Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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108 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
- die Dispersion mit einer weitgehenden Ausdünnung der Siedlungsstrukturen<br />
(Kapitel 4.2.4).<br />
Diese Optionen der Entwicklung der <strong>Dichte</strong> in schrumpfenden Städten werden im<br />
Folgenden diskutiert, anhand von Exkursen beispielhaft illustriert <strong>und</strong> in Kapitel<br />
4.2.5 abschließend verglichen. Quantitative Zielwerte angemessener <strong>Dichte</strong>n in<br />
schrumpfenden Städten fehlen in diesen Leitbildansätzen bisher weitgehend. Mit<br />
der Erarbeitung solcher Zielwerte beschäftigen sich die Kapitel 5 bis 9.<br />
4.2.1 Kontraktion<br />
Entsprechend dem Leitbild der kompakten Stadt streben Zielvorstellungen der Kontraktion<br />
nach der Erhaltung eines tragfähigen städtischen Kerns, nach einem konsequenten<br />
Rückbau von außen nach innen <strong>und</strong> der Erhaltung hoher <strong>Dichte</strong> in einem<br />
innerstädtischen Zentrum <strong>und</strong> Versorgungsschwerpunkt. Darüber hinaus wird auf<br />
die Schaffung einer klaren Grenze zur Landschaft, nachhaltige Stadtstrukturen <strong>und</strong><br />
eine hohe Lebensqualität abgezielt. Beispiele <strong>für</strong> solche kontraktiven Zielvorstellungen<br />
sind das von FUHRICH (2003, 602f.) entworfene Szenario ‚Bad Schlankstadt’ (s.<br />
Exkurs 4) <strong>und</strong> das von LANG <strong>und</strong> TENZ (2003, 135) entworfene Konzept der ‚Lean<br />
City’ (s. Exkurs 5).<br />
Exkurs 4: Szenario Bad Schlankstadt<br />
In seinem Szenario von der Stadtverschlankung aus dem hässlichen Schrumpfhausen zum<br />
schönen Bad Schlankstadt zeigt FUHRICH (2003, 603) wie sich eine von Verfalls- <strong>und</strong><br />
<strong>Schrumpfung</strong>sprozessen betroffene Stadt durch einen konsequenten Prozess der Stadtverschlankung<br />
zu einer kompakten Stadt mit hoher Lebensqualität entwickeln kann. Wesentliche<br />
Elemente dieses Prozesses sind der komplette Abriss einer von Bauschäden betroffenen<br />
Großwohnsiedlung, finanziert durch ein B<strong>und</strong>-Länderprogramm, sowie die Renaturierung<br />
der dadurch entstandenen Brachflächen. Durch ein Modellprojekt <strong>für</strong> differenzierte Recyclingverfahren<br />
erfährt das Bauhauptgewerbe einen Entwicklungsschub. Eine innerstädtische<br />
Brachfläche wird <strong>für</strong> die Anlage eines großen Sees genutzt, mit positiven Effekten <strong>für</strong><br />
das Stadtklima. Im weiteren Verlaufe wird das Urstromtal zurückgewonnen <strong>und</strong> die Stadtkante<br />
wieder zu einem klaren Übergang in die Landschaft ausgebildet. Die Stadt tritt der<br />
europäischen Bewegung zur „Slow City“ bei <strong>und</strong> Langsamkeit wird als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> nachhaltige<br />
Stadtentwicklung betont mit positiven Imageeffekten. Die Stadt übernimmt eine Vorreiterrolle<br />
im Aufgabenfeld der Stadtverschlankung, das von der Städtebauförderung anerkannt<br />
wird. Die Stadt entwickelt sich zu einer Ges<strong>und</strong>heitsstadt mit einem Schwerpunkt der<br />
gerontologischen Forschung <strong>und</strong> einer privaten Fachhochschule <strong>für</strong> Heilberufe. Weiterhin<br />
übernimmt sie Funktionen als Feriendomizil <strong>und</strong> Alterswohnsitz (FUHRICH 2003, 602).<br />
Exkurs 5: Lean City<br />
Die Lean City steht <strong>für</strong> eine Planungsphilosophie, die auf eine konsequente Nutzung der<br />
besonderen Entwicklungspotenziale unter Transformations- <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong>sbedingungen<br />
ausgerichtet ist. Wesentliche Voraussetzung ist die Erkenntnis, dass <strong>Schrumpfung</strong> kein vorübergehender,<br />
sondern ein dauerhafter Prozess ist, jedoch trotz aller mit ihm verb<strong>und</strong>enen<br />
Probleme vielfältige Möglichkeiten <strong>für</strong> eine qualitative, bestandsorientierte Stadtentwicklung<br />
bietet. Bei der Lean City handelt es sich nicht um ein klares räumliches Leitbild oder einen<br />
Maßnahmenkatalog, sondern vielmehr um eine gr<strong>und</strong>sätzliche Philosophie <strong>für</strong> die Planung<br />
unter <strong>Schrumpfung</strong>s- <strong>und</strong> Transformationsbedingungen. Wesentliche Bestandteile dieser<br />
Philosophie sind die Offenheit gegenüber <strong>Schrumpfung</strong>sprozessen <strong>und</strong> ein aus deren Potenzialen<br />
resultierender positiver Zukunftsentwurf, integrative anstelle sektoraler Sichtweisen<br />
sowie eine kooperative Stadtentwicklung (LANG, TENZ 2003, 190).<br />
Dennoch beinhaltet die Idee der Lean City auch einige gr<strong>und</strong>sätzliche Aussagen zur Stadtstruktur,<br />
die im Wesentlichen mit den Leitideen der kompakten Stadt übereinstimmen, wenn<br />
auch einige Aussagen auf polyzentrale <strong>und</strong> damit fragmentierte Siedlungsstrukturen hinweisen,<br />
die im folgenden Kapitel 4.2.2 näher erläutert werden: