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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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4 Der semantische <strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die <strong>Multifunktionalität</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

(Dobrovol'skij 1981:446, zit.n. Sick 1993: 209) 152<br />

Bei einer solchen Substitution ist aber <strong>von</strong> vornherein<br />

zu berücksichtigen, daß sie in der Regel nur die Möglichkeit<br />

bietet, die denotativ-wörtliche Bedeutung des<br />

Phraseologismus wiederzugeben, daß sie aber keine adäquate<br />

Entsprechung zu seinen expressiven <strong>und</strong> stilistischen<br />

Konnotationen sein kann, da sie in den meisten<br />

Fällen die Bildhaftigkeit des Phraseologismus aufhebt.<br />

(Gläser 1986a:16f.)<br />

Die Bedeutung eines Phraseologismus ist also zusammengesetzt aus einem<br />

denotativen Kern <strong>und</strong> einer Reihe spezifischer konnotativer Bedeutungselemente,<br />

die ihm aufgr<strong>und</strong> seiner besonderen Merkmale - den sogenannten<br />

phraseologischen Gr<strong>und</strong>begriffen - anhaften. Im Bereich des Konnotats weisen<br />

Phraseologismen demnach einen semantischen <strong>Mehrwert</strong> auf, denn sie bieten<br />

vielfältige Schattierungs- <strong>und</strong> Nuancierungsmöglichkeiten durch ihre<br />

konnotative Potenzen. "In stärkerem Maße als die denotative Bedeutung [...]<br />

sind Konnotationen <strong>von</strong> Einstellungen, Wertungen <strong>und</strong> Emotionen der<br />

Sprachträger bestimmt, doch lassen sich auch hier aus der subjektiven<br />

Sprachverwendung Verallgemeinerungen hinsichtlich des gesellschaftlichen<br />

Sprachgebrauchs treffen" (Gläser 1986a:31ff) 153 .<br />

Diese Verallgemeinerungen sind determiniert durch das gemeinsame<br />

Hintergr<strong>und</strong>wissen, das sogenannte "kollektive Wissen" ("common sense";<br />

Sandig 1991:225; vgl. Feilke 1989) der Mitglieder einer Sprach- <strong>und</strong> Kulturgemeinschaft.<br />

Phraseologismen sind in einem kulturellen Kontext verankert:<br />

Ihnen liegt eine Verstehenspraxis zugr<strong>und</strong>e, die auf kulturellen Erfahrungen,<br />

sozialen Institutionen <strong>und</strong> Alltagskonventionen basiert (Günthner 1994:270f.).<br />

Sie sind Bestandteil des sprachlich fixierten kollektiven Erfahrungsschatzes<br />

einer Sprachgemeinschaft, indem sie als Erfahrungs-, Deutungs- <strong>und</strong> Handlungsschemata<br />

fungieren. Mit Phraseologismen werden Sachverhalte <strong>und</strong><br />

Handlungen <strong>von</strong> mehr oder weniger komplexer Art erfaßt, interpretiert,<br />

152 Dobrovol'skij, D. (1981): "Semanalyse bei der Untersuchung der phraseologischen<br />

Semantik". In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellschafts-<br />

<strong>und</strong> Sprachwissenschaftliche Reihe 30 (1981) 5, 444-448.<br />

153 Hier gilt die Feststellung der Semiotik (als der Theorie <strong>und</strong> Lehre <strong>von</strong> sprachlichen <strong>und</strong><br />

nichtsprachlichen Zeichen <strong>und</strong> Zeichenprozessen), daß "der Prozeß, der dem Lexem Leben gibt<br />

<strong>und</strong> es praktikabel macht, auf der Konnotation beruht", <strong>und</strong> daß die Konnotation verstanden<br />

werden kann als "die Gesamtheit aller kulturellen Einheiten, die <strong>von</strong> einer intensionellen<br />

Definition des Signifikans ins Spiel gebracht werden" (Eco 1988:108). Vgl. dazu Burger et al.<br />

(1982:66).<br />

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