken und demographische Darstellungen überprüft werden?<br />

o Ist <strong>Iran</strong> über- o<strong>der</strong> unterbevölkert?<br />

Daraus s<strong>in</strong>d verschiedene Aspekte <strong>der</strong> In-Wert-Setzung des Raumes abzuleiten:<br />

o <strong>Die</strong> „Unterbevölkerung“ des Großraumes erschwert die kommunikative und <strong>in</strong>frastrukturelle<br />

Erschließung des Landes, erfor<strong>der</strong>t <strong>als</strong>o e<strong>in</strong>en erheblichen Aufwand an Kapital und Technologie und<br />

655<br />

656<br />

Behnam, J.: (Social Research Institute, Tehran): Population. The Cambridge History of <strong>Iran</strong>. Vol. I: The Land of <strong>Iran</strong>. ed.<br />

by W.B. Fisher. Cambridge At The University Press 1968. S. 468-485-(Deutsch von G. Voigt).<br />

ibid. S. 485.<br />

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