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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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3 Das Wesen der Phraseologie als sprachliche Erscheinung<br />

siert angesehen werden? Nach welchen Kriterien werden Varianten lexikographisch<br />

erfaßt?<br />

Koller (1977) <strong>und</strong> Burger et al. (1982) stellen in diesem Zusammenhang<br />

die These auf, daß manche Phraseologismen einen "harten Kern" (= fest,<br />

unveränderbar) <strong>und</strong> eine "weiche Peripherie" (= flexibel, veränderbar) haben.<br />

Gréciano (1991, 1994) spricht <strong>von</strong> der "Phraseoaktivität" der Phraseologismen,<br />

die aus passiven (= festen) <strong>und</strong> aktiven (= veränderbaren) Komponenten bestünden.<br />

Bei Phraseologismen wie paddle one's own canoe oder save money<br />

for a rainy day stellen beispielsweise meist die Verbalteile die weniger festen<br />

Teile, also die weiche Peripherie bzw. die aktiven Phraseologismuskomponenten,<br />

dar. Hier liegt aber auch bereits die Grenze zu den sogenannten<br />

okkasionellen Variationen oder Modifikationen <strong>von</strong> Phraseologismen.<br />

Burger et al. (1982:67f.) weisen darauf hin, daß ihnen der nicht mehr lexikographisch<br />

erfaßbare Spielraum, den Phraseologismen in der tatsächlichen<br />

Sprachverwendung haben, als der interessantere erscheint. Phraseologismen<br />

werden dabei vom jeweiligen Sprachbenutzer in einem bestimmten situativen<br />

oder textuellen Zusammenhang als Vorlage für eine individuelle, "phraseologismusähnliche"<br />

Formulierung genommen <strong>und</strong> in erkennbarer Weise<br />

abgewandelt: "Die jeweilige Ausprägung einer Variation ist angesichts der unbegrenzten<br />

Vielfalt <strong>von</strong> Verwendungssituationen nicht vorhersagbar, doch sind<br />

die Verfahren, nach denen die Vorlage variiert wird, regelhaft" (Sabban<br />

1991:84). Der Phraseologismus erscheint nicht mehr in seiner gewohnten Gestalt,<br />

sondern in einer verfremdeten Form. Diese Abwandlung ist Ausdruck <strong>von</strong><br />

vom Autor intendierten semantischen Effekten innerhalb eines Textes (es handelt<br />

sich also nicht um Stilblüten).<br />

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