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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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5 Phraseologismen in der Werbung<br />

5.2.3 Das Spiel mit der wörtlichen <strong>und</strong> der idiomatischen Bedeutung <strong>von</strong><br />

Phraseologismen<br />

Auf die latent kreativen Potenzen des Wortgruppenlexems ist schon mehrfach<br />

hingewiesen worden. Diese mögen ihren Gr<strong>und</strong> haben in der komplexen Mehrwortstruktur,<br />

der relativen Festigkeit <strong>und</strong> vor allem wohl in den<br />

metaphorischen Prozessen, die der Idiomatizität zugr<strong>und</strong>e liegen. Besonders<br />

die durchsichtigen Metaphorisierungen eignen sich zum provokativen,<br />

kreativen Aufbrechen ihrer festen Strukturen, da sich mit dem doppelten Code<br />

der freien <strong>und</strong> idiomatischen Bedeutung hervorragend spielen läßt (Codeswitching).<br />

Beide Bedeutungsebenen können dabei im gleichen Ko- oder<br />

Kontext aktualisiert werden, was offenbar bei empfänglichen Naturen zu einem<br />

Lusterlebnis führt.<br />

(Palm 1995:62)<br />

Idiomatizität bedeutet, daß die Gesamtbedeutung einer Sprachsequenz<br />

etwas anderes ist als die Summe der Bedeutung der Einzelteile (vgl. Punkt<br />

3.2.4). Es existieren zwei Bedeutungsebenen, die idiomatische <strong>und</strong> die wörtliche,<br />

wobei Muttersprachler meist die lexikalisierte idiomatische Bedeutung<br />

als erste rezipieren. Ko- <strong>und</strong> Kontext können gegebenenfalls Hinweise auf das<br />

Inkrafttreten der wörtlichen Bedeutung geben <strong>und</strong> die Möglichkeit eröffnen,<br />

beide Ebenen auszuschöpfen. Sprachspiele dieser Art stechen sofort hervor,<br />

wenn Werbematerial auf die Verwendung <strong>von</strong> Phraseologismen untersucht<br />

wird. Es sind Phraseologismen im engeren Sinn, die Idiome der anglistischen<br />

Forschung, die den größten rhetorischen Effekt erzielen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

dualen Kodierung "Ausgangspunkt des kreativen Spiels mit Phrasemen, der<br />

simultanen (gleichzeitigen) Aktualisierung (Abrufung) beider Bedeutungen in<br />

einem Kontext oder einer Situation" (Palm 1995:3) 230 sind.<br />

Ein zusätzlicher Reiz dieses Sprachspiels ist die Tatsache, daß zwischen<br />

der wörtlichen <strong>und</strong> der idiomatischen Lesart oftmals kein "natürlicher" oder<br />

eindeutiger Zusammenhang besteht. Hier kommt es auf die verschiedenen<br />

Grade <strong>und</strong> Arten <strong>von</strong> Idiomatizität an (vgl. Punkt 3.2.4.1) - je höher der Grad<br />

an Idiomatizität, desto demotivierter die ursprüngliche Bedeutung <strong>und</strong> desto<br />

<strong>und</strong>urchsichtiger der Phraseologismus. Die Remotivierung <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

bedeutet dabei die erneute Aktualisierung der wörtlichen Bedeutung, die<br />

als Mitgemeintes lebendig bleibt: "Die Demotivierung ist also eine lexikalische<br />

Erscheinung, während die Remotivierung pragmatischer Natur ist" (Palm<br />

1995:85). Je nach Denotation <strong>und</strong> Konnotation des Phraseologismus, Textsorte<br />

230<br />

Vgl. die Bemerkungen zu Paivios (1986) dualer Kodierungstheorie unter Punkt 4.2.1 dieser<br />

Arbeit.<br />

194

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