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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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3 Das Wesen der Phraseologie als sprachliche Erscheinung<br />

assoziative Elemente, weswegen eine eindeutige Bedeutungszuweisung unmöglich<br />

ist:<br />

Deshalb entziehen sich Phraseme der strengen Formalisierung<br />

in der Beschreibung ihrer Semantik im Phraseolexikon,<br />

ganz zu schweigen <strong>von</strong> der Interpretationsbreite,<br />

die ihre Bedeutung umfassen kann, wenn es sich<br />

um die ko- <strong>und</strong> kontextuelle Einbettung handelt. Jedes<br />

Phrasem scheint in der Rede (im Text) jede Bedeutung<br />

annehmen zu können, d.h. daß jede Prädiktabilität<br />

(Voraussagbarkeit) unmöglich ist. Phraseologismen in<br />

ko- <strong>und</strong> kontextueller Einbettung sind nicht nur unikale<br />

Aktualisierungen aus einem breiten Bedeutungspotential,<br />

sondern geradezu vom Ko- <strong>und</strong> Kontext geschaffen.<br />

(Palm 1995:16) 125<br />

Es können soziale, regionale, historische Konnotationen <strong>und</strong> solche der affektiven<br />

Einstellung herausgearbeitet werden 126 . Dabei geht es um die Einstellung<br />

des Sprechers zum benannten Gegenstand bzw. mitgeteilten Sachverhalt, zur<br />

kommunikativen Situation <strong>und</strong> um die soziale Beziehung zwischen Sprecher<br />

<strong>und</strong> Hörer. Konnotative Bedeutungselemente sind nicht bei allen Phraseologismen<br />

gleichermaßen ausgeprägt <strong>und</strong> auch den Sprachteilnehmern nicht<br />

gleichermaßen bewußt. Noch mehr als bei Einzellexemen gehören Konnotationen<br />

jedoch zur ihrer Gesamtbedeutung hinzu: "Üblicherweise werden als<br />

Funktionen des Phraseologismus seine Expressivität, seine Modalität <strong>und</strong> seine<br />

Bildhaftigkeit genannt, die im phraseologischen Ausdruck im Unterschied zur<br />

denotativen Hauptfunktion des Wortes dominieren" (Burger et al. 1982:345).<br />

Das Kriterium der Idiomatizität eröffnet ein breites Spektrum an linguistischen<br />

Fragestellungen. Phraseologismen sind aufgr<strong>und</strong> ihrer semantischen<br />

Komplexität, konzeptuellen Vagheit <strong>und</strong> konnotativer sowie kreativer<br />

Potenz wie geschaffen für die Verwendung in Textsorten, die wegen ihrer<br />

Funktion <strong>und</strong> Intention an ein Massenpublikum adressiert sind (Mehrfach-<br />

125 Kontext im weiten Sinne meint hier Faktoren wie Gesprächssituation, Kommunikationssituation,<br />

soziokultureller Hintergr<strong>und</strong> usw., Kotext das sprachliche Umfeld.<br />

126 Vgl. Schippan (1987:180f.). Zur Unterscheidung <strong>von</strong> Denotation <strong>und</strong> Konnotation siehe<br />

Bußmann (1990:166): "Denotation bezeichnet die kontext- <strong>und</strong> situationsunabhängige, konstante<br />

begriffliche Gr<strong>und</strong>bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks im Unterschied zu konnotativen,<br />

d.h. subjektiv variablen, emotiven Bedeutungskomponenten". Zwischen Konnotation<br />

<strong>und</strong> Assoziation besteht insofern ein Unterschied, als letztere den Wörtern nicht als Merkmal<br />

anhaften, sondern ihnen vom Sprachbenutzer aktiv hinzugefügt werden. Die Wörter sind also<br />

nicht Träger <strong>von</strong> Bedeutungen, sondern fungieren als eine Art verbaler Hinweisreize, die im<br />

Hörer oder Leser bestimmte Vorgänge aktivieren können. Vgl. dazu Palm (1995:94).<br />

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