Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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Dichte und Schrumpfung – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 279 Schwellenkorridore minimaler Dichten einer empirischen Prüfung unterzogen werden können. Ein weiterer Forschungsbedarf besteht ebenso im Hinblick auf die Wechselwirkungen zwischen Dichte und stadtplanerischen Handlungsfeldern in schrumpfenden Städten. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass Dichte ein wichtiger Indikator zur Bewertung von Siedlungsstrukturen ist, ebenso wie eine Planungsgröße mit deren Hilfe Entwicklungsziele festgesetzt werden können. Neben den hier dargelegten Zusammenhängen zwischen Dichte und Handlungsfeldern der Stadtplanung bestehen weitere Wechselbeziehungen, die vor dem Hintergrund von Schrumpfungsprozessen einer weiteren Analyse bedürfen. Dies sind z. B. die Auswirkungen von Entdichtungsprozessen auf die stadtökologische Qualität, auf die Entwicklung von Bodenwerten und auf Prozesse der sozialen Segregation. Im Zuge der aktuellen Diskussion um den Klimawandel ist neben der langfristigen Finanzierbarkeit von Siedlungsstrukturen auch deren Ressourceneffizienz von besonderer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund sind die Zusammenhänge zwischen der Dichte von Siedlungsstrukturen und deren Ökoeffizienz einer intensiven Betrachtung zu unterziehen. Eine wesentliche Zukunftsaufgabe der Forschung liegt darin, den Paradigmenwechsel von einer wachstums- zu einer schrumpfungsorientierten Planung zu begleiten. Noch sind bestehende Orientierungswerte, Planungsphilosophien, -leitbilder und -instrumente sowie die Ausbildung von Planern weitestgehend durch Wachstumsvorstellungen geprägt. Auch wenn mit der Aufnahme des Stadtumbaus in § 171a bis d des BauGB bereits ein wichtiger Schritt zur Berücksichtigung von Schrumpfungsprozessen geleistet wurde, so ist das generelle Planungsverständnis noch stark von Wachstumsgedanken geprägt. Vor diesem Hintergrund sind Orientierungswerte, städtebauliche Leitbilder und Planungsinstrumente für schrumpfende Städte fortzuentwickeln, in Kooperation zwischen Wissenschaft und Planungspraxis. In Zukunft ist mit einer weiteren Polarisierung der Raumentwicklung in stark verdichtete Agglomerationsräume einerseits und ländliche Räume sehr geringer Dichten anderseits zu rechnen. Wachsende und schrumpfende Räume werden nebeneinander existieren. Daher können nicht mehr für alle Gebiete einheitliche Ziele und Standards gesetzt werden. Insbesondere im Hinblick auf die stadttechnische Ver- und Entsorgung sind regional differenzierte Standards zu entwickeln. Hierzu gehören Modifizierungen von Versorgungsstandards und die Nutzung dezentraler Ver- und Entsorgung in ländlichen Gebieten geringer Dichte. Eng verbunden mit der Frage nach regional differenzierten Versorgungsstandards ist auch die Frage nach Modellen der verursachergerechten Anlastung von Infrastrukturkosten. Bewohner verdichteter Strukturen sollten nicht länger die zusätzlichen Infrastrukturkosten in Gebieten geringer Dichte mitfinanzieren müssen. Nicht zuletzt stellt sich die Frage nach der Umsetzung von Zielen angemessener Dichten in schrumpfenden Städten. Obwohl eine Vielzahl der am Programm ‚Stadtumbau Ost’ beteiligten Städte Leitbilder der Kontraktion und damit der Sicherung verdichteter Strukturen anstrebt, vollzieht sich auch hier die Schrumpfung weitestgehend dispers. Vor diesem Hintergrund ist eine genaue Analyse derjenigen Faktoren erforderlich, die einem kompakten Rückbau entgegenstehen. Als häufige Begründung werden hierfür entgegenstehende Interessen, insbesondere von Akteuren der Wohnungswirtschaft, genannt. Auf Grundlage einer genauen Analyse der Ziele und Handlungslogiken verschiedener am Stadtumbau beteiligter Akteure sind Widersprüche und Synergien zu identifizieren. Weiterhin sollten Verfahren, Anreize
280 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 Dichte und Schrumpfung – Christiane Westphal und Instrumente ermittelt werden, die dazu beitragen können, dass die Interessen im Hinblick auf einen integrierten und aus gesamtgesellschaftlicher Sicht sinnvollen Stadtumbau in Einklang gebracht werden können.
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