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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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5 Phraseologismen in der Werbung<br />

weisend (vgl. Dyer 1982:224). Er geht aus - vereinfacht dargestellt - <strong>von</strong> der<br />

Annahme, daß Kommunikation aus der Enkodierung <strong>und</strong> Dekodierung einer<br />

Botschaft besteht, d.h., daß bestimmte Intentionen in das sprachliche Zeichensystem<br />

des Sprechers umgesetzt werden, dem der Hörer konventionalisierte<br />

Bedeutungen zuordnet. Dabei wird unterschieden zwischen linguistischer <strong>und</strong><br />

(kodierter <strong>und</strong> nicht-kodierter) ikonischer Botschaft 191 : Text <strong>und</strong> Bild, die<br />

beide sowohl auf der Ebene der Denotation als auch der Konnotation<br />

interpretiert werden können. Diese Interpretation hängt maßgeblich <strong>von</strong> dem<br />

jeweiligen kulturellen Hintergr<strong>und</strong> des Rezipienten ab: "Meanings are specific<br />

for particular societies, classes, periods of history" (Wells 1992:178). Werbung<br />

spielt mit den Erwartungen, Vorstellungen <strong>und</strong> Normen der Konsumenten,<br />

indem sie deren kulturelles Wissen mythisch-symbolisch verarbeitet <strong>und</strong><br />

denotative Genauigkeit in konnotative Dichte <strong>und</strong> Assoziationsreichtum<br />

verwandelt: Sie ist das magische System der Gegenwart (vgl. Williamson<br />

1978:138-151; Barthes 1973) 192 .<br />

Obgleich das Bild <strong>von</strong> nicht zu unterschätzender Bedeutung für die<br />

Vermittlung der Werbebotschaft ist ("Ein Bild sagt mehr als tausend Worte"),<br />

ist es doch die Sprache, ohne die Werbung - <strong>und</strong> sei es nur der Markenname,<br />

der genannt werden muß - niemals auskommen wird 193 . Die Sprache ist das<br />

Hauptmedium der Werbung:<br />

[Sprache] bewegt zur Handlung, zum Kaufentscheid<br />

<strong>und</strong> dessen Durchführung - eine Aufgabe, die das Bild<br />

niemals allein erfüllen könnte. [...] Und ebenso wie die<br />

Werbung als ein Spiegel des Zeitgeistes <strong>und</strong> der allgemeinen<br />

Befindlichkeit der Gesellschaft betrachtet wer-<br />

bezüglich der Werbung eingegangen werden. Es sei hier auf die entsprechende Literatur verwiesen,<br />

die den semiotischen Ansatz anwendet bzw. beschreibt: Barthes (1964, 1973), Nöth<br />

(1975), Williamson (1978), Dyer (1982), Eco (1988).<br />

191 Die Semiotik unterscheidet drei Arten <strong>von</strong> Zeichen: das Ikon, das ein Objekt aus der Wirklichkeit<br />

abbildet (z.B. Fotos, aber auch onomatopoetische Wörter), den Index, der auf ein<br />

Objekt in der Wirklichkeit hinweist (z.B. Wegzeiger oder Demonstrativpronomen) <strong>und</strong> das<br />

Symbol, das ein Objekt der Wirklichkeit repräsentiert, <strong>von</strong> diesem jedoch weitgehend unabhängig<br />

ist <strong>und</strong> nur aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Konventionen verstanden werden kann (z.B. die meisten<br />

Wörter, soweit sie nicht zu den beiden erstgenannten Arten gehören) (Nickel 1985:19).<br />

192 Barthes versteht unter "myth" vorrangig die Konnotationen bestimmter Konzepte oder Ideen<br />

sowie die Mythologisierung der Gegenstände des täglichen Gebrauchs, die innerhalb der<br />

Werbung vorgenommen wird. Vgl. zu diesem Begriff auch Römer (1980:231f.) <strong>und</strong> Baumgart<br />

(1992:320ff).<br />

193 Ganz ohne Worte geht es nicht: "Selbst jene Anzeigen oder Plakate für Produkte, die heute<br />

bereits für Zeiten des absoluten Werbeverbots für ges<strong>und</strong>heitsschädigende Genußmittel proben<br />

<strong>und</strong> lediglich noch ein zerschnittenes, lilafarbenes Seidentuch abbilden (silk cut), können nur<br />

mit einem Wiedererkennen durch den Rezipienten rechnen, wenn dieser vorher "gelernt" hat,<br />

den Markennamen auf der Produktpackung mit dem Gezeigten in Verbindung zu bringen"<br />

(Baumgart 1992:3).<br />

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