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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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3 Das Wesen der Phraseologie als sprachliche Erscheinung<br />

gie, deren jeweiliges Verhältnis für die einzelnen Phraseologismentypen <strong>und</strong><br />

für jeden einzelnen Phraseologismus neu zu bestimmen ist. Eine Skala der Festigkeit<br />

103 bietet sich in diesem Zusammenhang an. Beim Pol "fest" anzusetzen<br />

sind demnach alle Phraseologismen, die keine Variabilität aufweisen, wobei<br />

Variabilität verstanden wird als "Spielraum, innerhalb dessen formale Veränderungen<br />

des Phraseologismus möglich sind, ohne daß die phraseologische<br />

Bedeutung verloren geht, wobei dieser Spielraum lexikographisch erfaßt werden<br />

kann <strong>und</strong> soll" (Burger et al. 1982:67). Beispiele für gänzlich feste Phraseologismen<br />

sind solche mit archaischen Elementen (spick and span, days of<br />

yore, goods and chattels) <strong>und</strong> sonstige hochgradig idiomatische Phraseologismen<br />

(let sleeping dogs lie, build castles in the air). Paradigmatische Veränderungen<br />

der Morphosyntax, wie Person, Kasus etc. sind allerdings meist<br />

möglich, wenn sie auch gewissen Beschränkungen unterliegen; so ist bei der<br />

phraseologischen Ganzheit spill the beans zwar die Tempusveränderung (He<br />

spilled the beans, He will spill the beans etc.), nicht aber die Passivtransformation<br />

durchführbar (*The beans were spilled by him) 104 .<br />

Als lexikalisch <strong>und</strong> syntaktisch variabel werden nun alle diejenigen<br />

Phraseologismen bezeichnet, die innerhalb der durch das Lexikon festgelegten<br />

Grenzen der Ausdrucksvariation möglich, d.h. lexikalisiert sind. Es handelt<br />

sich dabei um sogenannte usuelle Varianten, die im Sprachschatz etabliert sind.<br />

Beispiele für usuelle Varianten sind give someone grey hair(s), so still (quiet)<br />

you could (can) hear a pin drop oder keep up (with the times). Es lassen sich<br />

drei hauptsächliche Variationsmöglichkeiten feststellen: morphologische<br />

<strong>und</strong>/oder syntaktische Veränderungen einzelner Komponenten, Austausch einzelner<br />

lexikalischer Komponenten im Phraseologismus <strong>und</strong> Erweiterung oder<br />

Reduktion des Komponentenbestandes 105 . Geographische (dialektale/regionale),<br />

soziolektale <strong>und</strong> individuelle (idiolektale) Varianten spielen diesbezüglich<br />

eine wichtige Rolle; ihre Existenz verdeutlicht die Problematik der Abgrenzung<br />

<strong>von</strong> Varianten, mit der sich vor allem die Phraseographie konfrontiert<br />

sieht: Welche Varianten können als bekannt/institutionalisiert/konventionali-<br />

103 In Anlehnung an Frasers "frozenness hierarchy", vgl. Punkt 2.2.2 dieser Arbeit.<br />

104 Vgl. die Theorie der TG <strong>von</strong> der "transformationellen Defizienz" der idioms. Siehe auch<br />

Burger (1973:75), Fernando/Flavell (1981:39ff) <strong>und</strong> Gläser (1986a:20ff.).<br />

105 Barz (1992:29-31) unterscheidet zwischen morphemischen <strong>und</strong> topologischen Varianten<br />

(z.B. das ist gehüpft/gehupft wie gesprungen), grammatischen Varianten (z.B. jmdm. ein<br />

Loch/Löcher in den Bauch fragen) <strong>und</strong> lexikalischen Varianten (z.B. jmdn. auf den Leim/aufs<br />

Glatteis führen).<br />

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