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Die Islamische Revolution in Iran als Gegenstand der Politischen ...

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<strong>Die</strong> <strong>Islamische</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>Iran</strong> <strong>als</strong> <strong>Gegenstand</strong> <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und<br />

<strong>als</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für den sozialwissenschaftlichen Unterricht<br />

Aus den Überlegungen zum Abschnitt 2.1. geht die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es Paradigmenwechsels <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong><br />

Didaktik hervor. Ohne es weiter vertiefen zu können wird das Ergebnis dieses Abschnittes <strong>der</strong> Gedankengang<br />

se<strong>in</strong>, dass subjektive Krisenwahrnehmung zu verän<strong>der</strong>ter Realitätsdef<strong>in</strong>ition führt, die durch deutliche Wertbezüge<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen <strong>Politischen</strong> Kultur gekennzeichnet s<strong>in</strong>d. Zielbestimmungen und Selbstverständnisse<br />

<strong>der</strong> Politikdidaktik werden im Spannungsfeld von Affirmation und Katastrophenphobie unsicher und verlangen<br />

nach grundsätzlicher Neuorientierung. Als mögliche Diskurs ebene bietet sich dabei die Orientierung an <strong>der</strong><br />

Zivilisationstheorie an, zu <strong>der</strong> auch – zugespitzt – die provokative These vom „Ende <strong>der</strong> Zivilisation“ 140<br />

gehört. E<strong>in</strong>ige wissenschaftstheoretische Reflexionen beziehen die These von e<strong>in</strong>er notwendigen Diskursorientierung<br />

<strong>der</strong> sozialwissenschaftlichen Didaktik mit e<strong>in</strong>.<br />

2.2. Krisenbefunde und Paradigmenwechsel <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Politischen</strong> Bildung<br />

2.2.1. Das Bewusstse<strong>in</strong>, krisenhafte Umbrüche zu erleben<br />

2.2.1.1. Zur Psychologie <strong>der</strong> Krisenwahrnehmung<br />

<strong>Die</strong> gegenwärtigen Entwicklungen <strong>der</strong> Gesellschaft, die <strong>in</strong>nerstaatliche Bef<strong>in</strong>dlichkeit wie auch die sich dramatisch<br />

umgestaltenden äußeren Beziehungen betreffen, erwecken beim zeitgenössischen Betrachter den unabweislichen<br />

E<strong>in</strong>druck, dass hier nicht nur die Wandlungsprozesse aus <strong>der</strong> frühen Nachkriegszeit o<strong>der</strong> noch ältere Kont<strong>in</strong>uitäten<br />

fortgeschrieben werden, son<strong>der</strong>n dass sich epochal neue Lebensbed<strong>in</strong>gungen und Entwicklungstrends andeuten.<br />

Dabei ist die Wahrnehmung kontrovers, ob diese Umgestaltung <strong>der</strong> gesellschaftlichen und politischen<br />

Determ<strong>in</strong>anten etwa <strong>in</strong> den letzten beiden Jahrzehnten zu e<strong>in</strong>em vorläufigen Abschluss kommen und mit <strong>der</strong><br />

Jahrtausendwende neue Entwicklungsimpulse zu erwarten s<strong>in</strong>d, 141 o<strong>der</strong> ob diese beiden Jahrzehnte <strong>der</strong> so genannten<br />

„Postmo<strong>der</strong>ne“ letztlich nur das Präludium für e<strong>in</strong>e grundlegen<strong>der</strong>e, noch bevorstehende Umwälzung unserer Welt<br />

s<strong>in</strong>d. Auch wenn e<strong>in</strong>e realitätsnähere Kategorisierung erst aus geschichtlicher Distanz heraus möglich se<strong>in</strong> wird, hat<br />

sich <strong>in</strong> unserem Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck festgesetzt, dass wir e<strong>in</strong>e qualitativ beson<strong>der</strong>e und geson<strong>der</strong>te Gegenwartsepoche<br />

durchleben, die eher den Charakter <strong>der</strong> Krise <strong>als</strong> den <strong>der</strong> Konsolidierung trägt.<br />

<strong>Die</strong>se Umgestaltung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Realität sozialwissenschaftlich adäquat zu analysieren, stößt <strong>der</strong>zeit<br />

noch auf große Schwierigkeiten und bleibt weitgehend kontrovers. Es ist deshalb angebracht, von <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>es sozialwissenschaftlichen Paradigmenwandels zu sprechen. 142<br />

Damit soll auch die im Thema dieses Abschnitts implizierte Begriffsdimension und Realitätsdeutung <strong>als</strong><br />

„Krise“ deutlich und nachdrücklich relativiert werden. Auf den Begriff <strong>der</strong> „Krise“ können wir erst im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> subjektiven Wahrnehmung und Bewertung gesellschaftlicher Realitäten e<strong>in</strong>gehen, nicht jedoch mit<br />

dem Anspruch, e<strong>in</strong>e objektivierbare Analysekategorie gefunden zu haben.<br />

Wie müssen uns vielmehr damit beschäftigen, die Situation <strong>der</strong> Politische Bildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule auszuleuchten<br />

und die Anfor<strong>der</strong>ungen, die e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te gesellschaftliche Realität an die Politische Bildung stellt, im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

notwendigen Paradigmenwandels untersuchen.<br />

2.2.1.2. Krise, Realitätsdef<strong>in</strong>ition und Wertordnung<br />

Für alle Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, die im Bereich <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung und im schulischen Politikunterricht<br />

tätig s<strong>in</strong>d, ergibt sich e<strong>in</strong> deutlicher Perspektivwandel sowohl was die Gegenstände und Inhalte <strong>der</strong> Vermittlung <strong>als</strong><br />

140<br />

Breuer, Stefan, 1993: Jenseits <strong>der</strong> Zivilisation. Der adlige und <strong>der</strong> bürgerliche Tugendkanon müssen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gehalten<br />

werden. Frankfurter Rundschau, Nr. 255, 2. November 1993, S. 10. Forum Humanwissenschaften.. - Engler, Wolfgang,<br />

1993: Rundumerneuerung des öffentlichen Lebens. <strong>Die</strong> vierfache Krise <strong>der</strong> Zivilisation erfor<strong>der</strong>t neue Institutionen und<br />

Praktiken. Frankfurter Rundschau, Nr. 231, 5. Oktober 1993, S. 12. Forum Humanwissenschaften. - Kuhlmann, Andreas,<br />

1993: Zivilisation vor dem Zerfall. Verhalten und Entzivilisierung. Verhaltensstandards und gesellschaftliche Erosion.<br />

Frankfurter Rundschau, Nr. 219, <strong>Die</strong>nstag, 21. September 1993. S. 12: Forum Humanwissenschaften.<br />

141<br />

<strong>Die</strong>se Millenniumsbef<strong>in</strong>dlichkeit drückt sich <strong>in</strong> Ängsten und Hoffnungen, zum<strong>in</strong>dest aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wechsel von Leitbil<strong>der</strong>n<br />

und e<strong>in</strong>er wachsenden Instabilität bisher gefügter politischer Optionen und Orientierungen aus.<br />

142<br />

82<br />

So oft dies auch von unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Positionen her gefor<strong>der</strong>t wird, krankt die <strong>der</strong>zeitige universitäre<br />

Sozialwissenschaft zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Deutschland daran, dass <strong>in</strong>haltliche Kontroversen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht zum Ansatz<br />

<strong>der</strong> Eröffnung <strong>in</strong>novativer Diskurse son<strong>der</strong>n oftm<strong>als</strong> <strong>als</strong> Waffen <strong>in</strong> persönlichen Rivalitäten genutzt werden. <strong>Die</strong>s gilt sowohl<br />

für die universitäre Politische Bildung, wie auch die <strong>in</strong> staatlicher, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e schulischer Trägerschaft. Das ist umso<br />

bedauerlicher, <strong>als</strong> gerade <strong>in</strong> Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs e<strong>in</strong>e wache und <strong>in</strong>novativ-kritische Sozialwissenschaft<br />

dr<strong>in</strong>gend zur Politikberatung und zur neuen Grundlegung <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung erfor<strong>der</strong>lich ist. Doch wird dies<br />

wohl gerade dadurch verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, dass die zu untersuchenden Umbrüche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochschulrealität zu e<strong>in</strong>er dramatischen<br />

Verschlechterung <strong>der</strong> akademischen Berufsperspektiven und <strong>der</strong> Arbeitsmöglichkeiten geführt haben, und viele Sozialwissenschaftler<br />

nur schwer noch die Kraft f<strong>in</strong>den, diese Selbstbezüglichkeit des Forschungsgegenstandes <strong>in</strong> <strong>der</strong> notwendigen<br />

Selbstdistanz wahrzunehmen und zu reflektieren.

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