Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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174 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
z. B. von 80 bis zum Teil weit über 100 Jahren bei Abwassernetzen (FREUDENBERG,<br />
KOZIOl 2003, 54), um langfristige Investitionen (HERZ 2004, 8; JOCHIMSEN 1995,<br />
491).<br />
Zentrale Systeme der stadttechnischen Ver- <strong>und</strong> Entsorgung ermöglichen häufig die<br />
Nutzung von economies of scale, d. h. bei einer großen Dimensionierung lassen<br />
sich die einzelnen Einheiten billiger produzieren (JENSSEN, KARAKOYUN 2005, 28).<br />
Aufgr<strong>und</strong> der hohen <strong>und</strong> langfristigen Kapitalbindung sowie der Kostenvorteile zentraler<br />
Systeme lassen sich Systeme der stadttechnischen Infrastruktur schwer an<br />
sich verändernde Bevölkerungs- <strong>und</strong> Siedlungsentwicklungen anpassen.<br />
Zudem erfordern zentrale Systeme der stadttechnischen Infrastruktur <strong>für</strong> ihre Funktionsfähigkeit<br />
eine Mindestgröße. Einzelne Systemteile funktionieren nur in Kombination<br />
mit anderen Systemkomponenten, z. B. vom Hausanschluss, über die innere<br />
Erschließung, die äußere Erschließung zu den zentralen Anlagen (JENSSEN, KARA-<br />
KOYUN 2005, 27). Aufgr<strong>und</strong> dieser technischen Unteilbarkeit (D'ALLEUX 1995, 1036;<br />
JOCHIMSEN 1995, 491) lassen sich die Systemkomponenten der stadttechnischen<br />
Ver- <strong>und</strong> Entsorgung ebenfalls nicht flexibel an die Bevölkerungsentwicklung anpassen<br />
(TIETZ 2006, 167). Die Netzgeb<strong>und</strong>enheit der stadttechnischen Infrastrukturen<br />
verursacht darüber hinaus eine Immobilität der stadttechnischen Ver- <strong>und</strong> Entsorgung<br />
(SCHILLER, SIEDENTOP 2005, 87).<br />
Ist die maximale Kapazität eines Infrastruktursystems erreicht, wird ein Ausbau des<br />
Systems erforderlich <strong>und</strong> es kommt zu Sprungkosten (GASSNER, THÜNKER 1992, 5;<br />
JENSSEN, KARAKOYUN 2005, 28). Bevölkerungsrückgänge führen zu einer Unterauslastung<br />
der Systeme, bei extremen Rückgängen verb<strong>und</strong>en mit der Notwendigkeit<br />
betriebstechnischer <strong>und</strong> baulicher Anpassungsmaßnahmen. Ebenso wie eine Anpassung<br />
an wachsende Nachfrage kann auch eine Anpassung an sinkende Nachfrage<br />
nur in bestimmten Stufen erfolgen (HERZ et al. 2005, 10).<br />
6.3 Stadttechnische Erschließung mit Trinkwasser, Abwasser,<br />
Fernwärme<br />
Für eine nähere Betrachtung werden diejenigen Medien ausgewählt, die aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer hohen siedlungsstrukturellen Abhängigkeit besonders von Bevölkerungs- <strong>und</strong><br />
<strong>Dichte</strong>rückgängen betroffen sind. Besondere Schwierigkeiten der Anpassung an<br />
<strong>Schrumpfung</strong>sbedingungen bestehen bei der Trinkwasserversorgung, der Abwasserentsorgung<br />
sowie bei der Fernwärmeversorgung (FREUDENBERG, KOZIOL 2003,<br />
10; HERZ et al. 2002, 52; MARSCHKE 2004, 80; SIEDENTOP et al. 2006, 38ff.).<br />
Neben den oben beschriebenen Merkmalen führen bei der Trinkwasserversorgung<br />
sowie der Abwasserentsorgung Versorgungspflicht sowie Anschluss- <strong>und</strong><br />
Benutzungszwang dazu, dass die Versorgung auch bei extremer Ausdünnung der<br />
Siedlungsstrukturen aufrecht erhalten werden muss <strong>und</strong> erschweren damit eine flexible<br />
Anpassung an Bevölkerungsrückgänge (TIETZ 2006, 157). Ein weiterer Gr<strong>und</strong><br />
<strong>für</strong> die Beschäftigung mit den Medien Wasser <strong>und</strong> Abwasser sind die hohen öffentlichen<br />
sowie privaten Kosten der Trinkwasserver- sowie der Abwasserentsorgung<br />
(SEITZ 2002, 37; SIEDENTOP et al. 2006, 40f.).<br />
Anders als bei Trinkwasser <strong>und</strong> Abwasser besteht bei der Fernwärme keine Versorgungspflicht,<br />
so dass sich die Frage nach der Versorgung mit Fernwärme in erster<br />
Linie als Frage nach der Effizienz <strong>für</strong> den Versorger stellt. Diese Effizienz ist abhängig<br />
von einer ausreichenden Liniendichte, die dann vorliegt, wenn Versorger ihre<br />
Abnehmer frei wählen können <strong>und</strong> nur die großen Potenziale entlang des Leitungs-