Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 271<br />
gangs von etwa 40 bis 50 % in Bezug zum Bemessungswert überschritten,<br />
kommt es jedoch zu massiven Kostensteigerungen. Problematisch sind <strong>Dichte</strong>rückgänge<br />
vor allem in Siedlungsstrukturen geringer <strong>Dichte</strong>, da hier bereits ohnehin<br />
ein hoher spezifischer Infrastrukturaufwand besteht, der bei weiteren <strong>Dichte</strong>rückgängen<br />
schnell auf sehr hohe Werte ansteigt.<br />
- Im Zuge einer weiteren demographischen <strong>Schrumpfung</strong> werden sich die Kostensteigerungen<br />
disperser <strong>Schrumpfung</strong> weiter verschärfen. Aktuelle Konzepte, die<br />
auf hohe Lebensqualität bei geringer <strong>Dichte</strong> setzen, stehen somit unter dem Vorbehalt<br />
der Finanzierbarkeit <strong>und</strong> – vor dem Hintergr<strong>und</strong> der hohen Materialintensität<br />
stadttechnischer Infrastrukturen – auch unter dem Vorbehalt <strong>ökologische</strong>r<br />
Tragfähigkeit.<br />
- Modellrechungen haben ergeben, dass der einwohnerspezifische Aufwand der<br />
stadttechnischen Ver- <strong>und</strong> Entsorgung bei disperser <strong>Schrumpfung</strong> um das Zwei-<br />
bis Dreifache höher ist als bei einer kompakten <strong>Schrumpfung</strong>, verb<strong>und</strong>en mit entsprechenden<br />
Kostensteigerungen sowie Steigerungen der Materialintensität. Auf<br />
Basis einer regressionsanalytischen Auswertung wurde geschätzt, dass bei einem<br />
Rückgang der Einwohnerdichte um 1 % der Erschließungsaufwand um bis<br />
zu 0,5 % ansteigt. Eine perforierte <strong>Schrumpfung</strong> in Stadtumbaugebieten kann 40-<br />
60 % höhere Kosten <strong>für</strong> Rückbau <strong>und</strong> Anpassung der stadttechnischen Infrastruktur<br />
verursachen, wie das Beispiel des Gebiets Turower Straße in Cottbus<br />
zeigt. Eine Auswertung von Modellrechnungen zur Entwicklung der stadttechnischen<br />
Gesamtfolgekosten von Bevölkerungs- <strong>und</strong> <strong>Dichte</strong>rückgängen hat gezeigt,<br />
dass disperse <strong>Schrumpfung</strong> zu etwa 15-20 % höheren Kosten führen kann als<br />
eine konzentrierte <strong>Schrumpfung</strong> von außen nach innen.<br />
Derzeitige Kostenstrukturen der stadttechnischen Ver- <strong>und</strong> Entsorgung berücksichtigen<br />
die Differenzen der Infrastrukturkosten von Siedlungsformen unterschiedlicher<br />
<strong>Dichte</strong> nicht. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> kann sich eine weitere Ausdünnung der Siedlungsstrukturen<br />
als sozial ungerecht erweisen, da die Bewohner verdichteter Gebiete<br />
die steigenden Kosten der Entdichtung über nicht verursachergerechte Infrastrukturtarife<br />
mit finanzieren.<br />
STADTUMBAU ERFORDERT EINE BESONDERE BERÜCKSICHTIGUNG DER STADTTECHNI-<br />
SCHEN INFRASTRUKTUR, KANN JEDOCH NICHT ALLEIN AUS SICHT DER STADTTECHNIK<br />
BETRIEBEN WERDEN<br />
Wie dargestellt können bei Missachtung der Belange der stadttechnischen Infrastruktur<br />
im Stadtumbau zum Teil gravierende Folgekosten entstehen. Gerade vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> der langfristigen Folgekosten siedlungsstruktureller Entscheidungen,<br />
die durch den künftigen Erhaltungsaufwand der Gebäude <strong>und</strong> Infrastrukturen<br />
verursacht werden, ist bereits heute eine bestmögliche Reduzierung dieser Folgekosten<br />
anzustreben. Dies kann insbesondere durch eine kostensensitive Siedlungsplanung<br />
erreicht werden, die eine Neuausweisung <strong>und</strong> -erschließung von Baugebieten<br />
auf der Grünen Wiese so weit wie möglich vermeidet.<br />
Stadtumbauprozesse können jedoch nicht allein vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Optimierung<br />
der stadttechnischen Ver- <strong>und</strong> Entsorgung betrieben werden. Während die<br />
Zielrichtungen der <strong>Dichte</strong>entwicklung aus Sicht von Verkehr <strong>und</strong> sozialer Infrastruktur<br />
weitestgehend mit den Zielen aus Sicht der stadttechnischen Infrastruktur übereinstimmen,<br />
gibt es auch entgegenstehende Belange, die gleichermaßen berücksichtigt<br />
werden müssen. Gerade im Hinblick auf eine ausreichende Freiraumversorgung<br />
sowie ein nachfragegerechtes Wohnungsangebot bestehen ebenso gute Ar-