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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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4 Der semantische <strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die <strong>Multifunktionalität</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

Auf diese Weise transportieren Phraseologismen Bedeutetes <strong>und</strong> Gemeintes<br />

sowie Mitbedeutetes, Mitgemeintes <strong>und</strong> Mitzuverstehendes eingängig,<br />

anschaulich <strong>und</strong> besser verständlich. Die semantische Intensivität schafft<br />

zugleich die Voraussetzung dafür, daß der Hörer/Leser einen Text nicht nur als<br />

geordnete <strong>und</strong> stilistisch mehr oder weniger gefällig wirkende Abfolge <strong>von</strong><br />

Informationen aufnimmt, sondern auch als eine Stimulierung zum Assoziieren.<br />

Blumenthal (1983) spricht hier <strong>von</strong> der semantischen Dichte eines Textes,<br />

genauer <strong>von</strong> der Dichte des Netzes der Assoziationen innerhalb bestimmter<br />

Texte. Wichtig ist hierbei auch das Konzept der assoziativen Bedeutung,<br />

wonach Bedeutung den Wörtern nicht als Merkmal anhaftet, sondern <strong>von</strong> den<br />

Sprachbenutzern den Wörtern aktiv hinzugefügt wird: "Wörter sind also nicht<br />

Träger <strong>von</strong> Bedeutungen, sondern eine Art verbaler Hinweisreize, die im Hörer<br />

oder Leser bestimmte Vorgänge aktivieren können" (Palm 1995:94).<br />

Der potentielle Doppelsinn vieler Phraseologismen trägt ein übriges zur<br />

Vermittlung verschiedener Inhalte bei. Nicht nur der verborgene imaginative<br />

Anteil der phraseologischen Bedeutung wird genutzt, sondern die abstrakte <strong>und</strong><br />

die figurative Bedeutung der Verbindung verselbständigen sich, was in bestimmten<br />

Textsorten willkommenen Anlaß zu Sprachspielereien bietet. Die<br />

duale Kodierungstheorie <strong>von</strong> Paivio (1986; vgl. auch Häcki-Buhofer<br />

1989:166f. <strong>und</strong> Palm 1995:93f.) unterscheidet zwischen einem nonverbalen<br />

imaginalen, bildhaften System mit einem ebensolchen Kode <strong>und</strong> einem verbalen<br />

System mit einem verbalen Kode. Das erstere wird eingeschaltet bei konkreten<br />

Objekten, Ereignissen bzw. Bildern, das letztere bei der Bearbeitung<br />

<strong>von</strong> abstrakten linguistischen Informationen. Das imaginale <strong>und</strong> das verbale<br />

Kodiersystem sind miteinander verb<strong>und</strong>en, d.h., daß die zu verarbeitende<br />

Information dual, also imaginal <strong>und</strong> verbal kodiert wird. Konkrete Wörter<br />

werden demnach auf zwei Ebenen verarbeitet, während abstraktes Sprachmaterial<br />

nur im verbalen System verarbeitet wird. Die Konsequenz hieraus ist,<br />

daß dual kodierbares Sprachmaterial - beispielsweise bildhafte Phraseologismen<br />

- eine doppelte Informationsquelle bildet <strong>und</strong> deshalb leichter<br />

verstanden <strong>und</strong> erinnert wird. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Intentionen <strong>und</strong><br />

Einstellungen des Sprechers durch den Gebrauch <strong>von</strong> Phraseologismen beim<br />

Hörer "ankommen", ist deshalb ungleich höher als bei der Verwendung nichtphraseologischer<br />

Entsprechungen. Ein Phraseologismus wie get cold feet wird<br />

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