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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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4 Der semantische <strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die <strong>Multifunktionalität</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

1987:267). Die als "Mißgriff der Lexikographen" bezeichnete Markierungspraxis<br />

wird als verkürzend <strong>und</strong> ungenau kritisiert. Als Illustration für das weit<br />

verbreitete "irrtümliche Abschieben in die Umgangssprache" weist Kühn auf<br />

das Idiomatische Wörterbuch der deutschen Sprache (1992) der Duden-Reihe<br />

hin, wo eine willkürliche Auswahl <strong>von</strong> 72 Phraseologismen ergibt, daß 62 da<strong>von</strong><br />

als "umgangssprachlich" - ohne weitere Angabe <strong>von</strong> Gründen - markiert<br />

sind. 134<br />

Von größerer Wichtigkeit für entsprechende Beurteilungen <strong>und</strong> Untersuchungen<br />

ist nach Auffassung der oben genannten Sprachwissenschaftler die<br />

sogenannte "stilistische Potenz" (Burger 1973:95) der Phraseologismen. Damit<br />

ist zum einen die bildhafte Motivierung vieler Phraseologismen (insbesondere<br />

der Idiome) gemeint, die aufgr<strong>und</strong> dieser Eigenschaft als besonders "treffend"<br />

gelten. Zum anderen wird <strong>von</strong> ihrer höheren Überzeugungskraft gegenüber<br />

freien Verbindungen wegen ihrer vorgeformten, festen Gestalt gesprochen. Die<br />

den Phraseologismen zugestandene expressive <strong>und</strong> intensivierende Qualität<br />

(vgl. Gläser 1986b:42; Roos 1992:192) rührt daher, daß sie Abstraktes oftmals<br />

in anschaulichen Bildern formulieren - ein Umstand, der den besonderen<br />

stilistischen Wert der Phraseologismen im Vergleich zu freien Verbindungen<br />

ausmacht.<br />

Dieser stilistische Wert wird bei Abwandlungen nun aber noch um ein<br />

Vielfaches potenziert; aus der Struktur <strong>und</strong> den semantischen Eigenschaften<br />

der Phraseologismen ergeben sich bemerkenswerte stilistische Möglichkeiten.<br />

So ist es zum Beispiel charakteristisch für die Sprache der Werbung <strong>und</strong> der<br />

Presse, daß Phraseologismen "gebrochen", verfremdet <strong>und</strong> abgewandelt<br />

werden (Burger 1973:97) 135 . Der stilistische Effekt der Substitution einer<br />

Komponente des Phraseologismus, der Umkehrung einer Paarformel oder des<br />

Weglassens eines Elementes liegt unter anderem darin, daß etwas allzu<br />

Bekanntes <strong>und</strong> nahezu Stereotypes verfremdet <strong>und</strong> dadurch in den Mittelpunkt<br />

der Aufmerksamkeit gerückt wird. Auch durch ihre potentielle Doppeldeutigkeit<br />

sind Phraseologismen beliebte Stilmittel <strong>und</strong> werden bevorzugt für<br />

Sprachspiele (puns) in Zeitungsüberschriften <strong>und</strong> Werbeanzeigen eingesetzt<br />

(Roos 1992:193). Sämtliche Verfahren dieser Art können die idiomatische<br />

134 Zu den Verbesserungsvorschlägen Kühns siehe Punkt 4.2 der vorliegenden Arbeit.<br />

135 Vgl. Punkt 3.2.3.2 dieser Arbeit, "Modifikationen".<br />

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