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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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5 Phraseologismen in der Werbung<br />

Die scheinbar sachliche Information <strong>und</strong> Argumentation in Slogans befriedigt<br />

das Verlangen der Konsumenten nach Kaufargumenten durch Scheinobjektivität.<br />

Leistungsgleiche Waren werden <strong>von</strong>einander abgegrenzt, indem<br />

der imaginäre Produktwert <strong>und</strong> dessen emotionaler Nebennutzen als reale<br />

Vorteile vermittelt werden. Der Appell des Slogans an emotionale Wünsche<br />

<strong>und</strong> Bedürfnisse der potentiellen Käufer ist eine weitere wichtige Funktion. Die<br />

Wunschziele <strong>und</strong> Leitbilder des K<strong>und</strong>en werden geweckt, so daß dieser sich<br />

mit dem durch den Slogan kreierten Produktimage identifiziert. Vielfach wird<br />

sogar ein artifizielles Autoritätsverhältnis aufgebaut; Macht <strong>und</strong> Kompetenz<br />

sollen durch entsprechende verbale Techniken ausgedrückt werden (z.B. durch<br />

imperativische Formen wie im Slogan "Dexatrim. Get the willpower. Lose the<br />

weight"). Der Slogan als "Identifikationsformel" vermittelt primär emotionale<br />

Nebenbedeutungen wie Sicherheit <strong>und</strong> Bestätigung, Befriedigung <strong>und</strong> Kraftgefühl.<br />

Neben den bereits erwähnten sprachlichen Besonderheiten, die die<br />

Form des Slogans häufig bestimmen, sind es Mehrdeutigkeiten, die den Rezipienten<br />

auffordern, sich mit dem Slogan gedanklich auseinanderzusetzen <strong>und</strong><br />

ihn für die eigenen Belange zu deuten (vgl. Möckelmann/Zander 1978:57). Die<br />

semantische Mehrdeutigkeit des Slogans, d.h. die Ambiguität, Mehrsinnigkeit<br />

<strong>und</strong> Dunkelheit seiner syntaktischen Verhältnisse <strong>und</strong> Sinnzusammenhänge,<br />

hat eine gewisse Unverbindlichkeit zur Folge. Die verschiedenen Bedeutungen<br />

überlagern einander <strong>und</strong> es entsteht eine Offenheit, in die der Adressat<br />

"angesichts der Unentschiedenheit der wörtlichen <strong>und</strong> grammatischen Bedeutungen<br />

verschiedenerlei logisch <strong>und</strong> emotional in ihn [den Slogan] investiert.<br />

Solche Bewegungsfreiheit des Konsumenten an der Oberfläche hilft, ihn darüber<br />

hinwegzutäuschen, daß er im Gr<strong>und</strong>e gegängelt wird" (Klotz 1963:103).<br />

Die sprachliche Verdichtung im Sinne der semantischen Mehrdeutigkeit<br />

ist eine Eigenschaft, die sich Slogans <strong>und</strong> Phraseologismen teilen; aus diesen<br />

<strong>und</strong> anderen Gründen - Slogans teilen mit Phraseologismen die Eigenschaft der<br />

Polylexikalität, Reproduzierbarkeit, (relativen) Fixiertheit sowie teilweise (graduellen)<br />

Idiomatizität - werden sie oft zu den Phraseologismen im weiteren<br />

Sinn gezählt (vgl. Burger 1991a, Palm 1995:6,62f.) 204 . Slogans, so stellte bereits<br />

Klotz (1963:98) fest, bedienen sich der Elemente <strong>von</strong> Sprichwort <strong>und</strong> Re-<br />

204<br />

Vgl. auch Alexanders (1978:8) Klassifikation der fixed expressions, siehe die Tabelle unter<br />

Punkt 2.2.2 dieser Arbeit.<br />

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