Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 83<br />
Angestrebt wird die Begrenzung des Außenwachstums der Städte durch eine Innenentwicklung<br />
in Form einer qualifizierten Verdichtung (KÜHN 1998, 495). Eine<br />
hohe bauliche <strong>Dichte</strong> wird als wesentliches Merkmal des Leitbilds der kompakten<br />
Stadt angesehen, nicht zuletzt als Voraussetzung <strong>für</strong> Funktionsmischung <strong>und</strong> kurze<br />
Wege (BFLR 1996, 19f.; APEL et al. 2000, 57; LOSKE 1996, 100). Eine optimale<br />
Ausnutzung bereits besiedelter Flächen soll erreicht werden, indem bestehende<br />
<strong>Dichte</strong>vorgaben besser genutzt bzw. höhere <strong>Dichte</strong>werte zugelassen werden (FLA-<br />
CKE 2003, 97). Angestrebt wird nicht eine gleichmäßige Verdichtung <strong>und</strong> Funktionsmischung<br />
über das ganze Stadtgebiet, sondern eine differenzierte <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong><br />
Mischung, bei Erhalt <strong>und</strong> Stärkung der Zentren <strong>und</strong> der polyzentralen Strukturen der<br />
Subzentren (SANDER 1999, 477).<br />
Die Argumentation <strong>für</strong> eine Verdichtung beginnt zumeist bei der Kritik an den durch<br />
Suburbanisierungsprozesse zunehmend aufgelockerten Siedlungsstrukturen. Kritisiert<br />
wird vor allem der hohe Flächenverbrauch gering verdichteter Siedlungsformen.<br />
So stellt zum Beispiel die Studie ,Zukunftsfähiges Deutschland’ fest, dass in<br />
Siedlungen freistehender Einfamilienhäuser ca. 200 m² Nettowohnbauland je Einwohner<br />
beansprucht werden, was etwa dem dreifachen dessen entspricht, was bei<br />
flächensparenden verdichteten Einfamilienhäusern in Anspruch genommen wird<br />
(BUND, MISEREOR 1996, 112). Kritisiert wird die mit der gering verdichteten Siedlungsweise<br />
einhergehende Zerstörung der Freiflächen im Außenbereich, die als<br />
Ausgleichsflächen <strong>für</strong> ein ges<strong>und</strong>es Stadtklima benötigt werden (KRAU 1994, 217).<br />
Durch mit der Entdichtung <strong>und</strong> Entmischung einhergehende immer größere Entfernung<br />
zu Versorgungseinrichtungen <strong>und</strong> Arbeitsplätzen steigt die Abhängigkeit vom<br />
Pkw, da in dünner besiedelten Regionen keine Erschließung über den öffentlichen<br />
Personennahverkehr (ÖPNV) möglich ist (KRAU 1994, 216f.). Der Autoverkehr sei<br />
nicht nur Ursache, sondern auch Folge der aufgeblähten Siedlungsräume (MÖNNIN-<br />
GER 1994, 164).<br />
Dementsprechend werden die Vorteile der Verdichtung betont: Verdichtung ermögliche<br />
die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme im Außenbereich durch kompaktere<br />
Bebauung <strong>und</strong> damit die Erhaltung wichtiger Freiraumfunktionen (BFLR<br />
1996, 19; FLACKE 2003, 98; MICHAEL 1994, 6f.). Ebenso böten verdichtete Siedlungsformen<br />
die Chance der sparsamen Nutzung von Ressourcen durch effizientere<br />
Ver- <strong>und</strong> Entsorgung <strong>und</strong> eine bessere Erschließbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
(APEL et al. 2000, 62; BFLR 1996, 19; CHURCHMAN 1999, 398f.; FLACKE<br />
2003, 98; LOSKE 1996, 101)<br />
Auch wenn <strong>Dichte</strong> allein nicht automatisch zu Urbanität führe (KELLNER 1997, 67),<br />
so sei sie doch eine der zentralen Voraussetzungen urbaner Lebensweisen, in dem<br />
sie eine Vielfalt von Möglichkeiten, Angeboten <strong>und</strong> Gelegenheiten im Quartier schaffe.<br />
FELDTKELLER (2001, 34ff.) betont, dass durchaus eine unbefriedigte Nachfrage<br />
nach solchen urbanen Quartieren bestehe, da diese eine einfache Befriedigung der<br />
Alltagsbedürfnisse ermöglichten durch kurze Wege, Vielfalt des Austauschs <strong>und</strong><br />
Anregungen. Neben den vielfältigen Angeboten in fußläufiger Erreichbarkeit erlaubten<br />
dichtere Strukturen auch einen attraktiven ÖPNV, der wiederum die Möglichkeiten<br />
des Zugangs zu Angeboten verbessere (CHURCHMAN 1999, 400). Somit schlussfolgert<br />
MÖNNINGER:<br />
„<strong>Dichte</strong> ist nicht alles, aber ohne <strong>Dichte</strong> ist alles nichts.“ (MÖNNINGER 1994, 165)<br />
Demnach sei unstrittig, dass <strong>Dichte</strong>werte unter einer GFZ von 0,6 die Ausnahme<br />
bleiben sollten (AURICH 1997, 66). Die Maximaldichten <strong>und</strong> -größen <strong>für</strong> Neubauten