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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 129<br />

me des MIV <strong>und</strong> eine Abnahme der Nachfrage nach Leistungen des ÖPNV erwarten<br />

(WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT BEIM BMVBW 2004, 11).<br />

Mit dem Rückgang der Zahl der Erwerbspersonen nimmt der Berufsverkehr ab, der<br />

heute trotz der Problematik von Spitzenlasten eine wesentliche tragende Säule des<br />

ÖPNV darstellt (TOPP 2006, 87). Die Verringerung der Fahrzeugauslastung mindert<br />

die Kostendeckung <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit, insbesondere des hochleistungsfähigen<br />

schienengeb<strong>und</strong>enen ÖPNV. Vor allem in peripheren <strong>und</strong> altindustrialisierten Räumen<br />

mit Entleerungstendenzen sowie Rückbauquartieren der Großwohnsiedlungen<br />

<strong>und</strong> Gründerzeitquartieren kann ein Rückbau der Verkehrsinfrastruktur bzw. eine<br />

Anpassung der Betriebsformen erforderlich werden, um Betriebs-, Unterhaltungs-<br />

<strong>und</strong> Erhaltungskosten zu reduzieren. Dies betrifft vor allem Großgefäße des ÖPNV<br />

(S-Bahn, Regionalbahn, Stadt-/Straßenbahn, Standardlinienbusse). Bei dem Erfordernis<br />

von Ersatzinvestitionen ist daher die Umstellung der Straßenbahn- <strong>und</strong><br />

Stadtbahnnetze auf Bus- <strong>und</strong> Stadtbussysteme zu prüfen (WISSENSCHAFTLICHER<br />

BEIRAT BEIM BMVBW 2004, 15). Bindungsfristen von Fördermitteln erschweren eine<br />

solche Systemanpassung allerdings dort, wo Straßenbahnsysteme nach der Wende<br />

mit hohem Aufwand modernisiert <strong>und</strong> ausgebaut wurden (BLÜMEL 2006, 205).<br />

In ländlich peripheren Räumen bedeutet der mittel- <strong>und</strong> langfristige Rückgang der<br />

Schülerzahlen reale Einnahmeverluste <strong>und</strong> damit eine erhebliche Zunahme der<br />

spezifischen Kosten je Fahrgast, so dass es zu Einschränkungen der Angebotsqualität<br />

oder des gesamten Angebots kommt. Aufgr<strong>und</strong> der Ausdünnung der Kindergärten<br />

<strong>und</strong> Schulen ist mit einer Verlängerung der Ausbildungswege zu rechnen (HOLZ-<br />

RAU, SCHEINER 2004, 343f.).<br />

Bei einer Verschlechterung des Angebots, z. B. durch verlängerte Taktzeiten <strong>und</strong><br />

eingestellte Linienäste, besteht die Gefahr einer weiteren Verkehrsverlagerung zugunsten<br />

des MIV. Entdichtungsprozesse in peripheren Räumen können eine sich<br />

selbst verstärkende Wirkung entfalten, wenn in Folge des Nachfragerückgangs Mobilitätsangebote<br />

nach Art, Qualität oder Quantität eingeschränkt werden <strong>und</strong> somit<br />

die Attraktivität des Standortes weiter sinkt (TOPP 2006, 90; WISSENSCHAFTLICHER<br />

BEIRAT BEIM BMVBW 2004, 2).<br />

Lösungen können hier wahrscheinlich nur durch alternative Bedienformen wie z. B.<br />

Bürgerbusse gef<strong>und</strong>en werden (AHRENS, HEINEMANN 2002, 65; WISSENSCHAFTLI-<br />

CHER BEIRAT BEIM BMVBW 2004, 15f.). Um einen weiteren Umstieg der verbleibenden<br />

K<strong>und</strong>en auf den MIV zu vermeiden, sollte allerdings die Qualität des ÖPNV-<br />

Angebots soweit wie möglich gehalten werden (HOLZ-RAU, SCHEINER 2004, 346).<br />

In ländlichen Räumen sehr geringer Bevölkerungsdichte (wie z. B. Nord-<br />

Brandenburg mit 20 EW/km²) sind jedoch bereits heute selbst flexible Angebote des<br />

ÖPNV wie Rufbus <strong>und</strong> Anruf-Sammeltaxi nicht mehr ohne massive öffentliche Zuschüsse<br />

realisierbar (TOPP 2006, 87). Für ges<strong>und</strong>heitlich eingeschränkte bzw. nicht<br />

über einen Pkw verfügende Menschen wird, in Folge von nicht vermeidbaren Einschränkungen<br />

im ÖPNV-Angebot, die Erreichbarkeit wichtiger Ziele wie Einzelhandel,<br />

medizinische Versorgung <strong>und</strong> Dienstleistungen zum Problem (HOLZ-RAU,<br />

SCHEINER 2004, 344).<br />

5.1.3 Kriterien angemessener <strong>Dichte</strong>n in schrumpfenden Städten aus<br />

Sicht des Verkehrs<br />

Dargestellt werden zum einen qualitative Zielrichtungen der Verkehrsentwicklung<br />

<strong>und</strong> zum anderen quantifizierte Zielwerte angemessener <strong>Dichte</strong>n in schrumpfenden

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