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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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4 Der semantische <strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die <strong>Multifunktionalität</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

Die semantische Stabilität <strong>und</strong> Allgemeingültigkeit des Phraseologismus<br />

Love makes the world go ro<strong>und</strong> 176 wird durch den imperativischen Zusatz<br />

"let it go slowly" aufgebrochen; die Aufmerksamkeit der Leser soll so geweckt<br />

werden. Durch Ko- <strong>und</strong> Kontext wird ein thematisches Feld (Isotopie) r<strong>und</strong> um<br />

die Liebe aufgebaut: Der Valentinstag als Tag, an dem kleine Liebespräsente,<br />

z.B. Süßigkeiten oder Blumen, verschenkt werden, steht im Mittelpunkt des<br />

Werbetextes <strong>und</strong> wird mit Hilfe positiv konnotierter Wörter ("Promises",<br />

"lusciousness", "deep", "lingering", "romantic", "rich") in Verbindung zu dem<br />

Werbeprodukt gebracht. Der Werbeslogan "You can't hurry Dove" ist gleichzeitig<br />

intertextuelle Anspielung auf die sprichwörtliche Redensart bzw. den<br />

Schlagertitel "You can't hurry love" <strong>und</strong> sprachspielerische Abwandlung. Das<br />

Substantiv love wird ersetzt durch den ähnlichlautenden Produktnamen 177 , wobei<br />

die potentiellen Käufer die durch den Ko- <strong>und</strong> Kontext hervorgerufene<br />

Synthese <strong>von</strong> "Dove Dark Chocolate" <strong>und</strong> "Liebe" verinnerlichen sollen. Der<br />

durch die Abwandlungen intensivierte semantische <strong>Mehrwert</strong> der beiden Phraseologismen<br />

eröffnet ein Spektrum an Konnotationen <strong>und</strong> Assoziationen mit<br />

der übergeordneten, emotionalisierenden Werbebotschaft, das Produkt - wie<br />

die Liebe - zu genießen.<br />

Die kurze Analyse der Werbeanzeige macht deutlich, daß ein Text <strong>von</strong><br />

einem Sprachspiel mit Phraseologismen "lebt", d.h. er erfährt durch den semantischen<br />

<strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die textbildenden Potenzen <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

eine eigene, kreative Dynamik, die zugunsten der Intentionen des Textproduzenten<br />

eingesetzt werden kann. Ob diese Strategie beim Adressaten erfolgreich<br />

ist, ist eine andere Frage <strong>und</strong> mit linguistischen Methoden allein nicht zu beantworten.<br />

Die in Kapitel 5 folgende exemplarische Analyse <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

in der Werbung anhand eines selbst zusammengestellten Korpus <strong>von</strong><br />

Werbetexten dient der Untersuchung des Phraseologiegebrauchs <strong>und</strong> soll die<br />

<strong>Multifunktionalität</strong> dieser sprachlichen Phänomene veranschaulichen. Werbetexte<br />

bieten sich für den Einsatz <strong>von</strong> Phraseologismen an, weil sie aus ökonomischen<br />

<strong>und</strong> taktischen Gründen kurz <strong>und</strong> prägnant Wesentliches übermitteln<br />

<strong>und</strong> einen möglichst großen Adressatenkreis <strong>von</strong> der Qualität ihres Produktes<br />

176 Neben dieser festen Phrase existiert auch "Money makes the world go ro<strong>und</strong>" (Liedtitel aus<br />

dem Musical Cabaret), vgl. Beran (1995:91).<br />

177 Tatsächlich wird nur der erste Buchstabe ausgetauscht; es handelt sich hier also um ein<br />

Minimalpaar, d.h. zwei Ausdrücke einer Sprache mit verschiedener Bedeutung, die sich nur<br />

durch ein Phonem unterscheiden.<br />

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