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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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2 Gegenstand <strong>und</strong> Betrachtungsweisen der Phraseologie<br />

An idiom is a grammatical form - single morpheme or<br />

composite form - the meaning of which is not deducible<br />

from its structure. By this definition, every morpheme<br />

is an idiom, since a morpheme has no grammatically<br />

relevant structure, but so are vast numbers of composite<br />

forms. There is no upper limit to the size of an idiom;<br />

one can validly conceive of a whole poem, or novel, or<br />

the King James version of the Bible, as a long idiom.<br />

(Hockett 1956:22)<br />

Diese radikale Konzeption <strong>von</strong> idioms vervielfacht die Terminologieverwirrung,<br />

denn sie umfaßt derart viele sprachliche Erscheinungen, daß eine<br />

Definition der "non-idioms" <strong>von</strong> größerem Nutzen wäre: "Obviously, idiom<br />

cannot be defined and identified satisfactorily on the basis of a single criterion<br />

if that criterion led to a catch-all definition" (Fernando/Flavell 1981:6). Trotz<br />

der offensichtlichen Schwächen seiner Ausführungen ist Hocketts Erkenntnis<br />

der Bedeutung des Kontextes für die Erfassung <strong>und</strong> Interpretation <strong>von</strong> Idiomen<br />

<strong>von</strong> gr<strong>und</strong>legender Relevanz für die nachfolgende Forschung. Unter dem<br />

sogenannten defining context versteht er sowohl die sprachliche als auch die<br />

nicht-sprachliche Umgebung eines Idiom, also das, was heute weitgehend als<br />

Kotext (sprachliches Umfeld) <strong>und</strong> Kontext (Gesprächssituation, Kommunikationssituation,<br />

soziokultureller Hintergr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Sprecher <strong>und</strong> Hörer)<br />

bezeichnet wird.<br />

Mit der Untersuchung englischer idioms befaßte sich auch die <strong>von</strong> K.L.<br />

Pike in den 50er Jahren entwickelte Sprach- <strong>und</strong> Grammatiktheorie der<br />

Tagmemik. Diese Richtung des amerikanischen Strukturalismus versucht,<br />

sprachliche Regularitäten im Zusammenhang mit soziokulturellem Verhalten<br />

zu beschreiben. In seinem dreiteiligen Werk Language in Relation to a Unified<br />

Theory of the Structure of Human Behavior (1954-60) entwirft Pike eine Art<br />

universelle Taxonomie menschlichen Verhaltens <strong>und</strong> geht dabei <strong>von</strong> einer<br />

engen systematischen Verknüpfung der verschiedenen Beschreibungsebenen<br />

aus. Entsprechend seines Konzeptes des Tagmems, einer Einheit aus slot <strong>und</strong><br />

filler (d.h. der syntaktischen Position bzw. Funktion <strong>und</strong> der sie füllenden part<br />

of speech), werden idioms als komplexe Einheiten angesehen, die im Satz die<br />

Funktion einer Formklasse bzw. Wortart übernehmen <strong>und</strong> deren<br />

Gesamtbedeutung nicht aus den jeweiligen Bedeutungen der einzelnen<br />

Komponenten herzuleiten ist. Pike selbst geht jedoch nur am Rande auf die<br />

sprachliche Erscheinung der idioms ein; erst der Tagmemiker A. Healey legt<br />

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