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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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2 Gegenstand <strong>und</strong> Betrachtungsweisen der Phraseologie<br />

Aus pragmatischer Sicht gilt, daß die meisten Phraseologismen bezüglich<br />

ihrer kommunikativen (funktionalen, pragmatischen) Verwendbarkeit<br />

nicht festgelegt sind. Burger et al. (1982:41ff) nennen diese "pragmatisch<br />

neutrale Phraseologismen" <strong>und</strong> stellen ihnen die "pragmatisch markierten<br />

Phraseologismen" gegenüber. Zunächst konzentrierte sich das pragmatische<br />

Interesse der Phraseologie auf die Gruppe der pragmatisch markierten Phraseologismen,<br />

auch kommunikative Formeln, pragmatische Idiome/Phraseologismen<br />

oder Routineformeln genannt 77 . Dabei handelt es sich um "standardisierte,<br />

an rekurrente Situationen sozialer Interaktion geb<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> weitgehend vorhersagbare<br />

sprachliche Handlungsmuster, die in diesen Situationen selber<br />

Sprechakte oder Teile <strong>von</strong> Sprechakten konstituieren" (Sick 1993:60):<br />

Routineformeln sind sprachliche Ausdrücke, bei denen<br />

Situationen, Erwartungen, Wirkungen auf standardisierte<br />

Weise miteinander korreliert sind <strong>und</strong> die als solche<br />

wichtige Mittel der institutionalisierten Steuerung<br />

sozialen Verhaltens sind.<br />

(Coulmas 1981:16)<br />

Ihre wesentliche Funktion ist es, als in der Sprache<br />

fixierte Handlungsmuster den einzelnen Mitgliedern<br />

desselben sozio-kulturellen Systems adäquates <strong>und</strong><br />

gruppenkonformes Handeln im sozialen Verkehr zu<br />

ermöglichen.<br />

(Coulmas 1981:13f.)<br />

Vielfach findet sich auch die Bezeichnung "Leerformel" für diese Art<br />

Wortgruppen, denn ihre Bedeutung wird zurückgedrängt - es kommt zur<br />

"semantischen Entleerung" - zugunsten kommunikativer Funktionen. So dient<br />

die routinisierte Frage "Wie geht's?" im Deutschen bzw. "How are you?" im<br />

Englischen nur noch der Höflichkeit <strong>und</strong> Beziehungspflege, d.h. der<br />

Aufrechterhaltung einer Beziehung zwischen Kommunikationspartnern; solche<br />

Formeln fungieren vorwiegend als "Signale in bestimmten pragmatischen<br />

Situationen [...]: Guten Tag, Auf Wiedersehen, Guten Appetit" (Burger<br />

1973:58):<br />

Damit hatte die Phraseologie gewissermaßen ihre -<br />

wenn auch kleine - pragmatische Ecke, wiewohl Burger<br />

(1973, 60) noch daran zweifelte, ob diese Routineformeln<br />

'eher in einer Teiltheorie der Pragmatik als im<br />

77 Siehe Burger (1973:58ff), Pilz (1978:53f.,613-701; 1981:73ff,113ff; 1983b:347f.), Coulmas<br />

(1981), Fleischer (1982:130ff), Burger/Buhofer/Sialm (1982:105ff).<br />

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