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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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1. <strong>Die</strong> „<strong>Islamische</strong>n <strong>Revolution</strong>“ <strong>in</strong> politischen und didaktischen<br />

Kontexten: E<strong>in</strong> Problemüberblick<br />

Zur Begründung des Gebrauch <strong>der</strong> Kategorie „Diskurs“ im thematischen Zusammenhang dieser Arbeit sollen<br />

verschiedene <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur e<strong>in</strong>geführte Dimensionen dieses Begriffs skizziert aber nicht orig<strong>in</strong>är diskutiert<br />

werden. Es zeigt sich, dass bestimmte Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Philosophie und <strong>der</strong> Gesellschaftswissenschaft e<strong>in</strong>e<br />

wesentliche Rolle im Erkenntnisfortschritt und im heutigen Verständnis politisch-gesellschaftlichen Handelns<br />

gespielt haben und noch spielen. Dabei ist <strong>der</strong> Verweis auf klassische Autoren wie Habermas o<strong>der</strong> Foucault<br />

notwendig und s<strong>in</strong>nvoll, soll aber aus den Reflexionszusammenhängen dieser Arbeit hergeleitet werden. Nicht<br />

beabsichtigt ist e<strong>in</strong>e umfassen<strong>der</strong>e und kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Diskurstheorie.<br />

1.3. Diskursethik und diskursive Realitätserschließung<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> folgenden Überlegungen ist die Wahrnehmung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Realität und <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen Epoche <strong>als</strong> „krisenhaft“. Dabei soll erörtert werden, dass diese „Krisendef<strong>in</strong>ition“ selbst<br />

stereotyp ist und e<strong>in</strong>er rationalen Untersuchung nicht standhält. 64<br />

1.3.1. Diskurse zur Erschließung e<strong>in</strong>er krisenhaften Realität<br />

Der Begriff des Diskurses gehört ohne Zweifel zu den zentralen gesellschaftswissenschaftlichen und philosophischen<br />

Kategorien <strong>der</strong> Gegenwart und tritt uns <strong>in</strong> vielen Façetten und Nuancen sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> humanwissenschaftlichen<br />

Fachliteratur <strong>als</strong> auch im umgangssprachlichen Gebrauch entgegen. Wie viele zentrale Begriffe<br />

<strong>der</strong> »Humanwissenschaften« 65 ist auch <strong>der</strong> Begriff des Diskurses <strong>in</strong> den Sprachalltag diffundiert. 66<br />

<strong>Die</strong> Spannweite <strong>der</strong> fachlich-wissenschaftlichen Verwendung <strong>der</strong> Kategorie des Diskurses wird durch zwei<br />

Autoren maßgeblich bestimmt: Habermas und Foucault. Auch wenn im Folgenden dazu e<strong>in</strong>ige Notizen zur<br />

Kennzeichnung und Abgrenzung des eigenen Begriffsgebrauchs folgen sollen, kann und soll hier ke<strong>in</strong>e fundierte<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> reichhaltigen diskurstheoretischen Literatur erfolgen.<br />

E<strong>in</strong>e kurze Abklärung des begrifflich-theoretischen Koord<strong>in</strong>atensystems ist jedoch erfor<strong>der</strong>lich, gerade wegen<br />

<strong>der</strong> Vieldeutigkeit und Mehrschichtigkeit des Diskurskonzeptes. An<strong>der</strong>erseits ist das aber auch die Grundlage für die<br />

These, dass sich die Kategorie des Diskurses <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er noch genauer zu erörternden Begrifflichkeit, gerade wegen<br />

se<strong>in</strong>er Ambivalenz beson<strong>der</strong>s eignet, didaktische – und <strong>in</strong> gewissen S<strong>in</strong>ne damit verbundene sozialwissenschaftliche<br />

– Realitätskonzepte aus dem Dilemma zwischen normativer Verfestigung und dem Ansche<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividualistischer<br />

Beliebigkeit – und damit <strong>der</strong> gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit – herauszuführen. <strong>Die</strong>se diskursive Didaktik<br />

wäre dann e<strong>in</strong> zentrales Element des durch die Analyse <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>ten Paradigmenwandels<br />

<strong>der</strong> Sozialwissenschaften.<br />

Um diese diskursiv zu erschließende gesellschaftliche Realität <strong>in</strong> kritischer Perspektive hier noch e<strong>in</strong>mal<br />

stichwortartig zu rezipieren und um dadurch den Ausgangspunkt für e<strong>in</strong> diskursives didaktisches Konzept festlegen<br />

zu können, sollen die von uns zu Grunde gelegten Problemkontexte e<strong>in</strong>er festgefahrenen Politikdidaktik noch<br />

e<strong>in</strong>mal benannt und betont werden:<br />

– E<strong>in</strong> dom<strong>in</strong>anter gesellschaftlicher Struktur- und Habituswandel bezieht sich auf die lebensweltlichen Umbrüche<br />

<strong>in</strong> den Gesellschaften <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Zentren, die zu e<strong>in</strong>em Bedeutungs- und Wirkungsverlust<br />

<strong>in</strong>stitutioneller und staatsgesellschaftlicher Regelungs- und Sicherungspotentiale führen, zu denen auch die<br />

Schule gehört. In den <strong>in</strong>nergesellschaftlichen Diskursen wird dies Phänomen une<strong>in</strong>heitlich <strong>als</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>fallen<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft, Krim<strong>in</strong>alisierung und Dezivilisierung wahrgenommen und <strong>als</strong> gesellschaftliche Realität<br />

def<strong>in</strong>iert. Traditionelle normative und <strong>in</strong>stitutionenkundliche Konzepte <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung greifen <strong>in</strong><br />

dieser Problemlage nicht mehr; genauso wenig aber auch formalisierte Konzepte e<strong>in</strong>er letztlich alternativnormativ<br />

gegründeten »fortschrittlichen« Konflikt- und Emanzipationsdidaktik. 67<br />

64<br />

Lothar Nettelmann / Gerhard Voigt: :Reflexionen über den Begriff <strong>der</strong> Krise. politik unterricht aktuell, Heft 1-2 / 1996:<br />

Zivilisationen. http://www.pu-aktuell.de/pua1996/p196-vn.htm<br />

65<br />

66<br />

<strong>Die</strong>se Humanwissenschaften sollen hier unter E<strong>in</strong>schluss <strong>der</strong> Politikwissenschaften, <strong>der</strong> Psychologie, Kommunikationswissenschaften,<br />

Semiotik und <strong>der</strong> Kulturwissenschaft nicht auf die Sozialwissenschaften im engeren S<strong>in</strong>ne beschränkt bleiben.<br />

Es wäre auch s<strong>in</strong>nvoll, hier dem Elias’schen Begriff <strong>der</strong> »Menschenwissenschaft« zu folgen.<br />

Für diese Bee<strong>in</strong>flussung und Begriffsübernahme s<strong>in</strong>d mehrere Wege zu beschreiben: Entwe<strong>der</strong> hat e<strong>in</strong> Begriff ohneh<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e parallele Alltagsbedeutung wie die zentralen Begriffe Gesellschaft, Gruppe o<strong>der</strong> Klasse; o<strong>der</strong> die Wissenschaft übernimmt<br />

alltagssprachliche o<strong>der</strong> berufssprachliche Begriffe <strong>in</strong> übertragener, metaphorischer Bedeutung wie den Begriff <strong>der</strong><br />

Rolle aus dem Bereich des Theaters; o<strong>der</strong> aber die Öffentlichkeit übernimmt Fachbegriffe mehr o<strong>der</strong> weniger verstanden<br />

und korrekt, vor allem aus dem Bereich <strong>der</strong> Psychologie wie die Begriffe Identität, Image, Komplex o<strong>der</strong> Psychose etc.<br />

Dabei die Wörter selbst, wie beim Begriff des Diskurses, e<strong>in</strong>e vorwissenschaftliche Begriffsgeschichte; doch bezieht sich<br />

ihre heutige Semantik nach dem »Durchgang durch die Wissenschaft« auf die fachlichen Inhaltsbestimmungen, was den<br />

Alltagsgebrauch des Begriffes oft fragwürdig und missverständlich werden lässt.<br />

67<br />

Der moralische Wert – die alte philosophisch-ethische Utopie e<strong>in</strong>er besseren Gesellschaft und e<strong>in</strong>es »guten Lebens« –<br />

dieser Ansätze, die im Politikunterricht <strong>der</strong> 70er und frühen 80er Jahre durchaus zu Ansätzen e<strong>in</strong>es Paradigmenwechsels<br />

geführt haben, <strong>der</strong> jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> (Schul-) Öffentlichkeit ke<strong>in</strong>e größere »Nachhaltigkeit« zeitigte, soll dabei nicht <strong>in</strong> Zweifel<br />

gezogen werden. Wenn heute überhaupt noch positive Elemente im Politikunterricht zu kennzeichnen s<strong>in</strong>d, an die <strong>der</strong> hier<br />

e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>te Paradigmenwandel e<strong>in</strong>er diskursiven sozialwissenschaftlichen und politikdidaktischen Realitätserschließung<br />

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