Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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78 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
mehr Urbanität zu erreichen (HUNGER 1994, 601). <strong>Dichte</strong>werte dieser Phase der<br />
zunehmenden Industrialisierung des Bauens streuen in den 1950er Jahren zwischen<br />
200 <strong>und</strong> 400 Einwohnern je ha (KADATZ 1997, 51). Tabelle 10 zeigt <strong>Dichte</strong>kennziffern<br />
von Wohngebieten der 1960er Jahre. Zu berücksichtigen ist, dass sich<br />
die Einwohnerdichten auf die Gesamtfläche des Wohngebiets beziehen <strong>und</strong> nicht<br />
auf die Größe des Netto- oder Bruttowohnbaulands. Geht man entsprechend der<br />
Werte in Tabelle 9 von einem Anteil des Nettowohnbaulands von 50 % an der Gesamtfläche<br />
des Wohngebiets aus, ergeben sich Werte der doppelten Einwohnerdichten<br />
von 540 bis 730 Einwohnern je ha Nettowohnbauland.<br />
Tabelle 10: <strong>Dichte</strong>kennziffern von Wohngebieten der 1960er Jahre<br />
(BAUAKADEMIE DER DDR 1975, 40f.)<br />
Baugebiet<br />
Halle-Neustadt<br />
(Wohnkomplex 2)<br />
Erfurt Johannesplatz<br />
Jena Lobeda-West<br />
Bauzeit 1965-1968 1965-1972 1966-1975<br />
Anzahl der Wohnungen 6.735 3.000 5.654<br />
Anzahl der Einwohner 20.000 8.100 21.732<br />
Gesamtfläche des Gebiets in ha 73,85 22,0 80<br />
Einwohnerdichte 271 365 270<br />
Entsprechende Ziele formuliert auch GABER (1965, 12) in seiner Dissertation „Die<br />
Wechselwirkungen zwischen Einwohnerdichte <strong>und</strong> Wohndichte“ mit dem Ziel einer<br />
Einwohnerdichte von 300 Einwohnern je ha Gesamtfläche des Wohngebiets, entsprechend<br />
einer Nettowohndichte von 600 Einwohnern je ha Nettowohnbauland.<br />
3.4.4 Extensiver Großsiedlungsbau (1970-1989)<br />
Mit Beginn der Ära Honecker wurde 1971 die Phase des extensiven Großsiedlungsbaus<br />
eingeläutet. So sieht der Beschluss des 8. Parteitags der SED von 1971 vor,<br />
die Wohnungsfrage als soziales Problem bis 1990 zu lösen. Darin wurde von 1971<br />
bis 1975 ein Neubau von 500.000 Wohneinheiten <strong>und</strong> von 1976 bis 1990 von<br />
3.000.000 Wohneinheiten angestrebt, die in Form von extensiven Großsiedlungen<br />
<strong>für</strong> 60.000 bis 100.000 Menschen errichtet werden sollten (KADATZ 1997, 63).<br />
Es entstand der Zwang zu einer immer rationelleren Bereitstellung von Wohnungen,<br />
ausgedrückt durch immer schärfer bemessene Richtwerte. Die in mäander- <strong>und</strong><br />
kurvenförmigen Bebauungen errichteten randstädtischen Wohnbaugebiete wurden<br />
zunehmend größer <strong>und</strong> immer dichter bebaut (HALLER 2002, 34; HUNGER 1994,<br />
606; KADATZ 1997, 63). Ziel war eine möglichst geringe Flächeninanspruchnahme<br />
<strong>für</strong> den Wohnungsbau (HUNGER 1994, 606f.; KADATZ 1997, 65).<br />
Folgerichtig wird eine hohe <strong>Dichte</strong> in den offiziellen Planungsdokumenten des Wohnungsbaus<br />
als wesentliche Voraussetzung zur Erreichung einer rationellen Flächennutzung<br />
benannt. In den ‚Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>und</strong> Kennziffern <strong>für</strong> Wohngebiete von<br />
1972’ wird der Wert einer Einwohnerdichte von 321 Einwohnern je ha Gesamtfläche<br />
des Wohngebiets als maximal erzielbarer <strong>Dichte</strong>wert bei einer fünfgeschossigen<br />
Bebauung angegeben (BAUAKADEMIE DER DDR 1972, 63). Da diese <strong>Dichte</strong>werte nur<br />
unter optimalen Voraussetzungen erreicht werden könnten, sei in der Praxis daher<br />
ein Abschlag von der maximal erzielbaren Einwohnerdichte von 10 bis 15 % möglich.<br />
Diese reduzierte <strong>Dichte</strong> von 270 Einwohnern je ha Wohngebiet dürfe allerdings<br />
bei mehrgeschossiger Bebauung (fünf bis sechs Geschosse) nicht unterschritten<br />
werden, eine <strong>Dichte</strong> von 320 Einwohnern je ha sollte angestrebt werden (BAUAKA-