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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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5 Phraseologismen in der Werbung<br />

Personenkreis gesprochen wird, ist die Klassifizierung als Sondersprache<br />

durchaus berechtigt; die Einschätzung der nach außen gerichteten Sprache der<br />

Werbung ist dagegen ungleich schwieriger (vgl. Baumgart 1992:33).<br />

Wie bereits erwähnt, hat die Werbesprache keine Sprechwirklichkeit.<br />

Sie wird nicht spontan gesprochen <strong>und</strong> ist nicht die natürliche Sprache eines<br />

Menschen, sondern ein abgehobenes, isoliertes Gebilde (Römer 1980:203).<br />

Darüber hinaus wird sie zwar <strong>von</strong> einer begrenzten Gruppe, den Werbetextern,<br />

erdacht, im allgemeinen aber <strong>von</strong> ihren Adressaten ("der Masse") problemlos<br />

verstanden. Schließlich beabsichtigt die Werbesprache - wie alle anderen auf<br />

Massenkommunikation angelegten Sprachformen - eine optimale Reichweite.<br />

Sie versucht, die Sprache des Umworbenen zu sprechen <strong>und</strong> ist daher manchmal<br />

zielgruppenorientiert, d.h. sie verwendet hin <strong>und</strong> wieder sondersprachliche<br />

Versatzstücke (beispielsweise aus der Jugendsprache, vgl. Buschmann 1994).<br />

Gleichwohl kann aus dem bisher Dargelegten geschlossen werden, daß die<br />

Sprache der Werbung keine Sondersprache im eigentlichen Sinn ist, sondern<br />

[...] lediglich eine instrumentalisierte, zweckgerichtete<br />

<strong>und</strong> ausschließlich auf Anwendung konzipierte Sprachform<br />

der sprachlichen Verwendung darstellt, die naturgemäß<br />

eigenen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, aber dennoch<br />

aufs engste mit der Alltagssprache verwoben ist.<br />

[...] Die Sprache der Werbung ist ein Chamäleon, das<br />

sich stets anpaßt <strong>und</strong> immer die richtige Färbung, den<br />

treffenden Ton zu finden bestrebt ist.<br />

(Baumgart 1992:34)<br />

Nur ein Charakteristikum der Sondersprache trifft auf die Werbesprache zu,<br />

nämlich das besondere Ausdrucksbedürfnis, das sich hauptsächlich in den<br />

Wertungen der Werbesprache äußert. Besondere Gedankeninhalte, Bedürfnisse,<br />

Zwecke prägen besondere sprachliche Formen <strong>und</strong> Mittel - in diesem<br />

Sinne ist Werbesprache eine Sondersprache <strong>und</strong> weist sogar formale <strong>und</strong><br />

inhaltliche Züge einer Propagandasprache 195 auf: rhetorische Besonderheiten,<br />

Gebrauch <strong>von</strong> Wörtern mit wertendem <strong>und</strong> emotionalem, mit vagem <strong>und</strong><br />

dunklem Inhalt <strong>und</strong> in einer anbiedernden Intimität (Römer 1980:206).<br />

195 Mit Propagandasprache ist die Sprache gemeint, die für politische <strong>und</strong> ideologische Propagandazwecke<br />

gebraucht wird, d.h. die "systematische Verbreitung politischer <strong>und</strong> weltanschaulicher<br />

Ideen <strong>und</strong> Meinungen [mit massiven (publizistischen) Mitteln] mit dem Ziel, das<br />

allgemeine [politische] Bewußtsein in bestimmter Weise zu beeinflußen" (Duden Fremdwörterbuch,<br />

Drosdowski et al. 1990:640).<br />

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