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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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4 Der semantische <strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die <strong>Multifunktionalität</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

4.2 Das Konzept des semantischen <strong>Mehrwert</strong>s<br />

Phraseologismen sind [...] gewissermaßen pragmatisch "besonders geladen"<br />

<strong>und</strong> zeichnen sich durch einen semantischen <strong>Mehrwert</strong> aus.<br />

(Kühn 1994:420)<br />

Eine differenzierte pragmatische Phraseologismenbeschreibung geht<br />

nach Kühn (1994:416) <strong>von</strong> dem Sprachhandlungsbegriff aus, welcher der<br />

"Satzsemantik" <strong>von</strong> P. <strong>von</strong> Polenz (1988) zugr<strong>und</strong>eliegt 144 :<br />

Nach dieser Auffassung lassen sich Sprechen <strong>und</strong><br />

Schreiben interpretieren als mustergeleitete komplexe<br />

Sprachhandlungsspiele. In einer solchen Handlungstheorie<br />

kommt dem Regelbegriff eine besondere Bedeutung<br />

zu, denn Sprachhandlungsspiele sind nicht individualistisch<br />

bestimmt, sondern laufen nach Mustern<br />

ab. Solche Muster werden auch Regeln genannt.<br />

Sprachhandlungen sind damit Realisierungen kulturell<br />

geprägter, historisch <strong>und</strong> sozial eingespielter Regeln.<br />

Sprechen <strong>und</strong> Schreiben ist folglich regelgeleitetes soziales<br />

Handeln.<br />

(Kühn 1994:416)<br />

Eine pragmatisch orientierte Beschreibung <strong>von</strong> Phraseologismen bezieht sich<br />

dabei nicht auf Regeln, die die Ausdrucksseite <strong>von</strong> Sprachzeichen betreffen<br />

(also phonetische <strong>und</strong> orthographische, grammatische <strong>und</strong> syntaktische Regeln),<br />

sondern auf Regeln, die für die Inhaltsseite <strong>von</strong> Sprachzeichen (d.h. den<br />

Gebrauch <strong>von</strong> sprachlichen Ausdrücken) gelten. Diese Gebrauchsregeln bestimmen,<br />

wie mit den Ausdrücken referiert <strong>und</strong> prädiziert 145 wird. Von Polenz<br />

(1988:92f.) unterscheidet zwischen dem propositionalen Gehalt/Aussagegehalt<br />

(im Sinne der Proposition der Sprechakttheorie) <strong>und</strong> dem pragmatischen<br />

Gehalt/Handlungsgehalt (im Sinne der Illokution der Sprechakttheorie) des<br />

Satzinhaltes. Der propositionale Gehalt schließt das Referieren, Prädizieren<br />

144 Kühn verweist in diesem Zusammenhang auch auf H.J. Heringers "Praktische Semantik"<br />

(Stuttgart 1974) <strong>und</strong> den Aufsatz "Für einen 'sinnvollen' Handlungsbegriff in der linguistischen<br />

Pragmatik" <strong>von</strong> Holly/Kühn/Püschel (In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 12 (1984), S.<br />

275-312): Sprache gilt als eine als Handlung interpretierte Aktivität oder Unterlassung, die<br />

sinnvoll <strong>und</strong> zielgerichtet ist.<br />

145 In der Sprechakttheorie <strong>von</strong> J.R. Searle meint Referenz die Bezugnahme des Sprechers auf<br />

außersprachliche Objekte <strong>und</strong> Sachverhalte mit sprachlichen <strong>und</strong> nichtsprachlichen Mitteln,<br />

durch Prädikation spricht der Sprecher diesen außersprachlichen Referenten bestimmte Eigenschaften<br />

zu. Referenz <strong>und</strong> Prädikation bilden zusammen die Proposition, den Satzinhalt. Vgl.<br />

dazu Bußmann (1990:597,616 <strong>und</strong> 633). Von Polenz weicht in seiner "Satzsemantik" <strong>von</strong> den<br />

in der traditionellen Sprechakttheorie Austin <strong>und</strong> Searles üblichen Termini in einigen Fällen<br />

ab.<br />

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