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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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2 Gegenstand <strong>und</strong> Betrachtungsweisen der Phraseologie<br />

mit sich. Phraseologismen sind vorgefertigte Einheiten, die im Lexikon der<br />

Sprache gespeichert <strong>und</strong> damit in der Kommunikation nicht produziert, sondern<br />

reproduziert werden (Gläser 1986a:15). Zusätzliche distinktive Merkmale<br />

<strong>von</strong> Phraseologismen sind ihre semantische <strong>und</strong> syntaktische Stabilität, deren<br />

Nachweis durch Testverfahren wie den Eliminierungs- oder den Substitutionstest<br />

erbracht werden kann. Dabei formt eine Eliminierung <strong>von</strong> Konstituenten<br />

den Phraseologismus zu einem Syntagma um <strong>und</strong> entzieht ihm zugleich seinen<br />

idiomatischen Gehalt. Gleiches geschieht bei einer Substitution <strong>von</strong> Konstituenten,<br />

wobei lexikalisierte synonyme Varianten möglich sind, die zu keinem<br />

Verlust der Idiomatizität führen (Gläser 1986a:20f.) 59 . Gläser versteht unter der<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen semantischen <strong>und</strong> syntaktischen Stabilität eines Phraseologismus,<br />

"daß er eine festgefügte Einheit des Lexikons ist <strong>und</strong> daß seine<br />

syntagmatische <strong>und</strong> paradigmatische Eingliederung in den Satz nach syntaktischen<br />

Regeln erfolgt. Seine Festigkeit ist jedoch nicht absolut zu sehen, sondern<br />

kann im Laufe der Zeit durch den Sprachgebrauch gelockert <strong>und</strong> durch<br />

usuelle Varianten einzelner Konstituenten modifiziert werden" (Gläser<br />

1986a:20). Das lexikalisierte Variantenrepertoire eines Phraseologismus erreicht<br />

unter Umständen das Ausmaß einer Reihenbildung, was als Beweis für<br />

die relative Stabilität <strong>von</strong> Phraseologismen gilt.<br />

Außerdem ist es möglich, daß ein Phraseologismus mehrere Arten der<br />

Bedeutung aufweist. Gläser unterscheidet im Bereich des Denotats die denotativ-wörtliche<br />

<strong>und</strong> die denotativ-übertragene Bedeutung, im Bereich des Konnotats<br />

die expressiven <strong>und</strong> die stilistischen Konnotationen 60 . Die intensivierende<br />

Funktion, die als fakultatives Merkmal <strong>von</strong> Phraseologismen im Text zur<br />

Akzentuierung <strong>und</strong> Pointierung einer Aussage eingesetzt werden kann, findet<br />

sich insbesondere bei idiomatischen Phraseologismen, "die durch ihre expressiven<br />

<strong>und</strong> stilistischen Konnotationen einem Text emotionale Expressivität,<br />

Anschaulichkeit <strong>und</strong> Eindringlichkeit verleihen" (Gläser 1986a:38). Der Phra-<br />

59 Dazu mehr unter Punkt 3.2.3, 3.2.3.1, 3.2.3.2 der vorliegenden Arbeit.<br />

60 Die denotative Bedeutung bildet nach Gläser "das Zentrum jedes Semems <strong>und</strong> umfaßt sowohl<br />

das Objektabbild (den 'begrifflichen Kern') als auch die übertragene Bedeutung. Beide<br />

haben eine enge Wechselbeziehung in bezug auf die Motivation der übertragenen Bedeutung<br />

<strong>und</strong> in der Regel auch die gleiche usuelle Geltung. Das Objektabbild als Teil der denotativen<br />

Bedeutung wird gelegentlich auch als 'wörtliche', 'litterale', 'konkrete' oder 'gegenständliche'<br />

Bedeutung bezeichnet" (1986a:26). Wichtig ist diese Unterscheidung deshalb, weil Phraseologismen<br />

im Text oftmals in beiden Bedeutungen interpretiert werden können <strong>und</strong> so ein bestimmter<br />

stilistischer Effekt erzielt wird. Expressive <strong>und</strong> stilistische Konnotationen sind weniger<br />

usuell als es die denotative Bedeutung ist <strong>und</strong> bieten so Möglichkeiten für den individuellen<br />

(okkasionellen, aktuellen) Gebrauch eines Phraseologismus.<br />

38

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