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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 137<br />

jeweiligen Kinderjahrgänge an der Gesamtbevölkerung ausgegangen wird. So nehmen<br />

REINHARDT, TRUDEL (1979, 43) auf der Gr<strong>und</strong>lage der damaligen Verhältnisse<br />

in Baden-Württemberg an, dass der prozentuale Anteil eines Geburtsjahrgangs an<br />

der Bevölkerung 1,13 % beträgt. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage definieren sie Orientierungswerte<br />

einer <strong>Dichte</strong> von 120 Einwohnern je ha Bruttowohnbauland <strong>für</strong> die Sicherstellung<br />

der fußläufigen Erreichbarkeit (350 m) des Kindergartens bei einer angenommen<br />

erforderlichen Mantelbevölkerung von 3.000 Einwohnern. In Sachsen werden<br />

<strong>für</strong> die derzeitigen Jahrgänge im Kindergartenalter allerdings nur noch Anteile von<br />

ca. 0,75 % der Gesamtbevölkerung erreicht (Eigene Berechnungen auf Gr<strong>und</strong>lage<br />

von Daten des STATISTISCHEN LANDESAMTS SACHSEN 2005, 37f.). Geht man wie<br />

REINHARDT <strong>und</strong> TRUDEL von einem Versorgungsgrad von 0,75 eines Jahrgangs sowie<br />

von einer Gruppengröße von 25 Kindern je Jahrgang aus, ergibt sich bei der<br />

aktuell deutlich geringeren Kinderdichte eine erforderliche Mantelbevölkerung von<br />

4.400 Einwohnern, während auch bei aktuellen Orientierungswerten noch von einer<br />

Mantelbevölkerung von 2.000-3.000 Einwohnern ausgegangen wird (KORDA 2005,<br />

122). Bei Beibehaltung des Ziels einer fußläufigen Erreichbarkeit in maximal 350 m<br />

Entfernung ist dementsprechend eine höhere Einwohnerdichte von 180 Einwohnern<br />

je ha Bruttowohnbauland erforderlich. Ebenso würde sich der von REINHARDT, TRU-<br />

DEL (1979, 44) formulierte Zielwert einer Einwohnerdichte von 100 Einwohnern je ha<br />

Bruttowohnbauland zur Gewährleistung der fußläufigen Erreichbarkeit (max. 700 m)<br />

einer vierzügigen Gr<strong>und</strong>schule mit einer Klassenstärke von 26 Schülern auf eine<br />

erforderliche Einwohnerdichte von 180 Einwohnern je ha erhöhen.<br />

Ebenso ist zu berücksichtigen, dass die in Tabelle 27 aufgelisteten Richt- <strong>und</strong> Orientierungswerte<br />

derzeit bereits nicht eingehalten werden können, vor allem im gering<br />

besiedelten ländlichen Raum. So ermittelten SIEDENTOP et al. (2006, 82) anhand<br />

einer Modellrechnung <strong>für</strong> die Region Havelland-Fläming folgende status-quo-<br />

Verteilung der aktuellen Entfernungen zwischen Wohnung <strong>und</strong> Einrichtung (dargestellt<br />

am Beispiel Gr<strong>und</strong>schule).<br />

Tabelle 28: Ermittelte Entfernung zwischen Wohnung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schule in<br />

der Region Havelland-Fläming unter status-quo Bedingungen 2003<br />

(Modifizierte Darstellung nach SIEDENTOP et al. 2006, 82)<br />

Wohnort der Nachfrager Für 50% … Für 75%... Für 95%...<br />

(Gemeindetyp) … der Nachfrager ist die nächste Gr<strong>und</strong>schule nicht weiter entfernt als<br />

Gering verdichtet 2,5 km 4,4 km 7,3 km<br />

Moderat verdichtet 1,1 km 1,8 km 3,7 km<br />

Verdichtet 0,7 km 1,2 km 2,1 km<br />

Der vielfach genannte Orientierungswert einer maximalen Entfernung von 700 m bis<br />

zur nächsten Gr<strong>und</strong>schule (KORDA 2005, 123; REINHARDT, TRUDEL 1979, 44) kann<br />

demzufolge lediglich <strong>für</strong> 50 % der Nachfrager in den verdichteten Gemeinden der<br />

Region erreicht werden.<br />

5.2.2 Soziale Infrastruktur <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong><br />

Sowohl Bevölkerungsrückgänge als auch der demographische Wandel haben Auswirkungen<br />

auf die Tragfähigkeit von Einrichtungen der sozialen Infrastruktur. Im Folgenden<br />

werden die generellen Auswirkungen dieser Prozesse beschrieben, der<br />

Anstieg der Pro-Kopf-Kosten bei sinkenden <strong>Dichte</strong>n dargestellt sowie Tragfähigkeitsschwellen<br />

von Einrichtungen der sozialen Infrastruktur diskutiert.

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