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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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2 Gegenstand <strong>und</strong> Betrachtungsweisen der Phraseologie<br />

seologismus hat dabei als lexikalische Einheit Zeichencharakter; er benennt ein<br />

Denotat der objektiven Wirklichkeit <strong>und</strong> hat die gleiche nominative Funktion<br />

wie eine nicht-phraseologische Entsprechung in Form eines Einzellexems oder<br />

eines Syntagmas. Unter Beibehaltung der denotativen Bedeutung kann ein<br />

Phraseologismus durch eine solche Entsprechung (auch Substitution oder Paraphrase<br />

genannt) ersetzt werden, dabei gehen jedoch die expressiven <strong>und</strong> stilistischen<br />

Konnotationen, die Bildhaftigkeit <strong>und</strong> damit die potentielle intensivierende<br />

Funktion des Phraseologismus verloren (Gläser 1986a:17).<br />

Laut Gläser haben Phraseologismen mit einfachen <strong>und</strong> komplexen<br />

Wörtern die semiotische Eigenschaft der untrennbaren Einheit <strong>von</strong> Formativ<br />

(hier: lineare Einheit mit syntaktischer Funktion, sinnlich wahrnehmbarer<br />

Aspekt des sprachlichen Zeichens/Bezeichnendes) <strong>und</strong> Semem (hier: semantische<br />

Gr<strong>und</strong>einheit des Lexikons, lexikalische Bedeutung eines sprachlichen<br />

Zeichens/Bezeichnetes) gemeinsam. Aufgr<strong>und</strong> der Mehrgliedrigkeit <strong>und</strong> anderer<br />

Charakteristika <strong>von</strong> Phraseologismen gilt allerdings, daß deren Semem<br />

keine Addition der Einzelbedeutungen, sondern ein Produkt aus den einzelnen<br />

Semem-Komponenten der Konstituenten ist <strong>und</strong> sich somit eine neue semantische<br />

Qualität ergibt. Mit dieser Besonderheit geht das wichtige Kriterium der<br />

potentiellen Idiomatizität einher, daß am ausgeprägtesten beim Prototyp der<br />

Phraseologismen, dem Idiom, zum Tragen kommt (Gläser 1986a:19). Nach<br />

Berücksichtigung dieser Aspekte kommt Gläser zu folgender Definition <strong>von</strong><br />

Phraseologismen:<br />

Ein Phraseologismus ist ein stabiles, usuelles Wortgruppenlexem,<br />

dessen Formativ sich aus mehreren<br />

Konstituenten (Einzelwörtern) zusammensetzt <strong>und</strong> dessen<br />

Semem aus einer spezifischen Auswahl <strong>und</strong> Kombination<br />

<strong>von</strong> Semem-Komponenten der Konstituenten<br />

entsteht, wobei zusätzlich neue Komponenten <strong>und</strong> im<br />

Extremfall solche Komponenten hinzutreten können,<br />

die keinerlei Bezug zur denotativ-wörtlichen Bedeutung<br />

der Konstituenten mehr haben, was zur Idiomatisierung<br />

des Phraseologismus führt.<br />

(Gläser 1986a:19)<br />

Gläsers Definition <strong>und</strong> Wesensbestimmung zeigen, daß sie <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

im weiten Sinn 61 ausgeht. Dazu gehören neben Wortgruppen-<br />

61 Fleischer (1982:35) hat dieses <strong>von</strong> der Prager Schule entwickelte Konzept <strong>von</strong> Zentrum <strong>und</strong><br />

Peripherie auf den phraseologischen Bestand der deutschen Sprache angewandt <strong>und</strong> führt als<br />

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