Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 131<br />
auf, die bei abnehmender <strong>und</strong> alternder Bevölkerung noch stärker ins Gewicht<br />
fallen werden“ (HOLZ-RAU, SCHEINER 2004, 347).<br />
Zielwerte angemessener <strong>Dichte</strong>n in schrumpfenden Städten aus Sicht des<br />
Verkehrs<br />
Tabelle 22 stellt nach Stadtstrukturtypen differenzierte <strong>und</strong> quantifzierte Kriterien<br />
angemessener <strong>Dichte</strong>n in schrumpfenden Städten aus Sicht des Verkehrs dar. Dabei<br />
wird Bezug genommen auf die wesentlichen Ziele einer Sicherung von Mindestdichten<br />
zur Gewährleistung eines tragfähigen <strong>und</strong> attraktiven ÖPNV-Angebots sowie<br />
zur Minimierung des Gesamtverkehrsaufwands.<br />
Die abgeleiteten Kriterien wurden <strong>für</strong> städtische Räume ermittelt <strong>und</strong> gehen davon<br />
aus, dass ein tragfähiges <strong>und</strong> attraktives ÖPNV-Angebot ein wesentlicher Bestandteil<br />
städtischer Qualität ist, den es zu sichern gilt. Natürlich sind, bei entsprechenden<br />
gesamtgesellschaftlichen Entscheidungen <strong>für</strong> eine deutliche Herabsenkung derzeitiger<br />
Standards oder <strong>für</strong> drastische Kostensteigerungen auch alternative Konzepte<br />
bei deutlich geringeren <strong>Dichte</strong>n denkbar. Gerade <strong>für</strong> ländliche Räume sind anstelle<br />
einer Sicherung der hier angegebenen Mindestdichten vielmehr Konzepte alternativer<br />
Versorgungsstrukturen zu diskutieren.<br />
Entsprechend der unterschiedlichen Ausgangsdichten <strong>und</strong> spezifischen Qualitäten<br />
der Stadtstrukturtypen werden <strong>für</strong> das ÖPNV-Angebot unterschiedliche Versorgungsstandards<br />
angenommen, die zu erhalten sind <strong>und</strong> die zu den jeweiligen Mindestdichten<br />
führen. Während z. B. <strong>für</strong> innerstädtische gründerzeitliche Blockbebauung<br />
sowie <strong>für</strong> dichte Großwohnsiedlungen in Plattenbauweise eine schienengeb<strong>und</strong>ene<br />
Erschließung erhalten werden sollte, ist <strong>für</strong> gering verdichtete Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhausgebiete<br />
lediglich eine Erschließung durch den Busverkehr vorgesehen,<br />
die weitaus geringere <strong>Dichte</strong>n erfordert. Letztendlich ergeben sich <strong>für</strong> die verschiedenen<br />
Stadtstrukturtypen unterschiedliche Korridore angemessener <strong>Dichte</strong>n zur<br />
Sicherung eines tragfähigen ÖPNV, so sind <strong>für</strong> Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhausgebiete<br />
Geschossflächenzahlen zwischen 0,1 <strong>und</strong> 0,4 vorzusehen (entspricht 20 bis 80<br />
Einwohner je ha Nettowohnbauland) <strong>und</strong> <strong>für</strong> die innerstädtische gründerzeitliche<br />
Blockbebauung Geschossflächenzahlen von 0,9 bis 1,2 (entsprechend 200 bis 260<br />
Einwohner je ha Nettowohnbauland).<br />
Da die <strong>Dichte</strong>angaben, auf die hier zurückgegriffen wird, vorrangig auf Studien beruhen,<br />
die vor dem Hintergr<strong>und</strong> von Wachstum erarbeitet wurden, erfolgt eine Anpassung<br />
an schrumpfende Städte. So werden bei Ableitung der <strong>Dichte</strong>ziele aus den<br />
zitierten <strong>Dichte</strong>modellen westdeutscher Großstädte die Klassen der höchsten <strong>Dichte</strong>werte,<br />
die vor einem kernstädtischen Hintergr<strong>und</strong> gesetzt wurden, ausgeblendet<br />
<strong>und</strong> vor allem <strong>Dichte</strong>zielwerte <strong>für</strong> Wohnbebauung mittlerer oder geringer <strong>Dichte</strong>n<br />
herangezogen.<br />
Zu berücksichtigen ist, dass diese <strong>Dichte</strong>n schwerlich allein durch siedlungsstrukturelle<br />
Maßnahmen gesichert werden können. Vielmehr scheint eine Ergänzung durch<br />
fiskalische Maßnahmen sinnvoll (SIEDENTOP et al. 2005, 41). Ebenso sollten verkehrsplanerische<br />
Handlungsansätze wie z. B. Telematik oder Förderung von Car-<br />
Sharing genutzt werden, um noch kurzfristig auftretende Nachfragespitzen abzufedern<br />
<strong>und</strong> eine weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur bei abnehmender Bevölkerung<br />
zu vermeiden (AHRENS, HEINEMANN 2002, 66; HOLZ-RAU, SCHEINER 2004,<br />
347).