Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

120 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 Dichte und Schrumpfung – Christiane Westphal
Arbeit, allein die Zusammenhänge zwischen den physischen Dichten und dem jeweiligen
Handlungsfeld, weitere relevante Rahmenbedingungen wie zum Beispiel
institutionelle Faktoren werden nicht berücksichtigt. Aufgrund des vielfältigen bereits
vorhandenen Materials werden in diesem Bereich keine eigenen Erhebungen
durchgeführt.
Die Texte sind dabei einheitlich strukturiert. Als erstes werden die Zusammenhänge
zwischen dem jeweiligen Handlungsfeld und den Bebauungs- und Einwohnerdichten
dargestellt, vor dem Hintergrund der üblichen – meist auf Wachstum orientierten
– Sichtweise. In einem zweiten Teil werden die Auswirkungen von Schrumpfungsprozessen
auf das Handlungsfeld unter besonderer Berücksichtigung der verringerten
Einwohner- und Bebauungsdichten dargestellt. Abschließend werden – soweit
dies anhand des aktuellen Forschungsstands möglich ist – qualitative und quantifizierte
Kriterien zur Bestimmung angemessener Dichten aus Sicht des jeweiligen
Handlungsfelds zusammengeführt. Dabei erfolgt eine Differenzierung anhand der
für ostdeutsche Städte relevanten Stadtstrukturtypen.
5.1 Verkehr
Im Folgenden werden allgemein die Zusammenhänge zwischen Dichte und Verkehrsaufwand
dargestellt, um anschließend die Auswirkungen von Schrumpfung in
Ostdeutschland auf den Verkehr zu erläutern. Abschließend werden Kriterien zur
Bestimmung angemessener Dichten in schrumpfenden Städten aus Sicht des Verkehrs
entwickelt, vor allem im Hinblick auf die Sicherung von Erreichbarkeiten und
von Mindeststandards für den ÖPNV.
5.1.1 Dichte und Verkehrsaufwand
Veränderungen der Dichte beeinflussen den Verkehrsaufwand. Im Folgenden wird
der Kreislauf beschrieben, wie Ausweitung und Entdichtung der Siedlungsstruktur
zu einem steigenden Verkehrsaufwand führen und umgekehrt. Anschließend wird
die Bedeutung der baulichen Dichte für die Wirtschaftlichkeit des ÖPNV sowie für
den Bedarf an Erschließungsflächen erläutert.
Kreislauf aus Entdichtung und Verkehrsaufwand
Im Zuge der Ausweitung der Siedlungsflächen und damit der Entdichtung von Siedlungsstrukturen
wird von einem sich selbst verstärkenden Kreislauf zwischen Verkehrswachstum
infolge der Ausdehnung einerseits und gleichzeitiger Entdichtung
der Siedlungsstruktur andererseits ausgegangen (s. Abbildung 35):
- Der zunehmende private Autobesitz beeinflusst die Standortwahl von Haushalten
und führt zu einer Ansiedlung von Wohnungen an geringer verdichten Standorten
im Umland.
- Daraus resultiert eine Ausweitung der Siedlungsflächen verbunden mit einer Entdichtung
und funktionellen Entflechtung der Siedlungsstrukturen.
- Dies wiederum führt zu einem höheren Verkehrsaufwand: zur Zunahme der Wegelängen,
zu schlechteren Voraussetzungen Wege mit dem Umweltverbund 25 zu-
25 Unter der Bezeichnung ‚Umweltverbund’ werden Fußgänger- und Radverkehr sowie der
öffentliche Personennahverkehr zusammengefasst. Ziel des Umweltverbunds ist eine Integration
dieser Verkehrsarten mit dem Ziel eine umweltfreundliche Alternative zum MIV
herzustellen.