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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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86 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />

lungsweise <strong>und</strong> damit eine Begrenzung der Versiegelung (LOSCH 1992, 95f.), die<br />

Erhaltung <strong>und</strong> Vernetzung klimawirksamer Freiflächen (FUHRICH 2004, 84) <strong>und</strong> ein<br />

<strong>ökologische</strong>r Ausgleich auf dem Baugr<strong>und</strong>stück selbst, unter anderen zur Sicherung<br />

stadtklimatisch wichtiger Kaltluftströme (SIEVERTS 1997a, 84).<br />

Ebenso könne die Wohnzufriedenheit durch übermäßige Verdichtung beeinträchtigt<br />

werden, aufgr<strong>und</strong> sozialer Grenzen zu hoher Bevölkerungsdichten (BFLR 1996, 19;<br />

APEL et al. 2000, 62; HUTTER et al. 2004, 10f.). Soziale Konsequenzen einer maximierten<br />

baulichen Verdichtung seien weiterhin eine mögliche Verteuerung von Baulandpreisen<br />

<strong>und</strong> Wohnungsmieten mit der Gefahr einer Verschärfung der sozialen<br />

Ungleichheit der Wohnungsversorgung (KÜHN 1998, 501). Städtische Problemgebiete,<br />

z. B. des Programms „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf – die<br />

soziale Stadt“, seien häufig Gebiete mit hoher baulicher <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> ungenügender<br />

Versorgung mit Grün- <strong>und</strong> Freiflächen (APEL et al. 2000, 68).<br />

Das Leitbild der kompakten <strong>und</strong> verdichteten Stadt wird vor allem aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

mangelnden Umsetzbarkeit kritisiert, was sich insbesondere in den fortlaufenden<br />

Dispersionsprozessen an der städtischen Peripherie zeige (BECKER et al. 1999, 14;<br />

FÜRST et al. 1999, 77). Die Umsetzungsfähigkeit des Leitbilds hänge nicht allein von<br />

der räumlichen Planung ab, sondern von einem Zusammenwirken mit anderen Strategien,<br />

vor allem der Steuer-, Verkehrs-, Umwelt-, Rechts- <strong>und</strong> Wohnungspolitik<br />

(JESSEN 1999, 498).<br />

Daher komme die weitere Verfolgung dieses Leitbilds einer bloßen Beruhigung des<br />

Planergewissens gleich. Stattdessen gelte es vielmehr, die Realität der Auflösung<br />

der Städte <strong>und</strong> die Entwicklung von ‚Zwischenstädten’ anzuerkennen, <strong>und</strong> sich <strong>für</strong><br />

diese Räume, die durch eine wechselseitige Durchdringung von Siedlung <strong>und</strong> Freiraum,<br />

Stadt <strong>und</strong> Landschaft gekennzeichnet sind, neue Wahrnehmungsformen <strong>und</strong><br />

Handlungsspielräume zu erschließen (BECKER 1999, 459; KISTELLA 2000, 69; KÜHN<br />

1998, 495; SIEVERTS 1999, 35). Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> entwickelte sich eine Diskussion<br />

um die Entstehung disperser <strong>und</strong> fragmentierter Stadtstrukturen, die mit der<br />

Zwischenstadt <strong>und</strong> der Netzstadt beschrieben werden.<br />

3.5.2 Disperse Siedlungsmodelle: Zwischenstadt <strong>und</strong> Netzstadt<br />

In Reaktion auf die oben genannte Kritik am Leitbild der kompakten europäischen<br />

Stadt entwickelten einige Autoren den Ansatz der „Zwischenstadt“ oder der „Netzstadt“,<br />

nicht als Leitbild oder Zieldefinition, sondern vielmehr als beschreibendes<br />

Modell <strong>und</strong> Analyserahmen fragmentierter <strong>und</strong> disperser Siedlungsstrukturen (STEIN<br />

2006, 70ff.). Sie nehmen aktuelle Tendenzen einer fortschreitenden Entdichtung<br />

<strong>und</strong> Suburbanisierung von Siedlungsstrukturen als Ausgangspunkt ihrer Überlegungen<br />

<strong>und</strong> erkennen damit die Grenzen der Verdichtung an (JESSEN 1999, 499ff.).<br />

Sieverts versteht die Zwischenstadt als „verstädterte Landschaft“ <strong>und</strong> „verlandschaftete<br />

Stadt“:<br />

„Es ist die Stadt zwischen den alten historischen Stadtkernen <strong>und</strong> der offenen<br />

Landschaft, zwischen dem Ort als Lebensraum <strong>und</strong> den Nicht-Orten der Raumüberwindung,<br />

zwischen den kleinen örtlichen Wirtschaftskreisläufen <strong>und</strong> der<br />

Abhängigkeit vom Weltmarkt.“ (SIEVERTS 1997b, 7).<br />

Zwischenstädte sind heterogene Landschaften mit sowohl städtischen als auch<br />

ländlichen Eigenschaften, bestehend aus einem Nebeneinander mehr oder weniger<br />

dichter Nutzungen <strong>und</strong> Bebauungsformen: Einfamilienhausgebieten, Gewerbegebie-

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