Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 215<br />
Neben der <strong>Dichte</strong> sind vor allem die Höhe vorangegangener Investitionen in das<br />
Leitungsnetz <strong>und</strong> bisherige Abschreibungen <strong>für</strong> den Umfang der Steigerung der Pro-<br />
Kopf-Kosten verantwortlich (INTERVIEW 2; TIETZ 2006, 157). Weiterhin hängt die<br />
Entwicklung der Infrastrukturkosten wesentlich von den Investitionsstrategien der<br />
Unternehmen ab. Besonders hohe Kosten <strong>und</strong> Preise liegen bei Unternehmen vor,<br />
die vor Beginn der <strong>Schrumpfung</strong>sprozesse umfangreich in die Erneuerung der Netze<br />
<strong>und</strong> Anlagen investiert haben, so dass die bestehenden Systeme zu großen Teilen<br />
noch nicht abgeschrieben sind (INTERVIEWS 3; 4; 5). Ferner werden die Kosten<br />
bestimmt durch die Erschließungsform (z. B. hoher Aufwand bei kellerverlegten Leitungen),<br />
technische Voraussetzungen (z. B. Freispiegel- oder Druckleitungen, Einhaltungen<br />
des Mindestgefälles), geologische Verhältnisse <strong>und</strong> juristische Regelungen<br />
(z. B. der ‚Allgemeinen Bedingungen <strong>für</strong> die Versorgung’ (AVB)) (INTERVIEWS 2,<br />
3, 7; SPRINGER 2005).<br />
<strong>Schrumpfung</strong>sbedingte Kostenerhöhungen werden bisher vor allem näherungsweise<br />
anhand von Modellen oder exemplarischen Untersuchungen bestimmt, da bisher<br />
nur begrenzt unternehmensinterne Daten oder Erhebungen vorliegen (KOZIOL, WAL-<br />
THER 2006, 262). Gerade in Bezug auf die Bereitstellung von Kostendaten zeigen<br />
Gemeinden <strong>und</strong> Entsorger bisher eine geringe Kooperationsbereitschaft (JENSSEN,<br />
KARAKOYUN 2005, 38). Laut Aussagen der Unternehmen fehlen bisher entsprechende<br />
Erkenntnisse zur zukünftigen Kostenentwicklung im Zuge des Stadtumbaus<br />
(INTERVIEW 1).<br />
Im Einzelnen sind folgende Effekte der Kostensteigerungen im Zuge von schrumpfungsbedingten<br />
<strong>Dichte</strong>rückgängen zu unterscheiden:<br />
- Infolge reduzierter Nutzerzahlen werden verbleibende Fixkosten auf die immer<br />
geringer werdende Zahl der verbleibenden Nutzer verteilt, so dass die spezifischen<br />
Kosten je Nutzer steigen. Man spricht hierbei von Kostenremanenzen<br />
(Kapitel 8.4.1).<br />
- Direkte Folgekosten von Stadtumbaumaßnahmen sind Kosten <strong>für</strong> betriebstechnische<br />
Maßnahmen, investive Kosten <strong>für</strong> Stilllegung, Rückbau <strong>und</strong> Netzanpassung<br />
sowie Buchwertverluste (Kapitel 8.4.2).<br />
- Die Summe der beschriebenen Kostenarten bilden die Gesamtfolgekosten von<br />
Bevölkerungs- <strong>und</strong> <strong>Dichte</strong>rückgängen. Die Kostensteigerungen im Zuge von<br />
<strong>Schrumpfung</strong>sprozessen unterscheiden sich je nach der räumlichen Verteilung<br />
<strong>und</strong> Steuerung der Leerstandsentwicklung <strong>und</strong> der Verteilung des Rückbaus<br />
(Kapitel 8.4.3).<br />
8.4.1 Kostenremanenzen<br />
Im Zuge von Rückgängen der Einwohnerzahl <strong>und</strong> -dichte sind die Netze <strong>und</strong> Anlagen<br />
der stadttechnischen Infrastruktur an ehemals verdichteten Standorten immer<br />
weniger ausgelastet. Im Falle disperser Siedlungsentwicklung kommt ein zusätzlicher<br />
Erschließungsaufwand <strong>für</strong> die ins Umland gezogenen K<strong>und</strong>en hinzu. Im Verlauf<br />
dieses Prozesses steigen die Kosten der stadttechnischen Ver- <strong>und</strong> Entsorgung<br />
pro Kopf, da der hohe Anteil der Fixkosten (60-80 %) keine nachfrageproportionale<br />
Kostenreduktion erlaubt <strong>und</strong> demzufolge verbleibende Fixkosten auf immer weniger<br />
Nutzer verteilt werden (HERZ 2004, 17; SIEDENTOP et al. 2006, 13). Man spricht bei<br />
diesem Effekt von Kostenremanenzen.<br />
Vielfach wird davon ausgegangen, dass die Pro-Kopf-Kosten proportional zum Bevölkerungsrückgang<br />
<strong>und</strong> damit zum Rückgang der Einwohnerdichten steigen (HERZ