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Semantischer Mehrwert und Multifunktionalität von ...

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4 Der semantische <strong>Mehrwert</strong> <strong>und</strong> die <strong>Multifunktionalität</strong> <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

sprachliche Umgebung ein. Es sind die phraseologischen Merkmale, die auf<br />

eine formale <strong>und</strong> inhaltliche Verflechtung mit dem Text hinweisen: Phraseologismen<br />

besitzen textbildende <strong>und</strong> kreative Potenzen, die ihren Gr<strong>und</strong> in der<br />

Mehrgliedrigkeit, der (relativen) Festigkeit, den metaphorischen Prozessen der<br />

Idiomatizität <strong>und</strong> in der komplexen <strong>Mehrwert</strong>struktur haben.<br />

Das Konzept der textbildenden Potenzen findet sich erstmals bei Cernyseva<br />

161 , die zunächst russische <strong>und</strong> dann deutsche Phraseologismen nach diesem<br />

Kriterium untersucht. Dobrovol'skij (1980) bespricht den schwer zugänglichen<br />

Aufsatz Cernysevas (1974) in seinem Artikel "Zur Dialektik des Begriffs<br />

der textbildenden Potenzen <strong>von</strong> Phraseologismen" <strong>und</strong> zitiert ihre Definition:<br />

I. Cernyseva spricht zunächst <strong>von</strong> textbildenden Faktoren<br />

der Phraseologismen <strong>und</strong> versteht darunter die<br />

Realisation der linguistischen Eigenschaften der Phraseologismen,<br />

die es diesen sprachlichen Zeichen ermöglichen,<br />

neben den grammatischen <strong>und</strong> lexikalischen<br />

Mitteln der Sprache "jene Glieder in der Textstruktur<br />

zu generieren, die Elemente der Struktur <strong>und</strong> in<br />

einzelnen Fällen auch Verknüpfungsmittel <strong>von</strong><br />

Textfragmenten sind".<br />

(Dobrovol'skij 1980:690)<br />

Phraseologismen haben demnach die Fähigkeit, im Text als linguistische Einheit<br />

der Kommunikation bestimmte Funktionen zu übernehmen <strong>und</strong> so zum<br />

Aufbau der Textstruktur beizutragen (Sick 1993:230). Diese Fähigkeit zeichnet<br />

Phraseologismen im Unterschied zu Einzelwörtern besonders aus. Sie eignen<br />

sich als Mittel der strukturellen <strong>und</strong> semantischen Organisation des Textes, wie<br />

vor allem Gréciano in ihren Arbeiten (1987a, 1987b, 1987c) feststellt. Sie verwendet<br />

den Begriff der textbildenden Potenzen allerdings nicht ausdrücklich,<br />

sondern untersucht die diskursiven Funktionen der Phraseologismen als Elemente<br />

der diskursiven Strategie <strong>und</strong> Mechanismen der kreativen Textproduktion<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der drei Wesensmerkmale der Polylexikalität, der<br />

Festigkeit <strong>und</strong> der Figuriertheit (Gréciano 1987b:203, 1987c:206).<br />

Gréciano bedient sich zudem der Begriffe der Textverflechtung <strong>und</strong><br />

textuellen Vernetzung, um die Anpassungsmöglichkeiten <strong>von</strong> Phraseologismen<br />

an den jeweiligen Text zu beschreiben. Die Konzepte der Kohärenz als der<br />

inhaltlichen, konzeptuellen Vernetzung des Textes <strong>und</strong> der Kohäsion als der<br />

161 Cernyseva, I.: "Tekstoobrazujuscie potencii frazeologiceskich edinic". In: Lingvistika teksta<br />

2 (1974), S. 159-166; Cernyseva, I. : Feste Wortkomplexe des Deutschen in Sprache <strong>und</strong> Rede.<br />

Moskau 1980; so zitiert bei Sick (1993:230).<br />

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