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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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4 Der semantische <strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die <strong>Multifunktionalität</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

Verfasser mit seinen Äußerungen GEMEINT hat oder<br />

haben könnte.<br />

(<strong>von</strong> Polenz 1988:299f.) 157<br />

Von Polenz bezieht sich auf Hörmanns Theorie <strong>von</strong> der Sinnkonstanz, die<br />

entscheidet, ob beim Input <strong>von</strong> Texten durch Kontext <strong>und</strong> Weltwissen des<br />

Hörers Sinn erzeugt wird:<br />

Verstehen ist nicht das Codieren (oder Umcodieren)<br />

des sprachlichen Input, sondern ein Vorgang, in<br />

welchem <strong>und</strong> für welchen aus Anlaß des sprachlichen<br />

Input aus ins Bewußtsein tretenden schon vorhandenen<br />

Wissensbeständen <strong>und</strong> aus der einlaufenden 'sprachlichen<br />

Information' eine einheitliche, aber differenzierte<br />

semantische Beschreibung dessen aufgebaut wird, was<br />

sich uns als verstandener Text darstellt (<strong>und</strong> was mehr<br />

ist als das, was im Sinne des 'linguistischen Inputs' Text<br />

genannt wird).<br />

(Hörmann 1978:479f.)<br />

Zum Bedeuteten <strong>und</strong> Gemeinten kommen laut <strong>von</strong> Polenz (1988:302) noch<br />

Mitbedeutetes <strong>und</strong> Mitgemeintes hinzu; das sind Satzinhalte, die nicht sofort<br />

erkennbar sind, aber zum sprachlichen Ausdruck hinzugedacht werden müssen.<br />

Zu der Ebene des Mitbedeuteten gehören Konnotationen <strong>von</strong> Lexemen <strong>und</strong><br />

alles, was man beim sprachökonomisch verkürzenden Ausdruck (z.B. Ellipsen)<br />

regelhaft ergänzen kann. Zu der Ebene des Mitgemeinten gehört alles, <strong>von</strong> dem<br />

erwartet wird, daß Hörer/Leser es über das Sprachwissen hinaus MITVER-<br />

STEHEN können, <strong>und</strong> zwar durch Annahmen aufgr<strong>und</strong> ihrer Kenntnis <strong>und</strong><br />

Einschätzung <strong>von</strong> Kommunikationsprinzipien, Kontext, Person des Sprechers/<br />

Verfassers, Situation <strong>und</strong> Welt.<br />

Die geschilderten Gegebenheiten spielen für den postulierten semantischen<br />

<strong>Mehrwert</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen eine große Rolle. Aufgr<strong>und</strong> ihrer semantischen<br />

Komplexität, dem "Mehr" an Expressivität <strong>und</strong> Intensivität, bieten<br />

sie sowohl dem Sprecher/Schreiber als auch dem Hörer/Leser eine Vielzahl<br />

<strong>von</strong> Möglichkeiten, ein "Mehr" an persönlichen, sachlichen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Informationen auszudrücken bzw. zu verstehen. So können neben bestimmten<br />

Sprechereinstellungen, d.h. den Einstellungen des Sprechers zum Aussagegehalt<br />

einer Äußerung (<strong>von</strong> Gewißheit <strong>und</strong> Vermutung über Distanzierung <strong>und</strong><br />

Bewertung bis zu Wollen, Erwarten, Hoffen usw.; vgl. <strong>von</strong> Polenz 1988:212),<br />

157<br />

Vgl. dazu auch Lenke/Lutz/Sprenger (1995:27,115 <strong>und</strong> Kapitel 3.3, "Kommunikation als<br />

Handlung", 120-147).<br />

108

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