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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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3 Das Wesen der Phraseologie als sprachliche Erscheinung<br />

long)). Pilz findet das Kriterium der Stabilität "sehr irreführend, denn fest im<br />

Sinne <strong>von</strong> 'unveränderbar' in jeder Beziehung sind nur wenige phraseologische<br />

Einheiten. Hier kann man besondere Gruppen, z.B. vollständige Sätze (How do<br />

you do?) PHRASEOLOGISCHE WORTPAARE (gang <strong>und</strong> gäbe) <strong>und</strong><br />

PHRASEOLOGISCHE VERGLEICHE (dumm wie Bohnenstroh) hervorheben"<br />

(Pilz 1978:46). Dagegen läßt sich allerdings einwenden, daß derart feste<br />

Strukturen eben auch eine Herausforderung zum kreativen Sprachspiel, zum<br />

Aufbrechen der fixierten Einheiten, sein können: "This fixity of idioms allows<br />

us to use them as the basis for jokey comments, e.g. 'storm in an eggcup'"<br />

(Jackson 1988:106). In einem bestimmten Kontext, je nach kommunikativer<br />

Funktion eines Textes, sind Variationen <strong>und</strong> Modifikationen 100 fester Wortverbindungen<br />

durchaus angebracht. Meistens geht es dabei nicht nur um das Aufbrechen<br />

der Stabilität, sondern auch um eine Bedeutungsveränderung, einen<br />

semantischen Prozeß 101 . Diese Art Sprachspiele sind vor allem in der Literatur,<br />

im Journalismus <strong>und</strong> in der Werbung äußerst beliebt <strong>und</strong> sollen deshalb im<br />

folgenden genauer betrachtet werden.<br />

3.2.3.1 Festigkeit <strong>und</strong> Variabilität<br />

Wenn man da<strong>von</strong> ausgeht, daß die Festigkeit ein wichtiges Merkmal <strong>von</strong><br />

Phraseologismen ist, wie läßt sich dann erklären, daß in einigen Beispielen die<br />

Redensarten in veränderter oder unüblicher Form auftreten, ohne daß wir das<br />

als besonders abweichend oder gar falsch empfinden?<br />

(Koller 1985:27f.)<br />

Wie bereits erwähnt, ist die Stabilität eines Phraseologismus gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

relativ; sie ist keine "absolute Größe" 102 . Für Burger et al. (1982:67) sind<br />

Festigkeit <strong>und</strong> Variabilität komplementäre Kategorien innerhalb der Phraseolo-<br />

100<br />

Zur Differenzierung <strong>von</strong> Variation <strong>und</strong> Modifikation vgl. Punkt 3.2.3.1 <strong>und</strong> 3.2.3.2 dieser<br />

Arbeit.<br />

101<br />

Hessky (1992:83) fügt in diesem Zusammenhang hinzu: "Des weiteren signalisieren verschiedene<br />

Modifikationen, semantische Prozesse, die sich in einem bestimmten Kontext an PE<br />

[phraseologischen Einheiten] abspielen können, daß weder die Ganzheitlichkeit der Semantik,<br />

noch die Stabilität der Verbindung <strong>von</strong> absoluter Geltung ist: 'Die textlinguistischen Untersuchungen<br />

der deutschsprachigen Phraseologie des letzten Jahrzehnts haben mit aller Deutlichkeit<br />

gezeigt, daß die Stabilität der phraseologischen Wortfügungen nicht absolut, sondern<br />

relativ zu verstehen ist. Sowohl die syntaktische Struktur als auch die lexikalischen Konstituenten<br />

der PE können im Text je nach der kommunikativen Aufgabe variiert oder modifiziert<br />

werden...' (Cernyseva 1984:20; auch Burger/Buhofer/Sialm 1982:28f. bzw. 67ff)".<br />

102<br />

Vgl. Burger (1973:97), Häusermann (1977:67), Thun (1978:201f.), Fleischer (1982:209),<br />

Burger/Buhofer/Sialm (1982:63f.).<br />

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