05.03.2013 Aufrufe

Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4 Der semantische <strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die <strong>Multifunktionalität</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

(Fleischer 1982:205) <strong>und</strong> der Emotionalität. Diese semantische Auffälligkeit<br />

qualifiziert sie für charakteristische stilistische Verwendungen. Sandig schreibt<br />

vor allem Idiomen die Fähigkeit zu, die jeweiligen Adressaten auf besondere<br />

Art <strong>und</strong> Weise zu berücksichtigen, Aufmerksamkeit zu erregen <strong>und</strong> den Sachverhalt<br />

eindringlich <strong>und</strong> überzeugend darzustellen: "Um so mehr kann<br />

natürlich mit Abwandlungen <strong>von</strong> Idiomen [...] Aufmerksamkeit bewirkt<br />

werden" (1989:388).<br />

Die formelhafte Sprache ist also nicht nur ein sprachliches, sondern<br />

auch ein soziales <strong>und</strong> psychologisch-kognitives Problem 156 . Im Zusammenhang<br />

damit bietet sich zunächst die Unterscheidung zwischen Bedeutetem <strong>und</strong> Gemeintem<br />

an, wie sie <strong>von</strong> Polenz in seiner "Satzsemantik" durchführt:<br />

Bei bedeuten haben wir es mit einer EIGENSCHAFT<br />

abstrakter Dinge (Wörter, Sätze, Zeichen) zu tun, genauer:<br />

einer Beziehung zwischen einem Zeichen <strong>und</strong><br />

einem Inhalt, bei meinen dagegen mit einer kognitiven<br />

bzw. kommunikativen HANDLUNG <strong>von</strong> Sprechern/<br />

Verfassern. [...] Es ist ein gr<strong>und</strong>sätzlicher Unterschied<br />

zwischen dem, was Wörter <strong>und</strong> andere Ausdrucksformen<br />

bedeuten (lexikalische/usuelle Bedeutung), <strong>und</strong><br />

dem, was jemand bei ihrer Verwendung im Sprachverkehr<br />

mit ihnen MEINT (aktuelle/okkasionelle Bedeutung).<br />

(<strong>von</strong> Polenz 1988:289ff)<br />

Der Inhalt einer Äußerung besteht dabei nicht nur aus lexikalisiertem<br />

<strong>und</strong> reproduzierbaren Sprachwissen, sondern auch aus dem, was der Sprecher/<br />

Verfasser jeweils ausdrücken kann <strong>und</strong> will, aufgr<strong>und</strong> seiner Intentionen, seines<br />

Vorwissens, seiner Bildung, seiner Einstellung, seines Bewußtseins <strong>von</strong> der<br />

jeweiligen Kommunikationssituation usw. (<strong>von</strong> Polenz 1988:299). Dementsprechend<br />

gilt auf der Seite des Hörers/Lesers, daß das Verstehen einer<br />

Äußerung nicht nur<br />

[...] ein bloßer 'Empfang' fertiger transportierter Informationseinheiten<br />

[...] darstellt, sondern Ergebnis eines<br />

kombinierten HANDELNS des Rezipienten, nämlich<br />

eine Kombination aus einerseits ANWENDEN <strong>von</strong><br />

Sprachwissen (WIEDERERKENNEN <strong>von</strong> Ausdrucksformen<br />

<strong>und</strong> Bedeutungen) <strong>und</strong> andererseits<br />

ANNAHMEN MACHEN über das, was der Sprecher/<br />

156 Zu den psycholinguistischen Aspekten <strong>von</strong> Phraseologismen vgl. folgende Aufsätze: Eismann<br />

(1983); Häcki-Buhofer (1989); Schweigert (1991); Keysar/Bly (1995).<br />

107

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!