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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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5 Phraseologismen in der Werbung<br />

Die Werbung der Massenmedien ist angewiesen auf die Kooperation<br />

mit den Adressaten; einerseits wird ein Wertesystem geschaffen, andererseits<br />

werden bestehende Werte, Normen <strong>und</strong> Regeln einer Gesellschaft reflektiert.<br />

Persuasion kann nur dann gelingen, wenn bei der Konzeption <strong>und</strong> Konkretisierung<br />

der Werbebotschaft die Haltungen <strong>und</strong> Werteinstellungen sowie das gewohnheitsmäßige<br />

Sprachverhalten der Zielgruppen berücksichtigt wird<br />

(Haseloff 1969: 249). Dabei wird versucht, eine gemeinsame Basis zu finden,<br />

auf der aufgebaut werden kann: "The content of the mass media can therefore<br />

be seen as a celebration of common experiences, of socially shared dreams and<br />

hopes, which are validated for their readers by this celebration"<br />

(Vestergaard/Schroder 1985:120). Einer der vielen tiefen- <strong>und</strong> sozialpsychologischen<br />

Ansätze 187 , die sowohl bei der Produktion einer Werbung als auch<br />

bei ihrer Rezeption bzw. Analyse herangezogen werden, sieht die werbliche<br />

Darstellung einer Ware als Mittel individueller Konfliktlösung, die in<br />

Korrelation mit bestimmten psychosozialen Dispositionen der Empfänger<br />

steht: "In gesellschaftlich strukturell bedingten Situationen der Frustration <strong>und</strong><br />

Angst sind wir geneigt, kompensatorisch auf bestimmte affektive, kognitive<br />

<strong>und</strong> soziale Schemata der Umweltinterpretation zurückzugreifen, deren wir uns<br />

in der Kindheit in ähnlichen Situationen bedient haben" (Flader 1972:344; vgl.<br />

auch Flader 1976:28-44). Dieses Wissen setzen Werbetexter ein, indem sie<br />

Kommunikationsakte vom Typ des Versprechens, Empfehlens, Tröstens,<br />

Behauptens usw. verwenden: Sprechhandlungen, die auch in der Massenkommunikation<br />

gelingen (können).<br />

Mittels der Strategien der Konsumwerbung wird eine soziale Beziehung<br />

zwischen Werbeprodukt <strong>und</strong> potentiellem Käufer hergestellt, in der die Produkte<br />

als zuverlässige Genußspender, omnipotente Helfer, Subjekte eines<br />

Idealzustandes <strong>und</strong> Gegenstände öffentlichen Interesses (Flader 1972:371) in<br />

Erscheinung treten: Sie sind Objekte der Ersatzbefriedigung, stillen aber auch<br />

spruch zueinander stehen können. Das ist zum Beispiel der Fall bei Werbung für Zigaretten<br />

oder Alkohol, d.h. ges<strong>und</strong>heitsschädigenden Genußmittel, für die nach gesetzlicher Vorgabe<br />

nur mit dem Zusatz "Der EG-Ges<strong>und</strong>heitsminister: Rauchen gefährdet die Ges<strong>und</strong>heit [...]",<br />

"Warning: More than 30,000 people die each year in the UK from lung cancer [...]" bzw.<br />

"Surgeon General's Warning: Cigarette Smoke Contains Carbon Monoxide" geworben werden<br />

darf. Um dem möglichen negativen Effekt zu entgehen, muß die Werbebotschaft mit entsprechenden<br />

Mitteln gegensteuern.<br />

187 Vgl. dazu Römer (1980:20). Die Werbeindustrie wurde gegen Ende der vierziger Jahre <strong>von</strong><br />

tiefenpsychologischen Erkenntnissen beeinflußt <strong>und</strong> spaltete sich <strong>von</strong> diesem Zeitpunkt an<br />

immer mehr in verschiedene Forschungsbereiche wie Meinungs- <strong>und</strong> Motivationsforschung,<br />

Verbraucherforschung <strong>und</strong> Marktanalyse auf.<br />

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