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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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4 Der semantische <strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die <strong>Multifunktionalität</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

tung, die Regionalität sowie die Zeitgeb<strong>und</strong>enheit des Gebrauchs <strong>von</strong> Phraseologismen.<br />

Palm (1989, 1991b, 1992, 1995) untersucht den Anteil der Konnotation<br />

<strong>und</strong> der Idiomatizität in der Semantik des Phraseologismus sogar im<br />

Rahmen eines <strong>von</strong> ihr entwickelten Modells der "Sem- <strong>und</strong> Konnotemanalyse"<br />

132 , dessen Sinn <strong>und</strong> Zweck allerdings bezweifelt wird (u.a. <strong>von</strong><br />

Günther 1994:183, der seine Ablehnung jedoch nicht begründet). Phraseologismen<br />

werden <strong>von</strong> ihr nicht im Textzusammenhang, sondern isoliert betrachtet<br />

<strong>und</strong> damit außerhalb ihrer spezifischen Verwendungsweise.<br />

Meist werden Phraseologismen der umgangssprachlich-saloppen oder<br />

der niederen Stilschicht zugeordnet, doch bereits Burger (1973:95) weist darauf<br />

hin, daß die stilistische Bewertung arbiträr <strong>und</strong> oft nicht weiter begründbar<br />

sei 133 . Koller (1977:56) präzisiert diese Vorbehalte in seiner Untersuchung <strong>von</strong><br />

Redensarten; seiner Meinung nach sind Stilschichtzuweisungen <strong>und</strong> Stilmarkierungen<br />

äußerst problematisch, da weder Textsorten <strong>und</strong> Textnormen noch<br />

Kommunikationssituationen berücksichtigt werden. Zudem bleiben semantische<br />

Aspekte bei solchen stilistischen Bewertungen außen vor. Mit Redensarten<br />

bzw. Phraseologismen können laut Koller spezifische "semantische Abschattungen"<br />

ausgedrückt werden - ein entscheidendes Kriterium für die semantische<br />

Differenzierung zwischen festen Wortgruppen <strong>und</strong> freien Verbindungen.<br />

Auch Fleischer (1982:202), der sich auf Koller beruft, weist eine zu einseitige<br />

Zuordnung <strong>von</strong> Phraseologismen zurück. Phraseologische Erscheinungen<br />

können, so Fleischer, in Abhängigkeit vom jeweiligen Text unterschiedlich<br />

verwendet werden <strong>und</strong> dementsprechend unterschiedliche stilistische Wertungen<br />

aufweisen. Kühn (1994:422) schließlich empfiehlt, insbesondere bei der<br />

lexikographischen Bedeutungsbeschreibung auf die "bisherige konnotative<br />

Markierung zur Stilfärbung (z.B. 'scherzhaft', 'verhüllend', 'spöttisch') <strong>und</strong> zur<br />

Stilschicht (z.B. vor allem 'ugs.') zugunsten <strong>von</strong> aussagekräftigen pragmatischen<br />

Kommentaren" zu verzichten (vgl. Kühn 1983:205ff, 1985:42,<br />

132 Der Begriff Sem stammt aus der Semantiktheorie <strong>von</strong> A.J. Greimas <strong>und</strong> bezeichnet die<br />

Gr<strong>und</strong>einheit der semantischen Analyse im Sinne <strong>von</strong> kleinsten distinktiven Bedeutungskomponenten,<br />

mittels derer die Gesamtbedeutung <strong>von</strong> sprachlichen Ausdrücken in Lexikoneinträgen<br />

beschrieben wird (Bußmann 1990:672). Analog dazu ist unter Konnotem die Gr<strong>und</strong>einheit<br />

der konnotativen Analyse im Sinne <strong>von</strong> kleinsten distinktiven Konnotationskomponenten zu<br />

verstehen.<br />

133 Der gleichen Meinung sind Götz (1976:67f.), Burger et al. (1982:130ff) u.a. Vgl. zu dieser<br />

Problematik auch Pilz (1981:105f.) <strong>und</strong> Wotjak (1992:19ff).<br />

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