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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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4 Der semantische <strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die <strong>Multifunktionalität</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

Verhalten verharmlosen (vgl. Koller 1977:168), Argumentationen emotional<br />

akzentuieren <strong>und</strong> eignen sich durch ihre Vagheit <strong>und</strong> Flexibilität zur Benennung<br />

verschiedener Sachverhalte.<br />

Burger/Buhofer/Sialm (1982:106) fügen diesen Funktionen die rhetorische<br />

Funktion hinzu: Bestimmte Phraseologismen sollen ihren Benutzer vor<br />

allem in öffentlichen Situationen ins rechte Licht rücken. Auch die phatische<br />

Funktion, also die Beziehung der Kommunikationspartner, erscheint Burger et<br />

al. wichtig. Sie verweisen auf den Funktionenkatalog Regers (1980), der Metaphern<br />

<strong>und</strong> Idiome in der Anzeigenwerbung, der konventionellen Tagespresse<br />

<strong>und</strong> der Illustriertenpresse untersucht (vgl. auch Reger 1976, 1977, 1978).<br />

Reger fragt danach, was diese sprachlichen Ausdrucksmittel hinsichtlich der<br />

Sprache der jeweiligen Textsorte bewirken, wie <strong>und</strong> warum die Texter sie<br />

verwenden <strong>und</strong> wie sie auf die Leser wirken können. Seiner Meinung nach<br />

werden Idiome vor allem wegen ihrer metaphorischen Funktion, d.h. aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer Bildhaftigkeit <strong>und</strong> Anschaulichkeit eingesetzt; Reger stellt in diesem<br />

Zusammenhang in den <strong>von</strong> ihm untersuchten Textsorten eine Tendenz zur<br />

semantischen Aufwertung 140 fest. Trotz einer gewissen Übertriebenheit <strong>und</strong><br />

Effekthascherei spielt bei der Verwendung <strong>von</strong> Phraseologismen aber auch der<br />

Wille <strong>und</strong> Zwang zur Ökonomie eine Rolle. Die sprachökonomische Raffung<br />

bewirkt in den meisten Fällen eine bessere Verständlichkeit <strong>und</strong> erregt durch<br />

ihre "plastische, unmittelbar eingängige <strong>und</strong> emotionalisierte Aussage die<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong> das Interesse der Leser" (Reger 1976:229). Dabei bleibt<br />

die Möglichkeit der subjektiven Interpretation der Aussage durch den Leser<br />

aufgr<strong>und</strong> der Vagheit vieler Phraseologismen erhalten. Die potentielle<br />

"Mehrsinnigkeit" (Reger 1976:241) <strong>von</strong> Phraseologismen evoziert beim Rezipienten<br />

individuell verschiedene Assoziationen <strong>und</strong> spricht so eine große<br />

Gruppe unterschiedlicher Adressaten an. Phraseologismen eignen sich deshalb<br />

hervorragend für den Einsatz in Massenmedien; Burger (1987:11, vgl. auch<br />

Burger 1991a <strong>und</strong> 1991b) weist ihnen gar eine übergeordnete massenmediale<br />

Funktion zu. In Bezugnahme auf Koller (1977:141) widerlegt Burger in seinem<br />

Aufsatz (1987) dessen Behauptung, bei den genannten Phraseologismusfunktionen<br />

handele es sich vom sprachkritischen Standpunkt aus generell um<br />

manipulative Funktionen. Die bestehenden Unterschiede zwischen den ver-<br />

140 Vgl. Römer (1980); mehr dazu in Kapitel 5 dieser Arbeit.<br />

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